Archiv für den Monat: Juli 2016

Von Remscheid-Lennep nach Marienheide

Freie Tage in Verbindung mit zumindest trockenem Wetter sind eine Einladung zum Radfahren, mit kleinem Gepäck und nur zur Freude, anders als meine alltäglichen Wege zur Arbeit oder bei Einkäufen. Also wird sich spontan mit dem Kumpel verabredet und so treffen wir uns am Bahnhof von Lennep, dieser kleinen, einst selbstständigen Stadt, die heute schon lange zu Remscheid gehört.

Los geht es auf der sogenannten Balkantrasse, die wir Ende letzten Jahres schon einmal in Richtung Rheinland gefahren sind. Heute allerdings nutzen wir den Abzweig bei Bergisch Born in Richtung Marienheide, das nahe der Wupperquelle liegt.

Track_Übersicht

Download des Tracks bei gps`ies HIER

Die Strecke ist für bergische Verhältnisse mit moderaten Steigungen versehen. Ab Bahnhof Lennep bei ca. 345 Meter ü.N.N geht es beständig hinunter bis auf 255 Höhenmeter bei Hückeswagen, um dann bis Wipperfürth erst langsam, dann zunehmender wieder bis auf 355 Höhenmeter bei Marienheide anzusteigen.

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Die Beschilderung ist durchweg gut.

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Die Strecke ist auch für Rennräder gut geeignet.

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Sommerlandschaft links und rechts der Trasse.

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Hier fehlt eine Brücke, die kleine Umgehung hat es allerdings in sich:

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Ein wunderschöner Ausblick in Richtung eines Ausläufers der Wuppersperre bei Hückeswagen.

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Weiter geht es ab Hückeswagen Richtung Wipperfürth, mit kaum wahrnehmbarer Steigung.

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Zeitzeugen am Trassenrand, ein alter Schienenbus wurde zur Gedenkstätte der zahllosen Nachkriegs-Flüchtlinge eingerichtet. Hier befand sich einst ein Übergangslager für die Gestrandeten.

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Weiter geht es über Ohl unserem Ziel entgegen. Kleine und größere Liebesbekundungen sind hier an einer Wupperbrücke zu sehen, die nun allerdings Wipper heißt.

Große Liebe …

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Oder eher dezent …

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Überall erklärende Hinweise auf die schöne, reichhaltige Natur.

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Dem entsprechende Ausblicke …

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Bergisch – Amazonas …

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Ein alter Bahnhof mir morbidem Charme,

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Licht am Tunnelende …

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Wir sind fast am Ziel.

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Ziel erreicht.

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Ab Marienheide lassen sich auch schöne Touren um die oberbergischen Talsperren fahren. Das wäre eine Idee für später. Für heute reicht es erst einmal, wir müssen ja auch noch zurück fahren.

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Alte Bilder

Manche Sachen liegen über ein Vierteljahrhundert in Schränken umher, um dann, warum auch immer, hervorgeholt und gesichtet zu werden. So auch dieses Bildchen weiter unten, welches mir vom Eigentümer netterweise zugeschickt wurde.

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Beim Betrachten spult sich ein ganzer Film vor mir ab. 1990 – irgendwann im Sommer vermutlich. Seit 2 Jahren war meine vierjährige Weiterbildung beendet und ich eierte sehr planlos durch mein Leben.

Geliebt habe ich den Maurerporsche auf dem Bild, ein Ford Capri V6 – 2,0 mit satten 90 PS und altbackenem 3-Stufen-Automatikgetriebe, Stadtverbrauch dank Doppelvergaser-Anlage um die 11 Liter, für damals schon nicht übel. Mein Outfit war dem entsprechend, der Nimbus wollte schließlich gepflegt werden. Passend zum Fahrzeug gab es ein paar Fransen-besetzte Wildleder-Boots, von denen zumindest der linke bei schönem Wetter auch schon mal aus dem Fenster hing, dank Automatik-Schaltung kein Problem. Einen Fuchsschwanz gab es übrigens nicht, das habe ich bewußt (Welch ein Wort in dem Zusammenhang!) der Manta-Fraktion überlassen. Dafür schepperten ZZ-TOP und ähnliches aus dem Low-End Blaupunkt Kassetten-Deck.

