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Kleine Runde am Sonntag

Neue Wanderstiefel wollen eingelaufen werden und halten mich derzeit ein wenig vom Fahrrad fahren ab. Was aber auch gut ist, Hauptsache Bewegung, Licht, Luft, und ein wenig Sonne, so wie heute Nachmittag. Mein Weg führt mich vom Berg herunter an die Wupper, dann über den Arrenberg auf die Königshöhe.

Ich nehme den Weg über die alte Kriegsgräberanlage Königshöhe, ein abgelegener und etwas unheimlicher Ort, der uns daran erinnern soll, wohin Kriege führen, damals wie heute. Hier liegen ihre Überreste, die der jungen Männer aus dem ersten Weltkrieg sowie der Opfer der Unruhen in den Jahren danach. Es ist immer noch frostig, der Winter scheint sich daran zu erinnern, wenigstens noch ein verspätetes Gastspiel zu geben.

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Weiter geht es durch den kahlen Winterwald zum Von-der Heydt-Turm. Auch er hat einen morbiden Charme, gerade jetzt, ohne das sonst so belebende Grün rundherum. Ein düsterer Geselle, der nun durch die kahlen Zweige hindurch schon von weiter weg zu sehen ist.

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Leider ist er schon seit langen Jahren nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich, es fehlt, wie überall, an den entsprechenden Mitteln. Dennoch bietet er Bilder, die die Phantasie anregen, wie so viele Orte hier in den dunklen Wupperbergen. Ich mag diese Gegend mit ihrer Mystik, mit den Spuren ihrer langen Geschichte, wie sie hier überall anzutreffen sind.

Mit Blick auf die scheinbar so weit entfernt liegende Stadt gehe ich weiter durch den Wald, wieder herunter zum Fluss. Ein guter Tag mit Bewegung und Ruhe geht zu Ende.

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Lose Tage

Der letzte Freitag hat seinem Namen mal alle Ehre gemacht, er war für mich arbeitsfrei. Das passt gut mit dem gegenwärtigen Wetter zusammen, kann ich doch einiges mit dem Rad erledigen. Nachdem die Liebste gestern am Bahnhof verabschiedet wurde, widmete ich mich den Dingen, die sonst eher Samstags dran sind. Einkäufe, Haushalt, sowie einige Erledigungen, die schon länger auf mich warteten.

So weit, so gut. Habe ich auf diese Weise ein entspanntes Wochenende hier daheim, mit zwei sehr schläfrigen Katern, mit denen lässt sich gut leben. Männerwirtschaft sozusagen. Der Laserpointer hat neue Batterien, Punkte jagen geht also wieder. Das muss sein, damit die beiden nicht in ihrer Traurigkeit versinken, in Abwesenheit ihres Lieblings-Menschen.

So ganz nebenbei habe auch ich einiges zu lachen, wenn die beiden durch die Bude schranzen. Das lenkt  mich von manchen trüben Gedanken ab, die nichts mit meinem derzeitigen Strohwitwer-Dasein zu tun haben. Das geht in Ordnung, weiß ich doch um ihre Beweggründe und auch dafür liebe ich sie. Früher – ja früher, da gab es immer irgendwelche äußeren Dramen, die manche Zustände  rechtfertigten. Die üblichen Leiden eines frisch Geschiedenen – Beziehungsdramen, Unterhaltskrimis, und so weiter. Nichts davon ist geblieben, mein Leben verläuft zumindest privat in geordneten Bahnen, so sagt man. Beruflich ist es nicht ganz so entspannt, aber mir wäre vermutlich recht fad, wenn alles rund laufen würde.

Geblieben ist neben manchen unruhigen, arg bebilderten Nächten dieses Gefühl von Traurigkeit und Verlassenheit, das schon immer zu mir gehörte, das mal mehr, mal weniger deutlich zu spüren ist. Der schwarze Vogel auf meiner Schulter, wir sind mittlerweile nicht gerade Freunde geworden, aber man arrangiert sich. Ich lasse ihm seinen Raum, aber Futter bekommt er nicht mehr.

Aktivitäten aller Art mag er nicht, der schwarze Vogel. Dann ist er still und lässt mich machen. Empörung schätzt er ebenso nicht, mit Adrenalin hat er es nicht so. Fatal wäre es aber, mich darum ständig empören zu wollen, das liegt mir fern, weil ungesund, lässt sich nur leider nicht immer vermeiden. Das hat in letzter Zeit viel mit der Kälte da draußen zu tun, und damit meine ich nicht die augenblicklichen frostigen Temperaturen. Sondern eher die Kälte mancher Zeitgenossen, die, selbst nicht gerade vom Schicksal gesegnet, den Menschen, denen es noch schlechter geht, nicht das schwarze unter dem Nagel gönnen. Dann wird es Zeit, den Fokus zu ändern. Nicht, dass ich mir die Welt dann schön denke, sondern ich schaue auf die Hoffnung in der Gestalt eben anderer Mitmenschen, auf manche Schönheit, die überall zu finden ist.

Dem förderlich ist das sonnige, wenn auch eiskalte Winterwetter derzeit. Angezogen wie eine Zwiebel setze ich mich auf`s Rad. Licht, Luft und Sonne sind die besten Mittel der Wahl, den schwarzen Vogel zu lüften. So geschehen auch gerade eben wieder, nach einem kurzen Abstecher in die Stadt mache ich mich auf dem Weg in Richtung Nordbahntrasse, die letzten Sonnenstrahlen einfangen. Als langjähriger Nutzer dieser unserer innerstädtischen Piste kenne ich die Ecken, wo es sich besonders lohnt zu verweilen, am frühen Morgen ebenso wie am späteren Abend.

