Archiv für den Monat: Oktober 2013

Heimlichkeiten (2)

Hier wieder eine Folge der beliebten Serie „Hallo Amerika, brauchst nicht heimlich lauschen“:

Der deutsche Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele trifft sich mit dem ehemaligen US-amerikanischen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden unter konspirativen Bedingungen in dessen derzeitige Wahlheimat Russland. Thema des gut dreistündigen Gespräches ist eine mögliche Zeugenaussage Snowdens zum aktuellen Abhörskandal.

Fast zeitgleich greifen die USA Deutschland wegen dessen Exportüberschusses massiv an. Zufall? Wohl kaum. Gerade eben in der ARD-Sendung Panorama betont der US-Botschafter in Berlin auf Nachfrage, er werde nicht darüber reden, was geschieht, wenn so einer als Zeuge vernommen wird. Das kann man sicher so oder so verstehen. Offiziell sieht die Bundesregierung derzeit Snowden als Verräter an, ganz im Sinne der US-Administration. Die Warnung war indes deutlich.

Bleibt abzuwarten, wie es weiter geht. Unserer Kanzlerin fehlen geschlechtsspezifisch nun einmal die beiden Körperteile, denen man volkstümlich u.a. Mut und Stärke zuspricht. Aber Rückgrat wäre ihr zu wünschen, gerade nun. Rückgrat und Umsicht. Abwägen zwischen dem Schutz von Arbeitsplätzen einerseits und dem Rest von Souveränität, dem berechtigtem Interesse an Aufklärung andererseits. Leider rennt niemand mit der Fackel der Wahrheit umher, ohne irgendwem den Bart zu versengen. Wir werden sehen.

Neue Regale

Seit langen schon waren sie auf mehrfachen Wunsche einer einzelnen Person angedacht, seit einigen Tagen standen sie bereits vormontiert schön im Weg umher, aber heute dann war es endlich soweit: Die Bretter kamen an die Wand. Während ich noch die letzten Schrauben anziehe, schließen wir eine Wette ab, wie lange es wohl dauert, bis die beiden Gangster das neue Mobiliar okkupieren. Welche Wege sie wohl nehmen und wer der erste sein würde. Das Werkzeug haben sie mich noch einräumen lassen, eine kleine Kunstpause von vielleicht 3 Minuten folgte, die ich nutzen konnte, die Kamera zu holen und es mir an geeigneter Stelle bequem zu machen. Ganz großes Kino sozusagen.

Hier das Ergebnis, diverse Differenzen um die Platzwahl inbegriffen:

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Heimlichkeiten

Die Lauscher – seit die Kanzlerin selbst betroffen ist, wird sich auch offiziell empört und wenig geschieht. Warum auch, wer möchte sich schon selbst Schaden zufügen. Ratio bestimmt das Handeln, auch, wenn es nicht laut ausgesprochen wird. Beherrschend sind  (hinter den Kulissen) solche Begriffe wie z.B. das Handelsbilanz-Defizit (Deutschland hat US-Waren im Wert von 48,8 Mrd. US-Dollar eingeführt…Bei den Warenimporten der USA liegt die Bundesrepublik Deutschland als Exporteur mit 108,5 Mrd. US-Dollar… / Quelle: Auswärtiges Amt ) sowie Macht- und Sicherheitspolitik mit ihren strategischen Interessen. John Kornblum, der ehemalige US-Botschafter in Deutschland sprach gestern Abend nicht grundlos von Partnerschaft, betont nicht von Freundschaft.

Wenn ich mir gerade schon die deutsche Krämerseele zumindest temporär zu eigen mache, wäre noch erwähnenswert, das das deutsche Militär jährlich (nur?) gut 33 Milliarden Euro an Geldmitteln kostet. Darin enthalten sind auch die Söldner-Dienste für unsere amerikanischen Freunde Partner. Der Blutzoll in dem Zusammenhang beträgt allein in Afghanistan bis dato 54 Menschenleben auf deutscher Seite.

Die Rechnung ist also recht einfach: Wir helfen den Amerikanern militärisch bei der Durchsetzung ihrer geostrategischen und machtpolitischen Ziele, wir leisten „Amtshilfe“ in Sachen Geheimdiensttätigkeit (eben auch durch Duldung). Andererseits geben die Amerikaner ihre gewonnen Erkenntnisse an uns weiter, soweit das auch ihren Interessen dient und sie gewähren uns Handelsvorteile, indem sie unsere begehrten Exportschlager eben nicht mit Strafzöllen belegen. Alle an diesem Deal Beteiligten sollten allerdings aufhören, von Wertegemeinschaft zu reden. Auch die Propaganda in dem Zusammenhang (wir sind die Guten, Export von Demokratie und Menschenrechten, Friedensdienst mit Knarre in der Hand usw) ist höchst überflüssig und verlogen. Eben Propaganda.