Die Zeit damals war rückblickend für mich geprägt von Selbstüberschätzung, Planlosigkeit, Überheblichkeit, ein Zustand sehr weit von mir weg, aus heutiger Sicht. Die Woche war gefüllt mit Arbeit, die Wochenenden mit irgendwelchen Partys, wo ordentlich gesoffen und zumindest meinerseits auch gekifft wurde, sehr zum Leidwesen meiner Mitbewohnerin, die dem machtlos gegenüber stand. Immerhin hatte ich damals noch 10 Jahre Alkohol und Dope vor mir, oder, anders gerechnet, 12 Jahre hinter mir. Sozusagen mittendrin. Mein zweites Wohnzimmer damals war das Deja-Vu in Remscheid, welches sich kurz zuvor erfunden hatte und das es wundersamer Weise heute noch gibt. Zwei Brüder, die mit dem neuen Laden kräftig das sagenhafte Remscheider Nachtleben durcheinander brachten und meinesgleichen mit Flensburger, Tequilla und Rock`N Roll versorgten.

Wenige Monate später sollte mein Leben kräftig durchgeschüttelt werden, wovon ich in dem Sommer noch keine Ahnung hatte. Wie weiter oben schon beschrieben, beschränkte sich mein damaliger Bewußtheitsgrad auf gewisse Äußerlichkeiten. Vorläufig war ich mir meiner selbst noch sehr sicher.

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Ein Willkommensgruß

Herzlich willkommen, Gast. Bevor Du an der Rezeption beschäftigt bist, bevor Du deine Habseligkeiten sortierst, höre mir kurz zu. Ich wache hier schon sehr lange, es sind bestimmt schon weit über einhundert Jahre. Da gäbe es einiges zu berichten.

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 Aber Du bist ja beschäftigt. Auch, wenn Du vielleicht hier deine freien Tage verbringst, hast Du keine Lust, mir zuzuhören. Das kann ich verstehen, Du hast viel gearbeitet und die Zeiten sind unruhig. Wozu diese zusätzliche Last also, Du hast dir deine Ruhe redlich verdient. Du möchtest dich nicht mit meiner Geschichte auseinandersetzen, ja gut. Aber schaue mir mal kurz in`s Gesicht. Sehe ich aus wie einer, der sich so schnell geschlagen gibt? Du kannst mich mal, denkst Du. Packst dein Zeug und gehst weiter. Nach dem Check-in schaust Du die Nachrichten auf deinem Smartphon, dem Symbol deiner neuen Zeit, in der scheinbar alles so anders ist als damals, als ich erschaffen wurde.

Du irrst, Gast. Aus den Nachrichten spreche ich weiter zu dir, der Du so beschäftigt bist, und wenn Du wirklich einmal freie Zeit hast, dann packt dich diese diffuse Angst. Ja genau, es gibt auch viel zu verlieren. Das durfte ich in meiner langen Geschichte schon öfter beobachten. Gerade hier in dieser Stadt, die noch voll von stummen Zeugen der letzten großen Katastrophe ist. Das geht dich alles nichts mehr an? Von wegen. Schaue hin. Überall werden „Volksvertreter“ gewählt, von denen man später entschuldigend sagen wird, sie hätten die Macht ergriffen. So ein Blödsinn. Als wenn diese Menschen einfach irgendwann da sind, huch, wie konnte das passieren. Dir vergeht allmählich dein abgehobenes Grinsen? Wird auch Zeit!

