Archiv der Kategorie: Kunst & Kultur

Sonn-Tag und Nischen im Dasein

Derzeit scheint mein Leben zum großen Teil aus Pflichten zu bestehen, verbunden mit einer grandiosen Müdigkeit. Wer sich je quasi Berufs-begleitend um seine greisen Eltern gekümmert hat, die zudem nicht gerade nebenan und seit neulich auch getrennt voneinander wohnen, der versteht, was ich meine.

Um so wichtiger sind die Stunden zwischendurch. Ich mag keine klassischen Ausflüge mit dem Auto, Auto fahren bedeutet für mich nur weiteren Stress und wieder ohne Bewegung. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind keine wirkliche Alternative, von ihrem therapeutischen Nutzen in Sachen Menschheitsverständnis und Bewusstseinserweiterung, die eigene Art betreffend, mal abgesehen. Also Schuhe an und raus, dort wo ich lebe.

Die Hardt ist eines meiner Liebelingsziele, wenn auch in diesem Jahr total vertrocknet, wie überall. Ist schon erschreckend zu sehen und es scheint zu unserer neuen Normalität zu gehören. Der Ausblick vom Elisenturm ist dennoch immer wieder schön.

Und weiter geht es, die andere Talseite am Südhang hinauf, hin zum Unterbarmer Friedhof. Dort habe ich vor vielen Jahren mal ausgiebig Bilder gemacht, die leider verschollen sind oder besser aufgrund nicht vorhanden gewesener Datenbank-Zugriffsrechte mit dem ehemaligen blog.de untergegangen sind. Seis drum.

Ein Geschichts-trächtiger Ort und für mich auch ein Ort privater Erinnerungen, liegt er doch in der Nähe einer ehemaligen Wohung aus lange zurückliegenden Zeiten. Es hat etwas verwunschenes dort und ich bin immer wieder gerne hier, klettern und schwitzen Sommertags inbegriffen.

Alles in allem waren das gut 15000 Schritte – ich bin froh und dankbar, mich noch so bewegen zu können. Dass das nicht ewig anhält, sehe ich mit Blick auf meine Eltern gerade nur zu deutlich.

*

Absurd(ismus)

Manchmal gerate ich über scheinbar unverfängliche Diskussionen an die uralten Gegensätze der Menschheit. So geschehen HIER in einem Kommentar, den Sinn des Lebens betreffend. Die Vorgeschichte dreht sich um die vertrauten und altbekannten Ersatzbefriedigungen wie das Saufen oder das Fressen, oder, um es etwas gewählter auszudrücken, maßlose Nahrungs- und Genussmittelaufnahme.

Im Kontext mit der inneren Leere, die solch süchtiges Verhalten befeuert, gerate ich also wieder einmal über die alte Frage nach dem Sinn des Lebens (irgendwie normal für einen wie mich, der keine Lust auf Smalltalk hat …) zu dem im oben verlinkten Kommentar angesprochenen scheinbaren Unterschied zwischen den Begrifflichkeiten Sinn-los und Sinn-frei, werde als Antwort auf den Absurdismus unseres Daseins und seiner interessanten Definition auf Wikipedia verwiesen. Laut Camus gibt es Wiki zufolge drei Möglichkeiten, mit den Absurditäten des Lebens umzugehen:

  • Selbstmord, der gleich wieder verworfen wir, weil dieser auch die angenehmen Seiten des Lebens abschneidet.)
  • Religion, der Glaube an eine Existenz über dem Absurden, was laut Camus, weil scheinbar realitätsverweigernd, einem philosophischem Selbstmord gleichkäme und so gleichfalls  verworfen wird.
  • Die Annahme des Absurden durch Akzeptanz dessen, ohne zu resignieren. Camus ` Lösung der Wahl…

Philosophie mag ich sehr, sie hilft dem Geist, sich die Welt zu erklären. Stunde um Stunde kann ich solcher Art mit ebenso geneigten Menschen verbringen, das kann sehr erkenntnis- und lehrreich sein, spannend und unterhaltsam allemal. Philosophie könnte also erfüllend sein und beinahe jeder Religion den Sinn absprechen, wenn – ja wenn dem Geist und seinem Handlanger, dem so genannten Intellekt nicht enge Grenzen gesetzt wären.

