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Wipperfeld

Vorher bin ich noch nie dort gewesen und, ich glaube, so schnell komme ich auch nicht wieder dort hin. Letzten Sonntag traf ich mich dort mit ein paar Gleichgesinnten zum wandern, im so genannten oberbergischen Land. Eine faszinierende Landschaft, ungefähr ein gemütliche Autostunde von Wuppertal entfernt. 15 Kilometer sollten das laut Rother Wanderführer, Tour 28, sein, allerdings bei 330 Meter Höhenunterschiede (die ich im übrigen doch ein wenig unterschätzt habe)

Die Tour beginnt und endet als Rundweg am Wanderparkplatz gleich an der Wipperfelder Kirche, oben auf einem Berg gelegen (Bilder wie immer zum vergrößern anklicken)

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Als gebürtiger Wuppertaler mag ich mittlerweile eher das flache Land, am liebsten mit Wasser aller Art. Aber auch hier gibt es Orte, an denen ich mich unglaublich wohl fühle. Landschaften mit weitem Ausblick und viel Wind um die Nase. Auf unserer Tour gibt es viele solcher Momente, oben auf den Höhenzügen, allerdings immer wieder von tiefen und engen Tälern unterbrochen. Typisch halt für das oberbergische Land.

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Am Wegesrand…

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Frühlingsboten…

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Wasser…

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Weiter durch Berg und Tal…

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Unglaublich abwechslungsreich…

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Mir ist das Tempo der Gruppe ein wenig zu schnell, eigentlich nicht das Lauftempo, das geht schon in Ordnung. Eher die Neigung, konstant durch zulaufen…ich bin eher jemand, der gern mal verweilt und sich umschaut (und Luft holt, ja). So kommt es, das ich öfter schon mal weit zurückfalle, was aber schnell wieder aufgeholt ist.

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Wozu braucht so ein Dorf eigentlich zwei Schilder…

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Weiter am Wegesrand…

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Gegen Ende der Tour kommen wir an diesem Haus mit der schönen Sonnenuhr lang. Der Besitzer kommt, sieht mich ein wenig ratlos die Inschrift neben der Uhr bestaunen und hilft übersetzen.

Alles stirbt, alles heilt…

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Heilen müssen am Ende der schönen Runde auch meine Knochen (wie gesagt, die Höhenmeter-Differenzen…) was aber angesichts der vielen, schönen Eindrücke und Bilder kein großes Thema ist. Gern noch einmal, vielleicht mit der einen oder anderen kleinen Pause dazwischen.

Der Fahrradmann

Es gibt sie noch, richtige Unikate, solche Typen, die auf ihre Weise unverwechselbar sind. Menschen, die in keine Schublade passen, Menschen, die sich ihre Nische gesucht und gefunden haben. Einer von ihnen ist der Fahrradmann, hier in der Nähe. Er lebt hauptsächlich von Mundpropaganda, keine Website oder dergleichen, nur ein dürftiger Eintrag im Branchenregister, keine Telefonnummer, keine Öffnungszeiten, nur Name und Anschrift. Wer etwas von ihm möchte, muss also dort hin. Vor einigen Wochen war mein Trecking-Rad Reparatur-bedürftig, die Ständer-Halterung war durchgerostet und zudem war ich auf der Suche nach einem günstigen, gebrauchten Rad für den Winter. Ein Kumpel von nebenan hat mir mal von dem Fahrradmann erzählt, das klang recht gut, die beste Werbung sozusagen.