So stehe ich auf der ehemaligen Deponie im Westen der Stadt, lasse mich vom eisigen Wind streicheln und staune. Ein Aufstieg, der sich lohnt …

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Skywalk

So nennt sich eine vor kurzen eröffnete, neue Aussichtsplattform im Barmer Nordpark. Der Name lässt Großartiges vermuten, es handelt sich jedoch nur um einen kleinen, gut 6 Meter hohen Steg, der die ohnehin gute Aussicht von dort oben noch ein wenig besser genießen lässt.

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Mit dem Rad fahre ich bis Wuppertal-Heubruch auf der Nordbahntrasse, dort wechsle ich für das letzte Stück auf Straßen. Wobei ich die Anfahrt unterschätzt habe. Dank Bergübersetzung musste ich bislang vor keiner Steigung kapitulieren. Bis heute Morgen eben, die Barmer Hugostraße gilt als offiziell steilste Straße der Stadt, mit durchgängig 15 % Steigung. Vor den letzten 100 Metern habe ich kapituliert und das Rad geschoben.

Es ist kurz nach 8 Uhr und die Bilder an diesem eiskalten, klaren Morgen machen die etwas ruppige Anfahrt mehr als wett. Der Blick über die verreiften Dächer der Stadt ist wunderschön.

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Gleich ist es soweit …

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Dunstschleier über den Straßen …

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Nach einer dreiviertel Stunde Aufenthalt wird mir langsam kalt und ich mache mich auf den Rückweg. Bei der Abfahrt mit den klammen Fingern kommen mir ernste Zweifel an meiner sehr betagten Cantilever-Bremsanlage, die nur widerwillige Verzögerung lässt mir angesichts gut befahrener Querstraßen allerdings schnell warm um`s Herz werden.

Ein letzter Blick vor dem Abstieg …

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Per Rad von Wuppertal nach Essen

Start ist der Ottenbrucher Bahnhof an der Nordbahntrasse hier nebenan. Unser Ziel soll sein das nördliche Ende der so genannten Niederbergbahn-Trasse, Essen-Kettwig an der Ruhr. Das wir von dort später dann noch weiter fuhren bis Essen Zentrum, war zunächst einmal so nicht geplant.

Niederbergbahn

Irgendwann vor knapp 2 Jahren bin ich schon einmal diese Tour gefahren, allerdings ohne Navigation und Karte,  dafür prompt mit einigen Ehrenrunden. Diesmal aber mit Beiden, wobei der Navi  nur im Luftlinien-Modus mit läuft, um eine grobe Richtungs-Orientierung zu haben. Unser Weg führt an der Lüntenbeck nahe dem westlichen Ende der Nordbahntrasse heraus aus dem Tal der Wupper Richtung Norden, über Wieden und Aprath nach Wülfrath, wo die eigentliche Niederbergbahn-Trasse beginnt.

Früh morgens auf den Höhen.

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Die Trasse ist recht abwegslungsreich, Schnur-gerade Teilstücke, die zum brettern einladen, wechseln mit Ortsdurchfahrten und immer wieder über Land mit Gelegenheit für Bilder links und rechts der Trasse. Die Stimmung ist der Jahreszeit entsprechend ein wenig melancholisch, das Grün hat sich rar gemacht und alles liegt da in Ruhe, so unmittelbar vor der Winter-Sonnenwende. Dennoch, die Zeit hat ihren eigenen Charme und wir nutzen die wenigen lichtvollen Stunden, so gut wir können.

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Die sanften Hügel des Nieder-Bergischen.

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Rennstrecken.

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Ausblick vom Viadukt.

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Links und rechts der Trasse.

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Gegen Mittag machen wir Rast an einem kleinen Gasthaus, vermutlich eine ehemalige Bahn-Station, direkt an der Trasse, die sich dort eng an die nahe A535 schmiegt. Die Restauration wirkt herrlich unaufgeräumt, außen hängen „tote“ Fahrräder zum Blickfang, eine Vogel-Voliere mit sagenhaft lauten Bewohnern lädt zum verweilen ein, irgendwo hinter einem Bauzaun auf einem Garagen-Dach befindet sich ein Enten-Pfuhl nebst einigen Hühnern.

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Die Kneipe selbst ist ein buntes Sammelsurium von alten Bahnhofs-Equipment, schriller Weihnacht-Deko und Sparfach-Kiste an der Wand. Trassen-Nutzer finden sich neben den üblichen Verdächtigen mit ihren Herren-Gedecken und wir hören viel polnischen Dialekt seitens der liebevollen Bedienung.

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Eiweiß-Schock meinerseits, ein fetter, rheinischer Muschel-Pott,
unbeschreiblich lecker!

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Zur Vermeidung von Suppen-Koma durch gut gefüllte Bäuche sowie einer ordentlich funktionierenden Heizung machen wir uns zeitig wieder auf dem Weg und erreichen bald Essen-Kettwig.

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Verblichener Glanz.

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Zack, weg…

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Ufer-Bewohner mit Gast.

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Der Jahres-Zeit entsprechend…

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Die Uhr meint es gut mit uns und so verlassen wir das Ruhr-Tal und ackern uns den Baldeney-Berg oberhalb des gleichnamigen Stausees hinauf Richtung Essen-Zentrum, wo wir uns schlussendlich mit des Kumpel Gattin treffen, die uns netter Weise komfortabel heim karrt. Ein erfüllter Tag geht langsam zu Ende.

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