Archiv der Kategorie: So Zeilen

Soll und Haben

Hell – Dunkel
Essen, schlafen, arbeiten

Wenn Pflichten an`s Kreuz nageln

Alte Freunde bestenfalls
auf Beerdigungen gesehen werden

Einer allerdings
kam mich neulich besuchen
Des Nachts im Traum
Winkte zum Abschied

Bis Bald

Ein Grund zur Freude
Wäre er nicht
schon ein Jahr tot

Etwas schreit nach Korrektur
Zuviel Moll, zu wenig Dur

So viel zur Richtung
was fehlt, ist der Weg

*

Wespennester

In`s Blaue geschossen
und getroffen
Seit wann eigentlich
tarnen sich Wespennester blau ?

Deine Wahrheit
von mir gefühlt
hat schon die Farbe meines Denkens

Gewünscht habe ich Dir
was mir wichtig
Gut gemeint aber eben nicht Deines

Mein Wille
ist nicht Gottes Wille

Da gibt es anderes zu entdecken
für dich
etwas, was mir längst vertraut
soll nun auch dein Leben bereichern

Du schweigst sehr laut
Dein gutes Recht

Erfüllung und Erkenntnis
Das wünsche ich Dir
Mein Freund

Wo wart ihr ?

Wo wart ihr eigentlich
damals, vor fast 20 Jahren
dass ihr heute das Maul so weit aufreißt

euch empört
dass die Jugend sich nicht kümmert

Ihr wart zu feige
euch zu stellen
den Verhältnissen, wie sie waren

Zu egoistisch, euch zu engagieren
Seht zu, wie ihr eure Kinder groß bekommt, wir sind zu jung, um Großeltern zu sein.
das waren eure Worte
mit denen ihr erst einmal weg wart,
für das nächste halbe Jahr

Ihr meint ihn und trefft mich
alte Narben, roter Zorn
Euch werde ich nicht mehr berichten
weil es euch einen Scheiß interessiert
geheucheltes Interesse

Und ja, ihr habt alles richtig gemacht
seid nach wie vor über jeden Zweifel erhaben

Da ist nur eines
Leben ist endlich
Zahltag ist Zahltag

Von mir jedenfalls
bekommt ihr Basisversorgung
ein Auge auf euch
dass ihr nicht verwahrlost

Für euer Seelenheil
seid ihr selbst verantwortlich
Bekommt ihr schon hin

Ehren soll ich euch
Ehre dem, dem Ehre gebührt

Ein Auge auf euch
ist der Ehre genug

Wie sagt man?
Nestbeschmutzer ?
Meinetwegen
Besser als an diesen Worten ersticken

*

Vergebung?

Früher
da fühlte er sich geehrt
Wenn der Alte ihn verglich
Mit dem Vater seiner Frau
Dem Desperado
Dem Weltenbummler
Bunt schillernder Ausnahme-Opa

Bilder ändern sich mit der Zeit
Aus dem bunt schillernden Ahnen
wurde ein mutmaßlicher Wehrmacht-Verbrecher
Ein verletzender Zyniker
Ein scharfzüngiger Narzisst
Ein Unterhalt-Verweigerer

Nicht geändert hingegen
haben sich die Worte des Alten
Was früher schmeichelte
Wohltuend Distanz schaffte
verletzt heute
da beleidigend

Was es immer schon war

Mal `ne Frage nach da oben
Lässt mich hier Geschenke einpacken
zum Ehrenfest deines Sohnes
Mit Wut im Bauch
Alle Welt redet von Vergebung dieser Tage
Ich würde sie gern erleben
Fühlen

Sag`mal
wie geht das eigentlich ?!?

Sail

Manchmal verfeuere ich alles, um weiter zu kommen.
Manchmal verfeuere ich, weil ich etwas verfeuern will.
Manchmal werfe ich Schatzkisten Außenbords.
Manchmal finde ich überraschend Schlüssel,
lasse dem großen Vogel die Freiheit.
Manchmal steuere ich selbst, so gut ich kann.
Manchmal vertäue ich das Steuer.