Nun sind wir Menschen ja bekanntlich viel mehr als nur blanker Ratio, solche Emotionen wie enttäuschtes Vertrauen, Misstrauen und auch Zorn können politische Entscheidungen (und Wahlen!) sehr wohl beeinflussen. Bleibt spannend, abzuwarten, wie unsere gewählten Vertreter damit umgehen werden. Angesichts der oben angeführten Zahlen muss man kein Prophet sein, um zu sehen, wie es ausgehen wird. Ein wenig öffentliche Empörung, ein paar ernste Gespräche mit den Amerikanern und weiter geht`s. Angesichts der vielen gefährdeten Arbeitsplätze wird diese hässliche Kröte wohl geschluckt werden. Uns, den Wählern gegenüber wünsche ich mir endlich mehr Offenheit über unser Verhältnis zu den USA. 

Bleibt schlussendlich zu hoffen, das Deutschlands (Europas) Regierung(en) zumindest langfristig ihre Lehren aus den aktuellen Ereignissen ziehen und endlich massiv, ernsthaft kontinentale Soft- und Hardware-Produktion fördern, um den gigantischen Technologie-Vorsprung der Amerikaner wenigstens zu verringern.

Mirker Bahnhof

Nach dem Unterricht gingen wir gern zum nahe gelegenen Bahnhof, damals, in den 70ern. Dort war noch Betrieb, auf der so genannten Nordbahntrasse, heute ist dort ein in guten Teilen schon fertiger Radweg, der irgendwann einmal das gesamte Stadtgebiet verbinden soll, halbwegs eben und autofrei, was für Wuppertaler Verhältnisse ausgesprochen selten ist.

Bilder zum vergrößern anklicken…

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Die Bausubstanz ist heruntergekommen, viele Jahre geschah dort nichts und dann immer wieder Streit mit Eigentümern und Mietern. Heute nutzt ein Künstlernetzwerk sowie eine Tanzschule den Bahnhof, gegärtnert wird dort und angesichts des zunehmenden Verkehrs auf der Trasse gibt es seit neuestem ein Cafe. Wenn schon kein Geld, so gibt es doch wenigstens Hoffnung. Persönlich interessiert mich das so genannte Reparatur-Cafe, dort kann man gemeinschaftlich alle möglichen Haushaltsgeräte wieder instant setzen, deren gewerbliche Reparatur nicht mehr lohnend wäre oder wo es von Seiten etablierter Handwerker schlicht an Engagement und guten Willen mangelt.

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 Die Räumlichkeiten der Tanzschule, ehemals wohl Wartesaal der ersten Klasse (von dreien!)

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IMG_3747 IMG_3746Hier noch ein paar Bilder vom Quartier drumherum:

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Auf dem Heimweg…

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Nicht allein

Ein neues Buch liegt hier, die ersten paar Seiten habe ich schon gelesen.

Kriegsenkel von Sabine Bode.

Dort ist u.a. die Rede von diffusen Ängsten und tiefsitzenden Verunsicherungen der Kinder der so genannten Kriegskinder, also hauptsächlich der in den 60ern geborenen Kinder. Kinder mit Vater und Mutter wie meine Eltern eben, die bei Kriegsende selbst so um die zehn Jahre jung waren. Welche Auswirkungen deren Erlebnisse auf ihre Kinder wiederum, der dritten Generation nach den Tätern hatten.

Meine Generation, meine Geschichte.

Nie hätte ich gedacht, das all das einmal Thema eines Buches und vieler therapeutischer Erklärungsmodelle sein würde. So viel ging mir schon nach den ersten Zeilen durch den Kopf. Das Leben meiner Eltern. Sie waren unübertroffen im Ausblenden großer Themenbereiche, im Leben innerhalb einer selbst erschaffenen Matrix. Diese Sätze. Das ich nicht wüßte, wie gut ich es hätte. Diese Missachtung von Individualität, entstanden aus dem Zwang zur Konformität, der wichtigsten Überlebensstrategie der einfachen Menschen im Nationalsozialismus. Nicht auffallen eben.

