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Rock `N Roll in der Zehnten

Wie viel Vergangenheit schimmert in der Gegenwart ? Und – blieb eigentlich etwas zurück, von den endlosen versumpften Nächten, damals. Von der sinnfreien Zeit im Rausch. Zunächst einmal hat sich die Definition von sinnfrei verändert. Besser gesagt, in`s Gegenteil verkehrt. Sinnfrei war damals die öde Schufterei Wochentags, sinnfrei war irgendwie alles, was an das Leben der Alten erinnerte. So, wie aus heutiger Sicht die vielen komatösen Zustände sinnfrei scheinen.

Es blieb noch mehr zurück, aus dieser Zeit. Jede Menge Erinnerungen. Scham ? Manchmal auch das. Wobei heute die Dankbarkeit vorherrscht, anders leben zu dürfen. Überhaupt noch leben zu dürfen, weil schon einige von damals nicht mehr hier sind.

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Tatort: Das schwarze Hochhaus. Es gab und gibt bis heute nur das Eine im Dorf.
Tatzeit: Mitte bis Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Protagonisten: Der Lange, der Seibi (so kann das gehen, mit dem spitzen Namen, wenn man trinkt und gerne spontan laut lacht), und meine Wenigkeit. Einen spitzen Namen hatte ich natürlich auch, der allerdings meinen Familien-Namen verraten würde. Lasse ich darum mal dezent weg. Ansonsten neben dem Nordlicht, das irgendwie immer dabei war, noch wechselnde Nebendarsteller sowie gewisse Frauen, die nicht davon abzuhalten waren, uns Gesellschaft zu leisten.

Das schwarze Hochhaus. Es hatte seinen Namen von dem hübschen Versuch der damaligen Erbauer, dem elenden Plattenbau mit bergischen Schiefer ein wenig von der Tristesse zu nehmen. Ein Unterfangen, was nur von weitem betrachtet erfolgreich war. Sonst war und ist dieses Ding bestimmt bis heute das, was es immer schon war: Preisgünstiger Wohnraum für viele Menschen, viel zu dicht aufeinander gedrängt.

Laubengänge laufen rundherum, ich glaube, dort wohnen knapp 100 Parteien. Es kam öfter vor, dass jemand seinem Leben von dort aus ein Ende setze. Was unter den Überlebenden Volksfest-ähnliche Zustände provozierte. Man stand in Scharen auf den Gängen und diskutierte über mehrere Etagen lautstark das Geschehen (Whatsapp und das blaue Buch gab es ja noch nicht).

Weiter gab es damals dort einen Müllschlucker auf jeder Etage. Eine Einrichtung, die zu groben Unfug animierte, gerade kurz nach dem Jahreswechsel. Feuerwerk, von oben durch den Schlucker auf die Reise geschickt, sorgte für lustig aufspringende Klappen in den unteren Stockwerken.

Jedenfalls von oben betrachtet,

Von oben sah dort überhaupt so einiges anders aus. Seibis Bude war auf der Zehnten, eine überschaubare Zweiraum-Wohnung mit Balkon und gewaltigen Ausblick. Klassisches Wohnzimmer-Deko gab es dort eher wenig, dafür einige Seefahrer-Devotionalien als Erinnerung an die Marine. Und Musik natürlich. Vor allem Musik. Laut, schnell, hart. So, wie die Partys eben waren. Wie überhaupt das Lebensgefühl in diesen Tagen zwischen Fleisch und Fisch. Ausgedehnte Spät-Pubertät traf treusorgende Familienväter (wehe, wenn sie los gelassen). Traf Typen wie mich, die planlos ihre Zeit verschleuderten, mangels oder auch mit besseren Wissen.

Musik und Gier auf Rausch war der Kitt, der uns zusammen hielt. Der Lange und Seibi waren ausgesprochene Fußball-Fans, richtige Wohnzimmer-Hooligans, die komplett austicken konnten, wenn sich die Dinge auf dem Schirm nicht wie erhofft entwickelten.

Falls doch, dann ebenso.