Womöglich gehst Du nicht mehr wählen. Weil es deiner Meinung nach keine Wahl gibt. Andere sehen das anders. Die Rattenfänger, die Demagogen mit der großen Fresse, die ganz klare und vor allem einfache Antworten auf die Herausforderungen der Zeit haben. Die scharen ihre Anhänger hinter sich, darauf kannst Du dich verlassen. Diese sind zwar zunächst einmal nicht überzeugt von dem Geschrei, fühlen sich aber schlicht allein gelassen seit langem. Dann kommen die mit dem großen Maul und finden Schuldige. Im Lande selbst sind es die politisch Andersdenkenden, aber vor allem die Fremden. Du bist dafür nicht empfänglich, sagst Du? Haha, warte mal ab. Bis dein Arbeitgeber vom nächstbesten Investmentbanker gefressen und zerlegt wird. Du dich auf dem „Amt“ wiederfindest, in bester Gesellschaft derer, für die Du heute noch abschätzige Worte findest. Wenn die Worte „Mindestlohn“ oder „Exinstenzminimum“ auf einmal für dich ganz anders klingen als zuvor. Wenn dich die Arge irgendwohin schiebt, mit dem Versprechen, dir die paar Kohlen auch noch vorzuenthalten, wenn Du nicht gehorchst und gehst.

Auf einmal denkst Du anders, ganz langsam geht das. Irgendwann siehst Du nicht mehr das Leid derer, die hier her kamen, mit nichts als ihr Leben und einer vagen Hoffnung. Du schaust auf diese Menschen jetzt als Konkurrent, weil Du nichts anderes gelernt hast, in deinem System. Das sind sie auch dann, de Fakto, sagst Du? Mag sein, das deine Logik aufgeht, was nicht heißt, das sie stimmt. Sie stehen in scheinbarer Konkurrenz mit Dir, weil niemand ernsthaft etwas dagegen unternommen hat. Weil sich viele Menschen mit den Missständen, die Dein System so mit sich bringt, prächtig arrangiert haben. Sie glauben schlicht den Vertretern des Geldes, das das alles so sein müsse, weil Konkurrenz ja nun einmal das Geschäft belebt und alles irgendwie bezahlbar bleiben soll.

Glaube mir, ich bin lange genug hier, um zu wissen, das sie irren. Sie haben kein Herz, sind aber sehr von sich überzeugt, weil sie nie länger als ein paar Jahre, wenn es hoch kommt, voraus denken. Würden sie doch wenigsten richtig rechnen, diese Krämerseelen. Sie müssten schlicht ihre Zeitspannen, in denen sie denken und planen, vergrößern. Wenn aus 3 Jahren 20 oder dreißig würden, sähe ihre Bilanz anders aus. Dann würde viel mehr Geld in Menschen investiert, damit diese sich zu helfen wüßten und nicht irgendwann aus einem schmutzigen Gebräu von Hoffnungslosigkeit und Wut und Angst heraus Unruhe verbreiten. Unruhe, die dann auch wieder Geld kostet, in letzter Konsequenz. Wie gesagt, von Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit will ich hier gar nicht reden, wenn Du meine Gesichtszüge aufmerksam studierst, verstehst Du mich. Auch mein Erschaffer ist einst gut bezahlt worden.

Noch aber interessiert das niemanden wirklich, was in 20 oder 30 Jahren ist, JETZT die Taschen voll, das zählt. Kinder? Können und müssen für sich selbst sorgen, später. So denken sie, die Kaufleute ohne Herz, die sich leider verrechnen. Prognose gefällig? Schaue einfach mal in ein Geschichtsbuch.

Jetzt schiebe das alles erst einmal weit von Dir, Dir gehst es ja gut, heute. Ich dagegen bleibe hier und schaue weiter zu, wache über das alte Haus. Ja, reiß`ruhig das Fenster auf und lüfte, wenn es Dir gerade hilft. Jedesmal, wenn Du an mir vorbei kommst, wirst Du an meine Worte denken, versprochen!