Diese Geschichten, die mir wie aus einer anderen Welt schienen. Spärlich kamen sie an`s Licht, vieles erst auf hartnäckige Nachfrage hin. Mein Vater hatte das „Glück“, in Quartieren weit im Osten der Stadt aufzuwachsen, die von den Angriffen nicht so extrem betroffen waren. Meine Mutter hingegen musste diese Nächte in der Innenstadt erleben. Aus dem Keller heraus mit ansehen, wie Menschen im vom Phosphor entzündeten Asphalt stecken blieben und verbrannten. Die Hölle auf Erden.

Andere Geschichten. Geschichten von Flucht, Kinderlandverschickung. Geschichten von Zwangssterilisation, Denunziation, angewandter Rassenwahn. Geschichten derer, die nicht zurück gekommen sind. Derer, die am nächsten Morgen schlicht nicht mehr da waren. Geschichten der wenigen, die sich dem Irrsinn erfolgreich entziehen konnten, die den Preis  zu zahlen dafür bereit waren, ein Leben im Untergrund. Und auch die Geschichten derer, die das System mit trugen, sei es in ihrer Gesinnung, sei es an der Front. Alles innerhalb zweier Familien. Nach den Geschichten vom Terror folgten die Geschichten vom Hunger, von Entbehrungen, von der Not, eine Bleibe zu finden. Vom Zwang, zu heiraten, um überhaupt eine Bleibe zu finden.

Du weißt überhaupt nicht, wie gut Du es hast.

Es ging mir gut, ihren Maßstäben nach, ja. In Friedenszeiten aufwachsen zu dürfen, ist für sich genommen erst einmal ein großes Geschenk. Wenn dieses Gefühl nicht gewesen wäre. Das irgend etwas nicht stimmt an dieser vorgelebten Welt. Maskerade. Für sie war sie Überlebens-notwendig, um das Erlebte irgendwie erträglich zu machen. Auf mich wirkte sie aufgesetzt und unecht. Wenn  diese Träume und Ängste nicht gewesen wären, für die es offensichtlich doch keinen Grund gab.

Heute weiß ich, das es keinen einzelnen, schlüssigen Grund für die Zustände gibt, in denen ich mich als Kind, als Jugendlicher und als Erwachsener wieder fand. Allenfalls ein ganzes Bündel von Ursache und Wirkung, keine Schuld. Die Geschichte meiner Eltern ist ein Teil davon.

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Mit dem Rad

Ein freier Tag und die Sonne scheint, also nichts wie raus aus dem Haus. Einige Kilometer geht es durch die Stadt, bis ich hinter dem Zoo den Radweg Richtung Müngsten erreiche. Die Wupper ändert hier in einer Biegung stark ihre Richtung, im Stadtgebiet fließt sie eher westlich und ab hier eine ganze Weile genau südlich, bis Solingen-Burg, wo sie sich wieder westlich zum Rhein hin wendet.

Erst einmal passiere ich die Kinder – und Jugendfarm und lasse es mir nicht nehmen, die beiden Zarten hier zu verewigen. In der Sonne dösen und fressen, sehr schön.

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Weiter geht es auf dem Radweg. Der Herbst riecht modderig nach nassem Laub, ab und zu singen verirrte Blätter zwischen Reifen und Schutzblech ihre Lieder.

IMG_3717Der Oktober ist schon fortgeschritten, aber die Farbenpracht ist immer noch beeindruckend.

IMG_3719Bei der Ortschaft Kohlfurth, die getrennt vom Fluss je zur Hälfte den Städten Wuppertal und Solingen zugehörig ist, verlasse ich das Tal der Wupper Richtung Solingen, mitten durch Wald und Feld steil bergan. Nasses Laub und Gras sowie glitschige Steine machen mir den Unterschied zwischen meinem Trecking-Rad und den Mountain-Bikes schön deutlich, öfter rutscht hinten angesichts der Steigung das Rad durch.

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IMG_3724 IMG_3725Der Anstieg (knapp 200 Höhenmeter) ist schweißtreibend und ich erinnere mich, das es mal eine Zeit gab, in der mir die Berge hier nicht so viel ausmachten. Allerdings belohnt der Ausblick auf den Höhen die Mühe.

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Nach ein paar Runden durch Solingen fahre ich wieder talwärts Richtung Müngsten, der Brückenpark lädt zum ausruhen ein, bevor es wieder nach Hause geht.

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Ein letzter Blick von der Napoleonsbrücke bei Müngsten…

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Ein „M“

Großen Respekt habe ich vor Menschen, die mit mancherlei Bürden und unter widrigen Lebensumständen das Beste aus ihrem Leben machen und keine Scheu vor Verantwortung zeigen. Spätestens dann haben sie mein Herz gewonnen, wenn sie sich echt anfühlen, keine Rollenspiele spielen, keine Maskerade leben. Am Samstag waren wir bei solchen Menschen zu Gast. Ein kleines Haus mit viel Wärme und Herzlichkeit sowie mit vielen Kindern. Menschenkinder und – einige Katzenkinder.