Das Grundproblem ist ja, dass all die Worte irgendwo auf dem Weg vom Kopf in`s Herz verloren gehen, sich bei mir nicht als ein tragfähiges Gefühl manifestieren wollen und so, obgleich sehr unterhaltsam, nicht geeignet sind, Vertrauen in das Leben als solches aufzubauen, ganz zu schweigen von der Begrenztheit jeder, wenn auch Abend-füllender Diskussion.

So finden sich beim näheren Hinschauen durchaus Berührungspunkte zwischen der von Camus als Lösung vorgeschlagenen Akzeptanz der Absurditäten des Lebens und manchen Aussagen auch der christlichen Religion, ich denke da spontan an das mir so vertraute Gelassenheitsgebet, welches im Grunde nichts anderes aussagt (Dinge hinzunehmen, die nicht zu ändern sind).

Wenn`s nur immer so einfach wäre. Das größte Hindernis auf dem Weg dahin ist unser Ego mit seinem vermeintlich freien Willen und seinem Hang zur Selbstüberschätzung (Dinge ändern zu wollen, die eben nicht zu ändern sind). Wobei das Ego an sich schon seinen Sinn hat, ohne ein Mindestmaß davon würden wir glatt verhungern, Camus` verworfene Lösung Nummer 1 lässt grüßen. Das Maß der Dinge also wieder einmal – die Auseinandersetzung damit scheint fester Bestandteil meiner Lebens-Lektionen zu sein.

Bis ich in diesem bewegenden Thema wieder einmal ein kleines Stück weiter kommen darf, übe ich mich ein wenig in Zerstreuung und eben darin, die großen Fragen des Lebens nicht unbedingt ernster zu nehmen, als sie sind.

Musik ist dabei hilfreich …

*

Salzburg

Wir waren vor nunmehr vier Wochen in Salzburg, die Liebste aus beruflichen Gründen, und ich hatte Gelegenheit, mich umzuschauen. So kamen ca. 400 Bilder zusammen, die in Fleißarbeit ausarteten. Vorauswahl treffen, kategorisieren, bearbeiten, hochladen. Das übliche halt, nur viel, diesmal. Aber – es hat sich gelohnt, wie ich glaube, gut 130 haben es bis hierher geschafft. Was lange währt, wird auch mal fertig. Eine sehr sehenswerte, alte Stadt …

Viel Spaß beim schauen, vergrößern durch anklicken…

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Es war definitiv meine letzte weitere Bahnreise, angesichts der Verspätungen und des darauf folgenden Chaos. Schön wiederum ist die Muße beim reisen. Blick aus dem Fenster …

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Die Kleene hier schlief stundenlang auf dem miefigen Sitzpolster und bei ziemlicher Unruhe im Zug. Irgendwann deckte ihr Vater sie mit seiner Jacke zu …

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Wer neu ist in der Stadt, sucht erst einmal den Fluss mit seinem schönen Ufern und Brücken. Der weist dann auch den Weg in die wunderschöne Altstadt.

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Eine Brücke mit zahllosen Liebes-Schlössern.

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Viel Text für unbeschreibliche Liebe.

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Auch interessant, mancherlei Wirklichkeit geschuldet …

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Ausblicke vom Ufer …

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In dieses kleine, plüschige Cafe sind wir eingekehrt und haben vorzüglichen warmen Apfelstrudel mit eben solchen „Verlängerten“ genossen. Die freundliche Bedienung war reichlich im Stress, was nur zum Teil den zahlreichen Gästen geschuldet war. Vielmehr trieb eine extrem unsympathische, laute Chefin sie zur Eile. Was dem leckeren Kram keinen Abbruch tat.

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Abendstimmung …

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Die Altstadt – enge Gassen, kleine Geschäfte, ausgebaute Hinterhof-Passagen…die Stadt ist voll mit Geschichte und Kunst. Mir geht es mehr um die Stimmungen und um manche Details, die meine Aufmerksamkeit einfangen. Daneben die Parks mit allem was derzeit blüht und grünt und immer wieder die Festung, die mir in ihrer Gewalt nicht geheuer war, aber für die Zeit ihrer Erbauung spricht.

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Folklore …

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Wasser …

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Hinterhöfe…

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Posierende Japaner.

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Eine Skulptur.

Die leere Hülle als Symbol dessen,
was uns überlebt:
Die Liebe, die wir gaben,
die Werke, die wir schufen,
das Leid, das wir erduldeten.