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Omma Schwarzbach

Die Omma`s wurden früher ja nach Straßennamen benannt, der besseren Unterscheidung wegen. Meine Omma Schwarzbach ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben, allein schon ihrer äußeren Erscheinung wegen. Sie war klein, rund, und hatte stets gerötete Pausbacken. Manchmal trug sie zwei Brillen gleichzeitig und sie konnte auf Wunsch „Heil Hitler“ machen.

Die Besuche waren mehr solche Pflichtbesuche, meine Eltern fühlten sich genötigt, in mehr oder weniger geregelten Abständen der Omma Schwarzbach die Ehre zu geben. Sie lebte damals in eben der Schwarzbach, eine der wenigen schnurgeraden Straßen Wuppertals. Ihr Domizil lag gleich gegenüber der Luhns-Seifenfabriken, ich kann den Gestank noch riechen, sehe das nasse Kopfsteinpflaster und höre die Straßenbahn rattern und quietschen. Gut zu hören war im übrigen auch ihre Türklingel. die übertönte sogar die Straßenbahn. Das war so eine Spezialanfertigung, die ihr Sohn, der liebe Willi, der Elektriker, besorgt hatte. Wahrscheinlich irgend eine Werkstatt-Anfertigung, die es auf geheimnisvollen Wegen in die Schwarzbach verschlagen hatte. Ihrem Alter entsprechend war meine Omma nämlich ordentlich doof auf den Ohren. An der Stelle muss auch betont werden, das sie genau genommen meine Uromma war.

Die Besuche liefen stets nach streng festgelegten Ritualen ab, geheimnisvoll, da nirgendwo festgeschrieben und doch ständig wiederholt. Eines davon hieß „Die Haushaltskasse“. Des besseren Verständnis wegen muss der Erzähler jetzt ein wenig ausholen. Meine Omma hatte nämlich zwei Männer verschlissen, kassierte derweil neben ihrer eigenen auch noch deren Rente. Dafür lebte sie recht bescheiden in ihren beiden Zimmerchen. Das nicht Unwesentliche, was so übrig blieb, bekam der liebe Willi zu seiner freien Verfügung. Geld war ihr also immens wichtig, ein Maßstab für Wohlbefinden sozusagen. Auf die Frage, wie es ihr so ginge, pflegte sie zu antworten, das es ihr Hundert Mark besser gehen könne.

Aber zurück zur Haushaltskasse. Nachdem diverse Krankheitsgeschichten besprochen und einige Verwandschafts-Betrachtungen (wer hat wieder was und warum gemacht und so weiter) durchgeführt waren, stand meine Omma irgendwann langsam vom Küchentisch auf und schlappte ebenso gemach zur Anrichte. Dabei machte sie geheimnisvolle Geräusche, das klang irgendwie so „Hmmmm-Hmmm“ mit einem recht hohen Grundton. Es war ein Ritual ohnegleichen, das sorgsam zelebriert wurde. Die Anrichte wurde geöffnet und eine uralte, nur noch von Klebeband zusammengehaltene Pappschachtel erschien in ihren Händen, ihre Haushaltskasse aus erster Ehe. Langsam ging es wieder zurück an den Tisch und feierlich wurde das Schächtelchen geöffnet. Zum Vorschein kam ein 1000-Mark-Schein, der nun herumgereicht wurde, auch ich durfte ihn mal anfassen und bestaunen.

Hier muss betont werden, wir sprechen von der Zeit Ende der 60er, vielleicht Anfang der 70er, ich war so um die 10 Jahre jung und bekam, glaube ich, eine Mark Taschengeld die Woche. Das, was da also feierlich zur Ansicht freigegeben wurde, bevor es wieder in die Papp-Schatulle verschwand, war nicht nur das tausendfache meines wöchentlichen Taschengeldes, sondern nebenbei auch das geschätzte Eineinhalbfache dessen, was mein Vatter damals im Monat mühsam verdiente. Der saß bei dieser heiligen Handlung mehr oder weniger stumm dabei, sei es des lieben Friedens willen oder weil ihm seine Contenance schlicht wichtig war und machte gute Mine zum fragwürdigem Spiel.