Damit konnte ich nie wirklich etwas anfangen, allenfalls mit der Emotionalität meiner Kollegen, die mich faszinierte. Mit dem Langen verband mich über die Sauferei hinaus der gemeinsame Beruf, mit dem Seibi ein gemeinsamer Hang zur Philosophie, zu Hintergründigem, gerne verpackt in Liedermacher-Kunst.

Schräge Auftritte liebten wir alle. Die Moral konnten die Alten behalten, Arsch voll – toll. Arsch voller – toller. Rechts war Gas und rechts wurde überholt, Auf den gerne spontanen Feten sowieso. Im schwarzen Hochhaus erst recht. Die nötige Infrastruktur war vorhanden, für die regelmäßig eintretenden Notfälle (Bier alle, mitten in der Nacht) gab es Kappes, ein paar Hundert Meter weiter. (Achtung, spitzer Name, Kappes hieß eigentlich so ähnlich wie das leckere, heimische Wintergemüse)

Kappes hatte eine ehemalige Tankstelle umfunktioniert, in eine mehr oder weniger gut gehende Pommes-Schmiede, verbunden mit Kfz-Handel der unteren Kategorie und eben Flaschbier. Jenes war in der ehemaligen Werkstatt deponiert und wurde von einem räudigen Köter bewacht. Das arme Tier konnte Nachts nicht raus und ein ungeschriebenes Gesetz besagte: Kein Bier vom Kappes aus der Flasche trinken! Man konnte nie wissen … Bei besagten, nächtlichen Notständen wurde also Kappes aufgesucht, der auf der anderen Seite der Straße in einem netten Reihenhaus-Viertel lebte und lautstark geweckt. Die Sorge um Ärger mit den Nachbarn sowie die Aussicht auf ein gutes Geschäft trieben ihn dann meist zügig uns zu Diensten.

Die Nachbarn. Ein Thema für sich. Viele Jahre später war ich schon länger trocken und hatte Nachbarn, die mir in Sachen damaliger Lautstärke nicht nachstanden – alles kommt zurück im Leben. Was damals niemanden von uns interessierte. Der Nachbar unter Seibis Domizil hieß Henry. Henry hatte die Arschkarte, regelmäßig. Wenn ihm nicht gerade aus einem defekten Küchenabfluss stinkige Brühe in die Wohnung lief, hatte er verständliche Probleme mit der Nachtruhe. Damit war er nicht alleine, sicher. Meist kam er dann irgendwann hoch, wollte um etwas Ruhe bitten und wurde im Gegenzug zum mitsaufen eingeladen. Was auch meist ganz gut funktionierte. Kam Henry mal nicht, wurde er so lange von uns gerufen, bis er schlussendlich vor der Türe stand und gebührend empfangen wurde.

Geht doch.

Manchmal kamen auch ungebetene Gäste, damals noch gekleidet in dezentem Grün. Einmal sogar durch die geschlossene Türe, derweil niemand der Übrig-gebliebenen die Schelle hören konnte. War halt laut und alle waren Bären-voll. Dann war Schluss mit lustig, drohten die Herren doch mit Konfiszierung des musikalischen Equipment. Was gar nicht ging, verständlicher Weise.

Ärger war also in gewisser Weise vorprogrammiert. Nicht untereinander, nie. Der Feind trug Grün. Oder High-Heels. Wie schon eingangs erwähnt, gab es gewisse Frauen, die unbedingt dabei sein wollten. Sei es, um kräftig mit zu zechen (Roter mit Genever lief toll), sei es, um ein Minimum an Nähe zu dem geliebten Menschen zu leben. Das Objekt dieses nur zu verständlichen Wunsches war allerdings anderweitig beschäftigt, was schlussendlich schlechte Laune provozierte. Dann wurde gemault und im Gegenzug flog auch schon einmal ein Damenschuh zielsicher unter dem Gejohle der Bande durch die stets offene Balkon-Türe geradewegs Richtung Parterre. Außenbords gedrückt, maritim gesprochen.

Überhaupt, der Balkon. DER Versammlungsort für lautstarke Verabschiedungen frühzeitig aufgebrochener Gäste. Die zweite Wahl bei der Suche nach einem Ort der Erleichterung, wenn auf der Toilette gerade gevögelt wurde. Oder die erste Wahl, einfach so, weil`s lustig plätscherte. Sonnenschirme weiter unten waren darum bei den ersten Klängen der Musik meist schon zusammen gefaltet, um die Blumenkästen musste man sich angesichts des niedrigen Durchschnittsalters der Akteure keine Sorgen machen.