Anna Chromy, „Die Pieta“

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Der Altstadt-Puff.

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Der Sünde zum Kontrast – Kirchen.

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Der Duft – hier unbeschreiblich.

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Die junge Frau ließ mich verweilen, ihr Spiel war traumhaft schön.

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Und wieder Kontrast …

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Eine Passage mit viel Keramik, sehr interessant anzuschauen, insgesamt und auch im Detail, wie ich finde.

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Der Künstler hat sich bestimmt etwas dabei gedacht …

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Schöne, kleine Läden.

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Zum Literatur-Fest waren zahlreiche Schaufenster mit Spruchwerk verziert.

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Unschuldig ?!

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Kitsch darf nicht fehlen.

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Und nochmal kurz zurück zur Uferpromenade – auch das gab`s zu kaufen.

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Ausblicke auf die allgegenwärtige Festung.

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Hier gefiel sie mir schon besser …

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Blicke in die Parkanlagen, am Tage und im abendlichen Zwielicht.

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Es gab sie also doch …

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Von denen stehen eine Menge in einem kleinen Park umher, einer soll hier reichen…

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Farbe …

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Getroffen …

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Lauschig.

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Später dann …

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Eine kleine Runde auf die Höhen über den Steilhängen. Tolle Aussichten auf das Tal, welches vor vielen Tausend Jahren ein riesiger, von Geröll aus den Bergen aufgestauter See war, wie mir eine Info-Tafel verriet. Die Stadt selbst steht heute auf einer ca. 20 Meter dicken Sedimentschicht aus dieser alten Zeit, was jedes Bauvorhaben ziemlich schwierig machen soll. Die Bilder sprechen für sich.

Blick den Steilhang hinauf…

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… und in`s Tal hinab.

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Oben auf den Höhen liegt auch das Wasserwerk Salzburgs. Es war drückend warm und so war die Aussicht auf einen Besuch dort verlockend.

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Blick in den gut gesicherten Speicher…

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Weiter unten – Ein spezieller Dachgarten.

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Ein anderer Aufstieg, vorbei an einem alten Nonnenkloster, ebenso mit tollen Ausblicken.

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Wieder unten, Türen & Tore…

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Auch das Portal der Uni passt irgendwie dazu …

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Auf dem Weg zur Uni liegt der botansche Garten.
Nicht spektakulär, aber sehr beschaulich.

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Zum Schluss noch Bilder, die irgendwie nirgendwohin passen wollen, aber es dennoch wert sind, gesehen zu werden.

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Hüpfkästchen mal anders.

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Schmiede-Kunst.

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Vorbildliche Fahrrad-Unterbringung für Anwohner – hierzu muss gesagt werden, dass das Parken von Autos in der Innnenstadt, so denn überhaupt erlaubt, richtig teuer ist.

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Hinterhof-Kunst – Wäre schön … die Katze hat was.

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Ansichten von der Uni-Seite her …

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Auch Er – herzerwärmend.

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Danke für die Geduld 🙂

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Ansichten eines Clowns

So von uns als gelungene Theater-Aufführung gesehen, gestern Abend im Schauspiel Köln, nach dem bekannten Roman von Heinrich Böll. Das Buch habe und kenne ich schon seit über 30 Jahren, zusammen mit allen anderen Büchern von Böll, die ich bekommen konnte. Er hat mir als junger Mann schon geholfen, die Welt meiner Eltern besser zu verstehen, mich in ihre Zeit hinein zu finden.

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Dieses Buch hat mich immer schon endlos traurig gemacht, und so ging es mir auch gestern Abend. Das hat hierbei nicht mit der Bigotterie der Nachkriegszeit zu tun, die im krassen Gegensatz zu dem „tausendjährigem Reich“ stand. Auch nicht mit der wundersamen Demokratisierung quasi über Nacht, die doch nur ein hauchzartes, fadenscheiniges Mäntelchen war und in Teilen immer noch ist.

Es ist das festhängen in irgendwelchen Dogmen, in Lebensbildern, projizierten Mustern, übergestülpten Lebensformen, die verhindern, zum wirklichen eigenem Wesenskern, zum eigenen Glück zu finden. Dazu gehört das ständige zitieren von irgendwelchen Phrasen und Stereotypen, die dem Ganzen seine Rechtfertigung geben sollen, dieses unselige Gebräu als Normalität im Sinne von „das macht man so“ verkaufen soll. 