Sein kleiner Werkstatt-Laden liegt ein wenig versteckt unten im Luisenviertel. Von der Straße aus geht es durch ein kleines Tor über den Hinterhof zum Eingang. Ein kleiner, muffiger Raum mit einem Mini-Schaufenster, voll gestellt mit Rädern, neue sowie gebrauchte. Ein funzeliges Licht beleuchtet das Ganze spärlich und man könnte meinen, das der Laden verlassen ist. Aber ihm entgeht nichts, wenn draußen jemand steht, schaut er plötzlich um`s Eck, der Fahrradmann. Schon sehr gut jenseits der 50, groß gewachsen, hager, dunkle Klamotten,  meist eine Weste, die Arme stecken in seltsamen Stulpen, die Hände dünn behandschuht. Manchmal ziert auch ein schwarzer Schmierfleck sein Gesicht, wie das so geht, wenn man sich mit öligen Fingern mal kratzen muss.

Der Laden ist Verkaufsraum und Werkstatt in einem. Alles mögliche liegt auf dem Boden, zwei alte 80er-Jahre Telefone, Hörer daneben liegend, Schrauben, Ventil-Kappen, eine Sprühöl-Dose mitten drin. Hinten an der Wand hängt ein Brett, voll gestellt mit Werkzeug und Ersatzteilen. In einer Ecke sind vielleicht 2, 3 Quadratmeter mit einem Tuch notdürftig zu gehangen, dahinter geht es richtig zur Sache, Haufenweise gebrauchte Fahrrad-Teile. Ein auf dem Boden stehender Ventilator bläst unermüdlich und von irgendwo plärrt leise ein Radio.

Bei ihm gab ich also nicht nur mein Rad zur Reparatur, ich erstand ich auch ein uraltes, aber gut erhaltenes Cross-Rad, für meine Zwecke genau richtig, sogar mit einem Jahr Garantie. Ein paar Dinge waren nicht so, wie sie sollten, und darum bin ich noch ein paar mal zu ihm hin. Wortkarg ist er, der Fahrradmann, aber er versteht sein Handwerk. Vor sich hin brummelnd sucht er scheppernd in den Ecken nach Werkzeug und Teilen, er kennt sich aus in seinem nur scheinbaren Chaos. Montage-Ständer oder ähnliches sucht man bei ihm vergebens, das wichtigste Utensil ist eine große Gummimatte auf dem Boden. Mal eben wechselt er das Tretlager, zerlegt die Hinterrad-Nabe, tauscht verschlissene Teile. Es ist eine Lust, ihm beim werkeln zu zuschauen. Fest sitzende Muttern, kein Problem, in den Tiefen des Ladens findet sich ein mächtiges Rohr, das auf dem Schlüssel passt. Keine Werkbank, alles geschieht auf dem Boden, gebückt steht er da in dem trüben Licht, die Taschenlampe im Mund beleuchtet das Zielobjekt. Fragen werden auch unter solch erschwerten Bedingungen nuschelnd beantwortet, wobei ab und zu ein wenig Speichel herunter tropft. Echtes Handwerk eben. Kein Vergleich zu den großen Läden mit den vielen Angestellten und schicken Verkaufsräumen.

Geschickt ist er, zuvorkommend, verbindlich und fair.  Seine Erscheinung wirkt irgendwie aus der Welt gefallen, ein wenig seltsam oder schrullig, wie man sagt. Solche Charakterköpfe sind selten geworden, in unserer auf Äußerlichkeiten getrimmten Welt.

Ich mag ihn, den Fahrradmann.

Cross-Rad

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Mit dem Rad

Ein freier Tag und die Sonne scheint, also nichts wie raus aus dem Haus. Einige Kilometer geht es durch die Stadt, bis ich hinter dem Zoo den Radweg Richtung Müngsten erreiche. Die Wupper ändert hier in einer Biegung stark ihre Richtung, im Stadtgebiet fließt sie eher westlich und ab hier eine ganze Weile genau südlich, bis Solingen-Burg, wo sie sich wieder westlich zum Rhein hin wendet.

Erst einmal passiere ich die Kinder – und Jugendfarm und lasse es mir nicht nehmen, die beiden Zarten hier zu verewigen. In der Sonne dösen und fressen, sehr schön.