Zeitweise gehörten zur Wohnung noch zwei ausgewachsene, schwarze Kater, die auf ihre Weise mit im Geschehen involviert waren. Dazu muss angemerkt werden, dass das Bad leider recht klein ausgefallen war und die Katzentoilette darum in der guten Stube unter dem Esstisch stand. Der Schreiber kann versichern, am Morgen nach so manchen Nächten wurde spätestens nach den Verrichtungen der beiden genau das getan, was eigentlich nicht geplant war:
Kaffee und sonstige Nahrung wurden geschmäht…und das erste Bier des Tages aufgemacht.

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Schlussendlich möchte der Schreiber, der sich hier in der Rolle des Chronisten wiederfindet, betonen, dass er in keiner Weise stolz auf das Geschehen in jener Zeit ist. Er fühlt sich der Wahrheit verpflichtet, bevor das alles in gnädige Vergessenheit gerät. Was nicht ausschließt, dass gelegentlich ein leichter Hang zur Übertreibung mit ihm durchgegangen ist.

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Mach`s gut, Fidel

Heute früh also bist Du uns also voraus gegangen, wie ich gerade im Radio hörte. Natürlich werden jetzt all die vorgedruckten Nachrufe aus den Schubladen gezogen, weil, so ganz plötzlich und unerwartet hast Du uns ja nicht verlassen, in deinem biblischen Alter von 90 Jahren. Jetzt wird  je nach politischer Ausrichtung eher respektvolles oder mehr kritisches zu lesen sein, warst ja nicht immer fein in der Wahl deiner Mittel.

Einen hätte ich dann auch noch, ganz spontan, ehrlich. Für mich warst Du ein Held. Nicht, weil Du dem großen Bruder nebenan die Stirn dauerhaft geboten hast, auch nicht, weil Du angeblich über 600 (!) Mordanschläge überlebt hast. Sympathisch war mir stets der morbide Charme deiner kleinen Insel, das Improvisationstalent deiner Leute. Widerstand ist eben oft mit Entbehrungen verbunden. Sehr respektabel finde ich in dem Zusammenhang auch das Geschick deiner Landsleute, die Lebensdauer amerikanischer Straßenkreuzer mit Hilfe von russischen Triebwerken in`s Aschgraue zu verlängern.

Nein, der wahre Grund meiner Heldenverehrung ist ein anderer gewesen. Aus deinem schönen Inselreich kam weiland in den 80ern das mit Abstand beste Gras der damals noch geteilten Republik. Dein ganz persönlicher Beitrag zur Zersetzung der Kampfmoral, wenn man so möchte. Was haben wir dir für rauschende Ballnächte gewidmet, die explodierende Samenkörner in den dicken, selbst gedrehten Tüten waren die Gewehrschüsse unserer ganz privaten Revolution, sozusagen.

Bleibt Danke zu sagen, gute Reise, Fidel!

„Jeder glaubte an was anderes, weil keiner etwas verstand.
Viva la Revolution... war leider auch nur Opium.“

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Stimmungslage

Hausarbeit muss sein, vorzugsweise Samstags. Ein Rundumschlag mit dem Staubsauger nimmt in etwa eine gute Stunde in Anspruch, manchmal mache ich das in tiefster Ruhe mit Gehörschutz, manchmal mit DER Segnung der schönen neuen Zeit, dem Smartphon samt Kopfhörer. Den kleinen externen Speicherchip habe ich mit einer bunten Mischung an Musik aus meinem Festplatten-Fundus gefüttert und wähle gerne, so wie heute, willkürlich ein Album aus.

Dann wird geweckt, was hinaus möchte, Musik ist für mich ein guter Katalysator, um manche Gefühlslagen an die Oberfläche zu bringen. Heute fiel meine Wahl auf die Band Thin White Rope, eine US-amerikanische Desert-Rock-Truppe, die von 1984 bis 1992 Bestand hatte.