Es gab auch einen sozusagen nicht-öffentlichen Teil des Besuchs-Rituales. Nicht öffentlich hieß in diesen Fall, den Blicken meiner Erziehungs-Berechtigten entzogen. Nach eine Weile Familien-Tratsch nahm meine Omma mich an die Hand und schlurfte langsam unter Erzeugung weiter oben beschriebener Geräusche mit mir in die „gute Stube“, ein nach hinten gelegenes Zimmerchen, in dem sie auch schlief. Ein altes Schränkchen wurde geöffnet, zum Vorschein kam eine Pulle Wacholder und ich bekam erst einmal einen eingeschenkt. Nur einen. Ein Mann hatte das abzukönnen, und ihrer Meinung nach war ich in meinem zarten Alter auf dem besten Wege, solch einer zu werden. Wenn ihrem Urenkel schon keine glanzvolle Unteroffizier-Laufbahn wie dem lieben Willi seinerzeit beschieden sein sollte, dann sollte er, blond, wie er damals noch war, wenigstens mal ordentlich einen abbeißen können.

Müßig, zu erwähnen, das ich regelmäßig auf der Heimfahrt selig schlief. Meine Omma Schwarzbach. Wenn Du das jetzt mitliest, von dort oben, oder, wie Vattern heute noch fest überzeugt ist, von dort unten, dann sei versichert, deine Kekse waren echt Kacke, aber der Kurze jedesmal ein Gedicht.

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Angekommen?

Mir ging es öfter so, in der letzten Zeit, in den letzten Jahren. Da begegnen mir Menschen meiner Generation, also Kinder der frühen 60er des letzten Jahrhunderts. Man erkennt sich und beginnt zu plaudern. Smalltalk, immer schön an der Oberfläche bleiben. Bei manchen werde ich dieses Gefühl nicht los, welches ich nur schwer beschreiben kann. Es ist keine Ablehnung oder gar Neid, nein. Eher so eine für mich gesunde Distanz, die ich da spüre. Eine innere Gewissheit, das eine lange zurück liegende, gemeinsame Zeit so war, wie sie war und nicht wiederkommt. Wertfrei.

Meist handelt es sich bei diesen ehemaligen Weggefährten um Menschen, die man gemeinhin als „etabliert“ bezeichnet. Im Leben „angekommen“. Sichtbare Zeichen sind die typischen Merkmale einer so genannten bürgerlichen Existenz wie z.B. Wohneigentum, größere Fahrzeuge, mehr oder weniger erwachsene Kinder, beruflicher Erfolg, Vereine, Nachbarschaftspflege. Sichtbar ist bei diesen Menschen oft auch Übergewicht, so eine Art Schutzpanzer um das Innerste herum. Das allein ist es aber nicht, was dieses diffuse Gefühl des Abstands bei mir auslöst, nein. Es ist diese Art von Sattheit, von bräsigen sich-breitmachen, dem vermitteln von angekommen-sein, was mich erst einmal auf Distanz gehen lässt, wohl wissend, das Menschen manchmal sehr gute Verpackungskünstler sind, was ihre Ansichten und Gefühle angeht.

Für mich kann ich sagen, das ich auf diese Art nicht „ankommen“ möchte. Überhaupt heißt „ankommen“ für mich mehr so „hier bin ich jetzt und brauche mich nicht mehr zu bewegen“. In diesem Sinne werde ich niemals ankommen. Möchte unruhig und wach bleiben, teilhaben dürfen an dem Geschehen um mich herum. Neugierig möchte ich bleiben. Mich weiterhin berühren lassen möchte ich mich, auch, wenn das nicht immer angenehm ist, so doch zumindest lehrreich.

Unterwegs bleiben eben. Ankommen werde ich einst, wenn ich wieder zurückkehre, dorthin, wo ich hergekommen bin. Bis dahin bleibe ich lieber meine eigene Randgruppe, im Sinne von dem Liedchen weiter unten 😉

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