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Weiter geht es auf dem Radweg. Der Herbst riecht modderig nach nassem Laub, ab und zu singen verirrte Blätter zwischen Reifen und Schutzblech ihre Lieder.

IMG_3717Der Oktober ist schon fortgeschritten, aber die Farbenpracht ist immer noch beeindruckend.

IMG_3719Bei der Ortschaft Kohlfurth, die getrennt vom Fluss je zur Hälfte den Städten Wuppertal und Solingen zugehörig ist, verlasse ich das Tal der Wupper Richtung Solingen, mitten durch Wald und Feld steil bergan. Nasses Laub und Gras sowie glitschige Steine machen mir den Unterschied zwischen meinem Trecking-Rad und den Mountain-Bikes schön deutlich, öfter rutscht hinten angesichts der Steigung das Rad durch.

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IMG_3724 IMG_3725Der Anstieg (knapp 200 Höhenmeter) ist schweißtreibend und ich erinnere mich, das es mal eine Zeit gab, in der mir die Berge hier nicht so viel ausmachten. Allerdings belohnt der Ausblick auf den Höhen die Mühe.

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Nach ein paar Runden durch Solingen fahre ich wieder talwärts Richtung Müngsten, der Brückenpark lädt zum ausruhen ein, bevor es wieder nach Hause geht.

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Ein letzter Blick von der Napoleonsbrücke bei Müngsten…

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Auf dem Schiff

Seit längeren gibt es eine Einladung zu einem doppelten Geburtstag. Der Liebsten Arbeitskollegin samt ihrer Schwester wollen gemeinsam feiern, die eine nach- und die andere hinein in den heutigen Sonntag. Wir sind gemeinsam eingeladen, zum Canoo am Düsseldorfer Rheinufer. Die Liebste ist dicke mit ihrer Kollegin und weil es meist so ist, das ich ihre Freunde auch gut leiden kann, freuen wir uns gemeinsam auf den Abend.

Nach ein paar Ehrenrunden durch die Stadt, der Navi bleibt natürlich daheim – Düsseldorf ist ja sozusagen Nachbargemeinde, erreichen wir den Parkplatz direkt neben dem Schiff am Rhein. Es ist eine Motto-Party, „Bad Hair“ , aha. Die Liebste hat es leicht, dem mit ihrer Mähne gerecht zu werden und mein kaum mehr vorhandenes Hair ist so bad, das ich mir ein schönes schwarzes Tuch kunstvoll um die Rübe binde.

So ungefähr 60 Gäste sind geladen, der größte Teil Freunde und Bekannte der Schwester, die dem Vernehmen nach ein öffentliches und gut dotiertes Amt bekleidet. Fast alle sind so um die Dreißig, wir beide sind tatsächlich die ältesten in der Runde. Flüchtig bekannt ist mir nur die Kollegin, ansonsten sitzen wir erst einmal gemeinsam mit der Hand voll Menschen, die zu ihr gehören. Nettigkeiten werden ausgetauscht, ein wenig Smalltalk, und so bleibt mir reichlich Zeit, mich umzuschauen, Eindrücke zu sammeln und meine Gedanken treiben zu lassen.

Die Gesellschaft ist etwas Frauen-lastig, vielleicht zu zwei Dritteln. Einige Perücken werden zur Schau getragen und kunstvoll bearbeitetes Eigenhaar präsentiert. Eine hat ihre Haarpracht bretthart a la Leningrad Cowboys  steil nach oben toupiert, wahrscheinlich mit Hilfe von Mengen an Chemie, aber mit imposanten Ergebnis, satte 20 Zentimeter mehr Körpergröße. Meine Kamera ist zwar dabei, bleibt aber in der Tasche, ich will hier nicht nerven und es gibt auf dem engen Schiff auch keine Gelegenheit, diskret zu fotografieren. Zwischenzeitlich gehe ich ein wenig umher, suche Toilette und Buffet auf. Bei jedem Gang werde ich witziger Weise von skeptischen Bordpersonal gefragt, ob ich auch ein geladener Gast bin, was ich angesichts meines etwas aus der Art geschlagenen Outfits und Jahrgangs freundlich grinsend bestätige.