Dann sehe ich mich, mit Anfang 20 vielleicht, rotzig-trotzig mit meinesgleichen die Straßen lang laufen, die selbstverständlich uns gehörten, das Kinn nach vorne gereckt und mit den Hacken auftretend. Das Alter eben, das zur Farbe ROT gut passt, rot wie mein Blut, das damals fein mit THC und Alkohol angereichert war. Ein Bild aus längst vergangenen Tagen, das mit meiner Lebens-Realität von heute nicht mehr viel zu tun hat.

Zwar trage ich immer noch das Zeug von damals, erst neulich konnte ich tatsächlich ein nur noch schwer aufzutreibendes Kleidungsstück erwerben, eine klassische Jeansweste, wie sie in den 80ern, 90ern noch häufig zu sehen war. Mein Blut dagegen ist befreit von den früheren Mitteln der Wahl , mein Gang ist ein anderer. Aufrecht und eher samtig, ohne die Schwere, die so viele aus meiner Zeit schon überfallen hat. Was nicht heißt, das ich frei davon bin. Die nervöse, flatterige und dennoch kräftige Stimme des Sängers von damals lässt diesen uralten Film noch einmal ablaufen. Heute laufe ich die Straßen entlang, die schon lange nicht mehr mir gehören, fühle mich als Gast auf Durchreise mit erhobenem Haupt und geradem Rücken, aber mit stillen Tränen, die mir über`s Gesicht laufen.

Es ist nicht der Zustand der Welt, der sie hervorbringt. Es ist der Zustand meiner selbst. Freude über das Glück, das ich erfahren habe, mit der Tigerin an meiner Seite und dem Sohn, an dem ich zumindest meistens Wohlgefallen habe. Es ist aber auch der Schmerz, den ich fühle, wenn ich mir meiner Charaktermängel bewusst werde, meiner Unvollkommenheit, meiner Machtlosigkeit meinem persönlichen Zuschnitt gegenüber. Weit gekommen, immer noch unterwegs, wenn auch mit dem Gefühl, zeitweise auf der Stelle zu treten und nicht wirklich voran zu kommen.

*

 

 

Stachel im Fleisch 4

1981. Sozusagen über Nacht, nach bestandener Gesellenprüfung, wurden wir zu „Herren“, wie der Betriebsleiter unseres Lehrbetriebes meinte, als er vom trauten Du zum Sie hin wechselte. Meine lang ersehnte Freiheit, oder besser das, was ich mir darunter so vorstellte, damals, rückte immer näher. Im Lehrbetrieb hielt ich es als Geselle noch ein Dreiviertel Jahr aus und fast zeitgleich mit dem Stellenwechsel zog ich im Frühjahr `82 in meine erste, eigene Bude.

Wie also sah sie aus, meine Freiheit? Austoben. Jedes Wochenende war irgend etwas los, ich bewegte mich in von einander sehr verschiedenen Gesellschaften, an manchen Samstagen mehrere hintereinander, wohl überlegt, in welcher Folge. Gras und Dope waren mittlerweile ständige Begleiter geworden, damit meinte ich mich auf den Straßen ganz gut bewegen zu können. Der Ahnungslosigkeit mancher Polizisten damals sei Dank, das mir der Führerschein erhalten blieb. Und meinen Schutzengeln sei Dank, das niemand zumindest körperlich durch meine Art zu leben damals zu Schaden kam. Meist landete ich zum Schluss bei meinen Kumpanen im Dorf, aus dem ich gerade ausgezogen war. Hier konnte ich mir gefahrlos den Rest geben, pennen konnte ich immer irgendwo, friedlich, das hieß, ohne Gefahr zu laufen, sturz-voll auch noch ausgemistet zu werden. Mein Glück damals war, das zwischen den vielen Gleichgesinnten in Sachen Alkohol und Drogen immer wieder auch Menschen waren, die anders lebten. Mit denen sich Freundschaften entwickelten, die zum Teil bis heute halten.