Möchtegern-Majoritäten, Leit(d)kultur, Führungsanspruch.

Was hat all das mit mir zu tun, warum bewegt mich das so ? Es ist die Erinnerung an die „Vater-Worte“, die mir einst um die Ohren gehauen wurden. Worte, die er seinerseits als Kind hörte und in ihrer Tragweite nicht wirklich erfassen konnte (meine Eltern waren bei Kriegsende gerade 10 bzw. 11 Jahre jung). Worte, die er als Krücke für sich selbst nutzte, um irgendeinen Halt zu finden, nach gestohlener Kindheit und den Entbehrungen der Nachkriegsjahre. Worte, die mich ihn hassen lehrten, als Kind. Worte, die für Beschränkung und Zwang ebenso stehen können wie für Tugend, sofern sie dann nicht für sich allein stehen.

Prrreußische Orrrdnung und Sauberrrkeit.
Anstand und Disziplin.
Gesunderrr Körrrper, gesunderrr Geist.

Er konnte nicht anders.

Zum Total-Verweigerer a la Hans Schnier hat es bei mir nicht gereicht, statt dessen lief ich ihnen weg, diesen Worten. Nebenan in der Parallelwelt der synthetischen Träume war es wärmer, da war ich in scheinbarer Sicherheit, erst einmal. Es hat eine lange Weile gebraucht, in der „Realität“ leben zu können und eigene Träume haben zu dürfen.

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Einsamkeit und Sex und Mitleid

Und – nein, das ist keine Status-Beschreibung des momentanen Befindens, sondern es ist der Titel eine Filmes, den wir gestern kurzentschlossen besucht haben. Ein Nischen-Film, ideal für Programm-Kino, derzeit läuft er hier bei uns im Rex-Kino Wuppertal / Elberfeld, eine altehrwürdige Spielstätte in neuem Glanz.

Interessanter Weise startete die Spätvorstellung noch etwas später als geplant, derweil der Regisseur eingeladen war, nach der Abendvorstellung ein paar ausgesuchte Fragen zu beantworten. Wir durften als Gäste der Spätvorstellung schon etwas früher herein und der kurzen Vorstellung beiwohnen, ohne den Film gesehen zu haben, wie die anderen anwesenden Gäste.

Ein typischer Low-Budget Film, der aus immer wiederkehrenden Finanznöten alles in allem von der Idee, den gleichnamigen Roman von Helmut Krausser zu verfilmen, bis zur Fertigstellung an die 6 Jahre brauchte. Die über 30 Figuren des Romans wurden im Film aus Gründen der Übersicht auf 12 reduziert, was völlig ausreichend war.

Menschliche Beziehungen und die unterschiedlichsten Versuche, diese in glückliche Bahnen zu lenken stehen im Vordergrund dieser Tragikomödie, Einzelschicksale, die klassisch überhöht dargestellt miteinander verwoben sind. Der ehemalige Lehrer, der aufgrund einer Intrige Zwangs-pensioniert wurde – Der vor kurzem von seiner Escort-Lover-favorisierenden Frau verlassene Supermarkt-Leiter, in Dating-Portalen nach Erfüllung suchend – Der scheinbar vor Selbstbewusstsein strotzende Polizist und die traumatisierte Carla, die ihn anhimmelt – Der desillusionierte Familienvater mit Frau, 2 Töchtern und seinen Bienen, der eigentlich eher auf Männer steht – Janine, die Künstlerin, ebenfalls in Dating-Portalen unterwegs, Mahmud, der Arab, welcher Svenja (eine Tochter des Familienvaters) gegen Geld gerne lecken möchte – Aaron, Kind freikirchlicher Eltern mit irdischen Gelüsten.

Die Darsteller sind toll, keinem ging es dem Vernehmen nach am Ende noch um`s Geld, sondern darum, dieses fesselnde Projekt zu einem guten Schluss zu führen. Super Kamera-Führung und völlig bizarre Verwicklungen, garniert mit reichlich Nackt-Szenen lassen mich mal kichern, mal lachen, mal tief berührt sein. Menschen, die bis dahin ein so genanntes geordnetes Leben leben durften, verlassen diesen Film vielleicht  mit dem Gefühl
Na gut, war ganz nett, aber total überzogen.