Autopilot.

 

*

Beschränktes Sortiment

Wie kommt das eigentlich
Das im Bio-Supermarkt
so viele
verhärmte Gesichter
zu sehen sind

Kann wohl kaum
an der Ernährung liegen

Vielleicht sollten sie das Angebot erweitern

Glückseligkeit
Zufriedenheit
im Sonderangebot

Da sagen sie doch glatt
Wir sind keine Drogerie
Stoffwechsel-Fetischisten, diese

Auf dem Heimweg
vorbei an der dicken alten Kirche
da fällt es mir wieder ein
Preiswert sogar
Muss mich nur einlassen

*

Jagdgründe

Stete Winde trugen den fruchtbaren Boden fort
Niemand hinderte ihn daran
Regen findet keinen Halt
auf dem trockenen Boden

Aus saftigen Gras wird so Steppe
Felle hingegen
können schwimmen
Schneller, als dem Jäger lieb
der ihnen nicht folgen kann

Viele Junge suchen neue Weiden
Der Jäger spürt die Jahre
weiß, er kommt nicht mehr fort
trotzt dem staubigen Boden
das eine oder andere noch ab

Seine Gedanken kreisen um manche Gefährten
die den Preis für die Mühe bereits zahlten
Teils ihm schon voraus gingen
in die ewigen Jagdgründe

Die Hüter des Bodens dagegen
essen unverdientes fettes Fleisch
schlecht gesät und viel genommen
meißeln lieber Regeln in die Steine

Wirklich satt wird nur der Wind

 

 

Irrlichter

Blau und Grün
Tanzend umeinander
Dunkelheit rundherum

Wäre es ein Moor
könnte man meinen
die Irrwische ließen grüßen
Den Wanderer ins nasse Grab treiben wollend
Was stört er auch die Ruhe

Zwar ist der Regen ausdauernd
hier in den Bergen
Doch für`s Moor
reicht er nicht

Nur ein alter Güterbahnhof
Tote Gleise am Arbeitsweg
Irrlichter, die gelegentlich innehalten
Wenn Frauchen sie zur Ordnung ruft
Wollen nur spielen

Noch einmal davongekommen

Matrix

Jahrzehnte dauerte es
für das Kind, das gern verglichen wurde.
von jenen, die ein schönes Bild brauchten.

Bis zur Erkenntnis,
Ich bin nicht Du.

Zwischenzeitliche Fluchten vor dem Ich
in mancherlei Unmaß.
Gier trat dem Flüchtling noch hinterher,
der keine Chance hatte gegen das große Fass ohne Boden.

Leistung lässt sich ebenso trinken wie starker Wein,
so entstand ein Bild für sie,
Ein übermaltes Ich.

Darunter
laute Parallelwelten.
Angst.

Der König kam nur am Wochenende
mal kurz zu Besuch,
aufgebläht, mit großen Gefolge,
um Sonntag Abend den Knecht wieder allein zu lassen.

Bis er dann immer seltener kam,
meist allein.
Mit zerrissenem Rock,
ohne jedes Zeichen der Würde.
Krone und Zepter versetzt.

Irgendwann blieb er ganz aus,
ließ den blutenden Knecht allein.
Der schrie und litt,
bis er endlich bitten konnte.

Erst dann
durfte er sich auf die Suche machen,
nach seinem König.

Bekam Führung.
Fand den Zerlumpten.
Durfte sich mit ihm versöhnen.

Sie schworen sich,
einander nie wieder allein zu lassen.

Konnten beste Freunde werden,
Krone und Zepter auslösen gehen.
Ferne Länder bereisen.

Durch tiefe Täler
über schwindelige Höhen.
Regen und Sonne fühlen.
Sterne zählen.
Ehrfurcht  und Staunen lernen.
Gefährten finden.

Das Bild?

Konnte ihnen zurück gegeben werden,
jenen, denen es einst so wichtig war.
Nicht wie zu vermuten
durch`s Fenster geworfen,
sondern achtsam, aber bestimmt überreicht.

Alles nur
mit einer Bitte.