Beim Betrachten der Gesellschaft werden Erinnerungen geweckt. Mit dreißig versuchte ich mich erstmals in Familie, chaotisch, aber jedenfalls nicht Sinn-frei. Wichtige Erfahrungen blieben und mein Sohn verdankt dieser Zeit sein Dasein. Hier in der Runde ist von solcher Art Gedanken wenig zu spüren, denen gehört ganz offensichtlich nicht nur an dem heutigen Abend schlicht die Welt. In bester Düsseldorfer Manier sehen und gesehen werden, Oberfläche pur zum hämmernden Pop aus den Lautsprechern. Nur wenige fallen uns auf. Junge Eltern mit ihren kleine Kindern sowie ein, zwei eher still da sitzende Gäste.

Die Liebste stellt Vergleiche an mit gewissen Berliner Vierteln und mir wird einmal mehr bewusst, wie verschieden hier doch die Menschen sind, in Nordrhein-Westfalen, diesem Kunstgebilde der Alliierten. Düsseldorf liegt nur gut 40 Kilometer entfernt von hier und doch ist die Atmosphäre eine ganz andere. Der Schein zählt hier mehr als das Sein, verbunden mit rheinischer Offenheit. Schnelle Kontakte sind möglich, aber ebenso schnell dreht man sich um und geht weiter. Handel, wandel, und gewinne, easy come, easy go.

Was für ein Unterschied doch zu den Menschen hier im bergischen Land, das in der Namensfindung damals allenfalls als  Bindestrich zwischen Rheinland und Westfalen auftaucht. Ein eher zurückhaltender Menschenschlag mit mehr Bodenhaftung. Es dauert, bis man sich einander öffnet, einmal gewonnene Sympathien erweisen sich dann aber auch oft als dauerhaft. Beständigkeit ist die positive Seite der Bodenhaftung, eher düster der verbreitete Hang zur Grübelei hier in den Bergen.

Zeitig, jedenfalls für lokale Verhältnisse, brechen wir am frühen Morgen auf. Ein unterhaltsamer Abend war es jedenfalls und müde, wie wir sind, freuen wir uns wieder daheim zu sein, im stillen Tal der Wupper. Zum Schluss fallen mir noch ein paar berühmte Söhne Düsseldorfs ein…

 

Textilfabrik Wülfing

Hinter der Stadtgrenze Wuppertals, am Oberlauf der Wupper, liegt die Ortschaft  Dahlerau. Direkt am Fluss dominieren die Gebäude der ehemaligen Textilfabrik Wülfing, welche bis 1996 existierte. Heute werden die Gebäude vielfältig genutzt, unter anderen vom Wülfing Museum, wo ehemalige Mitarbeiter und technisch Interessierte die alte, traditionelle Textilverarbeitung lebendig halten. Hier gibt es dazu beim WDR einen kleinen Filmbeitrag.

Letzten Sonntag war ich dort, es lockte die Vorführung der restaurierten Dampfmaschine nebst Museums-Besuch, verbunden mit der Aussicht auf ein paar gute Bilder. Persönlich verbindet mich mit diesem Ort neben geschichtlichen und technischen Interesse eine Gott sei Dank erfolglose Bewerbung vor gut 20 Jahren sowie reichliche Erinnerungen an endlose Streifzüge mit Freund und Hund die Wupper-Hänge hinauf und hinunter in jungen Jahren.

Außen-Ansichten…

(zum Vergrößern auf die Bilder klicken)

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Die Fabrik…

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Das Museum…

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Das Herz der Fabrik, die Dampfmaschine.

Nach gut 4 Jahrzehnten Dornröschen-Schlaf ist sie seit kurzen wieder im Betrieb.

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Der Generator…

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Zum Ende…

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