Andere, mich selbst eingeschlossen, verlassen die Vorstellung mit einem eher merkwürdig durchwachsenem Gefühl, wohl wissend, dass das so genannte reale Leben mancherlei Kino-Künste locker toppen kann und keine Überzeichnung manchen Charakteren das Wasser reichen kann. Alles in allem ein gelungener Film ganz nach meinem Geschmack !

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Tschick

Am Donnerstag ist sie angelaufen, die Verfilmung von Wolfgang Herrndorfs Roman Tschick.  Das Buch habe ich berührt zu Ende gelesen, was längst nicht bei allen Büchern der Fall ist. Regie führte Fatih Akim, von dem wir vor einiger Zeit schon The Cut gesehen hatten. Das Buch vor dem geistigen Auge, dachte ich, der Film kann bei  guter Regie gut an das Original heran kommen. Also waren wir gestern mit den Kindern mal wieder im Kino, nach langer Zeit. Überrascht hat mich, das sogar das große Mainstream-Kino den Film zeigt, hätte ich ihn doch eher im Programmkino verortet.

Ein Road-Movie. Der Asi und der Psycho. Zwei 14-jährige hauen ab mit einem geklauten Lada, das große Ziel ist die Walachei, die Heimat von Tschicks Großvater. Wer Berlin kennt, weiß um den Begriff Walachei als Redewendung für ganz weit draußen. Wie die Geschichte am Ende ausgeht, wird schon zu Beginn klar. Darum ging es dem Autor auch nicht. Das Unterwegs ist wichtig und wird von den Schauspielern klasse dargestellt.

Ein Film, der mich sehr warm berührte. Auch ich wurde mal Psycho genannt 😉 Nur zum abhauen hat es nie gereicht. Meine Flucht ging nach innen.

Ist euch schon mal aufgefallen,
das Spiegel immer nur links und rechts vertauschen,
aber niemals oben und unten?

 (Isa, eine temporäre Reisebegleiterin der beiden)

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Lindau

Wieder einmal treibt mich eine Familienfeier um, dieses Mal an den Bodensee, nach Lindau. Der Anlass ist eine Deutsch/Armenisch – türkische Hochzeit, für mich einmal mehr der lebende Beweis, das teils sehr verschiedene und einander nicht immer wohlgesonnene Kulturen gut miteinander auskommen können, wenn sie nur wollen.

Das „Protokoll“ lässt uns aber genügend Zeit, einen kleinen Eindruck dieses alten Städtchens am östlichen Bodensee-Ende zu gewinnen. Die Anreise war etwas holperig, es gibt vom Tal der Wupper im tiefen Westen keine direkte Verbindung dorthin, zig verschiedene Autobahnen, kombiniert mit Landstraßen sind zwar eindrucksvoll, aber zeitfressend. Die letzten 50 Kilometer vor Lindau überholen mich permanent PS-Schleudern, keine unter 30000€. Willkommen im vor Geld stinkenden Drei-Länder-Eck. Ein kleine Überraschung dann vor Ort, einem kleinen Dorf nahe Lindau: Kein Netz, und das im D1-Netz. Willkommen in der Schweiz, steht auf meinem Schirm. Ja dann, Danke. Wenigstens gibt es WLAN in der Unterkunft.

Dörflich eben.

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Am Samstag dann gibt es besagte freie Zeit und wir machen uns auf die Socken. Lindau-Insel anschauen und eine Rundfahrt auf dem See ergibt sich auch. Diese ist allerdings, was Bilder angeht, wenig fruchtbar, derweil die Sonne sich zwar hervor traut, aber es nicht schafft, den zähen Dunst zu vertreiben.

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Am Ende der Runde wird die Sicht etwas besser.

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Glückstreffer…

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Lindau-Insel, eine sehr niedliche, kleine Altstadt mit schönen, alten Häusern, engen Gassen und sehr viel südlichem Flair.

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Dunkle Ecken…

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Botschaften in Kreide…

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Mammuts…

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Wir sind in Deutschland…

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Allerdings:

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Sehr gerne hier:

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Markt…

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Mein Favorit heute…

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Frecher Vogel…

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Die Natur ist der des Westens locker 10 Tage im voraus…

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Wovon hier noch nicht viel zu sehen ist.