Einerseits kostete ich meine „Freiheit“ also in vollen Zügen aus, exzessiv und gründlich. Die Leine allerdings, an der ich mich geglaubt hatte, war keineswegs zerschnitten, sie wurde nur länger und unsichtbar. Die Worte und Werte von zuhause. Die mir angstbesetzt im Nacken saßen, aber, mal positiv betrachtet, immerhin dazu beitrugen, das mein Leben nicht vollends in Richtung Bohème  driftete.

So ging das in etwa zwei Jahre lang. Bis mich mein Grundschul-Freund und ehemaliger Mit-Lehrling davon überzeugen konnte, mich weiter zu bilden. Uns beide verbanden ansonsten eher gemeinsame, versumpfte Abende und verrückte Aktionen im dichten Schädel, er allerdings schickte sich ernsthaft an, via Studium irgendwann den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Ein Studium kam für mich nicht in Frage, so entschied ich mich zu einer berufsbegleitenden Weiterbildung. Vier volle Jahre sollte das dauern, drei Abende die Woche Schule, dazwischen Vorbereitung auf Klausuren, Hausaufgaben. 8-Stunden Job mit gelegentlichen Überstunden, ein Leben aus Tasche und Koffer zwischen Arbeit und Schule. Ehrlicherweise habe ich selbst nicht daran geglaubt, das zu schaffen, aber nachdem das erste Semester herum war, ließ mich das nicht mehr los. Am Anfang waren wir über 30, am Ende noch 14, glaube ich. Wenn ich mir wegen fehlender Zeit mal ein wenig leid tat, erinnerte ich mich an ein paar Schulkollegen, die quasi nebenbei noch Kinder zeugten und Häuser bauten.

Alles war eine Frage der Struktur. Arbeit, Schule, das Recht auf Rausch, auf Betäubung, Belohnung für die Heldentaten. Der Freitag war stets frei gehalten zum intensiven kiffen und saufen, selbst unter der Woche, nach der Schule ging es manchmal noch für ein paar Stunden einen Kumpel besuchen. Kondition hatte ich, wie man sie wohl auch nur in diesen Jahren hat. Dazwischen immer mal wieder ein Stellenwechsel, mal freiwillig, mal gezwungener Weise. Dazu kam noch meine damalige Mitgliedschaft beim technischen Hilfswerk, anstelle Militär. 10 Jahre Verpflichtung, einmal im Monat ging dafür ein Samstag drauf. Wobei nach einer kurzen Schamfrist die Abkürzung THW für mich und meinesgleichen schnell umgedeutet wurde. Trinken-Helfen-Weitertrinken. Ein völlig loser Tag in einem ansonsten Stress-gefüllten und Arbeits-überladenen Monat. Sinn-frei, die wenige Arbeit, die es für uns gab, war meist nach 1, 2 Stunden erledigt und so waren wir morgens um 10 meist schon voll. Ein Tag jenseits von gut und böse also.

Mitten in dieser Zeit lernte ich meine erste, „feste“ Freundin kennen. An dieser Stelle weiter zu schreiben, verursacht mir (immer noch) Unbehagen. Wir zogen aus gegebenen Anlass sehr schnell zusammen, während der ersten zwei Jahre hatte ich ja gute Gründe für die wenige Zeit, die ich für sie hatte. Die Arbeit, die Schule, ja. Nachdem die Schule dann `88 endlich zu Ende gebracht war, fiel ich leider zurück in alte Gewohnheiten in Sachen feste Feiern. Für mein Verhalten damals bekam ich viel später die Rechnung präsentiert, nichts bleibt folgenlos, wenn man solcher Art durch`s Leben geht. Während sie im Grunde nur Geborgenheit und Nähe suchte, forderte ich Verständnis für meine Gier. Absolution wird mir dafür in diesem Leben nicht mehr erteilt.

Damals  jedoch waren mir jede Selbstzweiflel fremd. Anfang der 80er hatten sich nebenan in Düsseldorf die toten Hosen erfunden und nichts beschreibt das Lebensgefühl dieser Zeit besser als das kleine Lied weiter unten. Meinesgleichen gab es einige und obwohl wir rein äußerlich zumindest irgendwo im Leben angekommen waren, ging es an manchen Tagen genau anders herum zu.

Über allem stand in großen Buchstaben: WOFÜR?

Fortsetzung

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