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Der könnte auch in jeder anderen Stadt gefunden werden, aber dennoch…

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Oster-Nachlese auch hier.

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Unser Aufwärm-Cafe nach der verfrorenen Schiffstour.

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Letzte Bilder.

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Paderborn

Neulich führte uns die kleine Hexe oder besser deren bester Freund, der Rabe Abraxas nach Paderborn. Neben dem Theater-Besuch gab es auch ein wenig Zeit, die Stadt zu erkunden. Mein erster Eindruck war: Viel Wasser. Die Bilder sprechen für sich.

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Auf dem Weg zum Zentrum.

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Weihnachtsmarkt…

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Der Paderborner Dom.

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Der Dom innen, während es draußen dunkel wurde.

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Rette deine Seele…

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Blick in den Hof.

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Ein verschlossener, dunkler Gang.

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Licht…

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Wieder draußen.

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Auf dem Weg zurück…

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Ein letzter Blick auf den Dom.

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Kinder ihrer Zeit

Dieser Tage war bei den Bad Gandersheimer Domfestspielen Premiere von Jesus Christ Superstar und wir hatten das Glück, daran teilhaben zu dürfen. Neben dem Genuss der vielen tollen schauspielerischen Leistungen auf der Bühne in sengender Hitze kamen mir Erinnerungen an die Zeit der Uraufführung 1971.

Wir waren damals noch keine 10 Jahre alt und hörten die „Großen“ auf den Schulhöfen und Straßen singen, Armee-Brotbeutel-behangen, die stolz den Titel des Stückes via dicken Filzstift trugen. Sie, die „Großen“, nannte man später die „68er“, also vielfach die Kinder der aktiven Generation des „dritten Reiches“, Kinder also von Tätern, Opfern, Mitläufern, die in hilfloser Wut erleben mussten, wie stark die junge Bundesrepublik in (Innen-)Politik, Verwaltung und Jura von den scheinbar Blitz-gewandelten Schergen des Faschismus geprägt wurde. Kinder, die auf ihre Weise mit diesen Zorn umgingen, laut feiernd so ziemlich alles auf den Kopf stellten, was den Alten heilig war und das so genannte „Establishment“, das „System“ verkörperte. Kinder, die mit den Jahren mehrheitlich ihre Ideale vergaßen und schneller „etabliert“ waren, als sie je befürchteten. Kinder, denen heute, anno 2015 vielfach die Gnade zuteil wird, zeitig in den wohlverdienten Ruhestand gehen zu dürfen.

Selbst bin ich sicherlich kein typischer Vertreter der so genannten „Generation x“, also die letzten geburtenstarken Jahrgänge bis hin zu den Anfang der 70er Geborenen. Dennoch war mein Verhalten damals so untypisch nicht, mit meinen Versuchen, die 68er rechts überholen zu wollen in Sachen F(f)este feiern. Mir und meinesgleichen ging es allerdings nicht um irgendwelche Revolutionen, sondern eher um den großen Rausch, um`s breit sein, um Rock`n Roll sowie alle Arten von weiteren Ausschweifungen. Uns war zeitig klar, das wir keine Gnade erfahren können, das wir die erste Generation sind, die ganz ohne Krieg lernen darf, was es heißt, sich reduzieren zu müssen. Nicht alle sind Gott sei Dank am Stoff hängen geblieben, aber alle, die nicht zeitig bremsen konnten, haben ihren Preis bezahlt. Wobei „zeitig“ durchaus dehnbar ist, siehe meine eigene Geschichte.

Zu meiner Geschichte zählt eben auch mein Glaube, zu dem ich allmählich gefunden habe in meinen trockenen Jahren, um dem Kreis wieder zu schließen. Darum stehe ich auch ein wenig zwiegespalten vor solchen Aufführungen wie Jesus Christ Superstar. Nicht, das ich meine religiösen Gefühle verletzt sehe oder dergleichen. Ein wenig fühlte ich mich auch an einen Gospel-Gottesdienst erinnert, der ja auch unserer zelebrierten Ernsthaftigkeit diametral gegenüber steht. Auf der einen Seite meine Erfahrung mit den Plänen Gottes, die mit unseren eigenen oft genug nicht viel zu tun haben. Die gewaltige Konsequenz, die er uns zukommen lassen kann für unser handeln oder unterlassen.  Andererseits ist das Leben ernst genug und Jesus war nicht nur Gottes Sohn, sondern eben auch der Menschen Sohn, was dem Ganzen seinen Schrecken nimmt.

Da ich trotz aller Mühe immer noch kein Heiliger geworden bin, erlaube ich mir am Ende noch einen kleinen Seitenhieb auf die 68er, sorry, liebe Gemeinde 😉

Viva la Revolution – war am Ende auch nur Opium…

Mojsche & Rejsele

Während sich gestern Nachmittag mehrere Gruppen extremistischer Demonstranten gegenseitig gern das Fell versohlen wollten und nur durch das kluge Engagement der Staatsdiener daran gehindert wurden, machten die Liebste und ich uns auf geheimnisvollen Pfaden um den Pöbel herum auf den Weg zu einer Theater-Aufführung. Unser Ziel war die Christian Morgenstern Schule in Wuppertal-Barmen.

Die Kinder der achten Klasse führen ein Klassenspiel auf. Was Jüdisches, sagt die Liebste im Vorfeld und ich denke, gut, mal schauen. Angekommen in der Mehrzweck-Halle der Förderschule finden wir Flyer auf den Stühlen über das Stück. Geahnt habe ich es schon, es spielt in Zeiten des Faschismus, des Massenmordes an den deutschen Juden Anfang der Vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Geschichte handelt vom polnischen Arzt Janusz Korczak, der auf für die damalige Zeit außergewöhnlich fortschrittliche Art ein Waisenhaus in Warschau betreute, von den Faschisten mit seinen Kindern in das Warschauer Getto zwangsumgesiedelt wurde und am Ende die Größe hatte, seine Kinder in das Vernichtungslager Treblinka zu begleiten, anstatt sich selbst mit von Freunden besorgten falschen Papieren zu retten.

Die Helden des Stückes sind neben dem Doktor eben Mojsche und Rejsele, die Hauptdarsteller einer fiktiven Liebesgeschichte, deren Handlung in dem Jugendroman von Karlijn Stoffels  in das von damals überlieferte Geschehen eingebettet wurde. Mojsche kommt mit 13 in das Waisenhaus und hat zunächst große Schwierigkeiten, sich aufgrund seiner Aggressionen, seiner Aufsässigkeit, in das Leben dort einzufügen. Rejsele wird im zur Seite gestellt, um ihm zu helfen, sich besser einzubringen und die beiden beginnen, sich zu mögen. Mojsche verlässt alsbald das Waisenhaus, um im Untergrund als Kurier tätig zu werden, sein Charakter zeichnet ihn dafür aus. Auch Rejsele übernimmt Botengänge aus dem Getto heraus und nach der Deportation verlieren sich die beiden aus den Augen. Bis sie als alte Menschen viele Jahrzehnte später wieder zusammen finden, über eine Radio-Reportage zu den Geschehnissen damals.

Bewundernd registriere ich die Begeisterung der Kinder für so ein schweres und trauriges Stück. Ein Hauptdarsteller spielt mit Krücken und geschienten Bein, nachdem er sich noch am Vorabend bei einem Fahrrad-Sturz das Knie angebrochen hatte. Sie sind mit ganzen Herzen, mit ganzer Seele dabei, während ich mehrere Male echte Mühe habe, meine Fassung zu wahren. Eigentlich möchte ich von der ganzen Zeit damals nichts mehr wissen, von den unfassbaren Verbrechen unserer Ahnen. Ich war das nicht, denke ich, das ist ein Problem meiner Großeltern, bzw. Urgroßeltern, die zumindest teilweise auch Täter waren. Ganz so einfach ist es indes nicht, denn hätte ich damals gelebt, wo hätte ich mich wiedergefunden, in so einer Zeit? Solche Gedanken beschäftigen mich, während ich die berührt, gerührt die Kinder sehe, die Improvisationen verfolge, über die 13, 14 jährigen Kid`s staune und mich auch für die Lehrer freue, die es geschafft haben, die Kinder solcher Art zu motivieren. Sie lernen hier etwas, was in keinem Lehrplan steht:

Engagement, Leidenschaft, und Selbstbewusstsein.

Wir waren beide noch lange gefangen von dem Stück, von dieser Stimmung, während wir durch die mittlerweile wieder stille Stadt den Heimweg antraten.

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