Unsere beiden Bauern waren ja schon ein gutes Jahr alt, als ich sie kennen lernen durfte. Noch nicht so ganz ausgewachsen, aber schon lange keine Baby`s mehr. Die hier dagegen sind gerade drei Wochen alt…die Bilder sprechen für sich.

Die ganze kleine Familie, eines weiß wie die Mama, zwei getigert wie der Papa und eines schwarz. (Drauf klicken zum Vergrößern)

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 Ein schwarzer Silberblick…

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Beim  allabendlichen wiegen, mit genauer Buchführung. Die Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen…

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Und hier das „M“, mein persönlicher Favorit. Wenn hier noch Platz wäre…

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Es ist schon faszinierend, so eine kleine Hand voll Katze. Alles dran, wie bei den Großen, aber eben alles in XXS sozusagen. Das „M“ schlief dann schlussendlich schön bei mir ein…

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Auf dem Schiff

Seit längeren gibt es eine Einladung zu einem doppelten Geburtstag. Der Liebsten Arbeitskollegin samt ihrer Schwester wollen gemeinsam feiern, die eine nach- und die andere hinein in den heutigen Sonntag. Wir sind gemeinsam eingeladen, zum Canoo am Düsseldorfer Rheinufer. Die Liebste ist dicke mit ihrer Kollegin und weil es meist so ist, das ich ihre Freunde auch gut leiden kann, freuen wir uns gemeinsam auf den Abend.

Nach ein paar Ehrenrunden durch die Stadt, der Navi bleibt natürlich daheim – Düsseldorf ist ja sozusagen Nachbargemeinde, erreichen wir den Parkplatz direkt neben dem Schiff am Rhein. Es ist eine Motto-Party, „Bad Hair“ , aha. Die Liebste hat es leicht, dem mit ihrer Mähne gerecht zu werden und mein kaum mehr vorhandenes Hair ist so bad, das ich mir ein schönes schwarzes Tuch kunstvoll um die Rübe binde.

So ungefähr 60 Gäste sind geladen, der größte Teil Freunde und Bekannte der Schwester, die dem Vernehmen nach ein öffentliches und gut dotiertes Amt bekleidet. Fast alle sind so um die Dreißig, wir beide sind tatsächlich die ältesten in der Runde. Flüchtig bekannt ist mir nur die Kollegin, ansonsten sitzen wir erst einmal gemeinsam mit der Hand voll Menschen, die zu ihr gehören. Nettigkeiten werden ausgetauscht, ein wenig Smalltalk, und so bleibt mir reichlich Zeit, mich umzuschauen, Eindrücke zu sammeln und meine Gedanken treiben zu lassen.

Die Gesellschaft ist etwas Frauen-lastig, vielleicht zu zwei Dritteln. Einige Perücken werden zur Schau getragen und kunstvoll bearbeitetes Eigenhaar präsentiert. Eine hat ihre Haarpracht bretthart a la Leningrad Cowboys  steil nach oben toupiert, wahrscheinlich mit Hilfe von Mengen an Chemie, aber mit imposanten Ergebnis, satte 20 Zentimeter mehr Körpergröße. Meine Kamera ist zwar dabei, bleibt aber in der Tasche, ich will hier nicht nerven und es gibt auf dem engen Schiff auch keine Gelegenheit, diskret zu fotografieren. Zwischenzeitlich gehe ich ein wenig umher, suche Toilette und Buffet auf. Bei jedem Gang werde ich witziger Weise von skeptischen Bordpersonal gefragt, ob ich auch ein geladener Gast bin, was ich angesichts meines etwas aus der Art geschlagenen Outfits und Jahrgangs freundlich grinsend bestätige.

Beim Betrachten der Gesellschaft werden Erinnerungen geweckt. Mit dreißig versuchte ich mich erstmals in Familie, chaotisch, aber jedenfalls nicht Sinn-frei. Wichtige Erfahrungen blieben und mein Sohn verdankt dieser Zeit sein Dasein. Hier in der Runde ist von solcher Art Gedanken wenig zu spüren, denen gehört ganz offensichtlich nicht nur an dem heutigen Abend schlicht die Welt. In bester Düsseldorfer Manier sehen und gesehen werden, Oberfläche pur zum hämmernden Pop aus den Lautsprechern. Nur wenige fallen uns auf. Junge Eltern mit ihren kleine Kindern sowie ein, zwei eher still da sitzende Gäste.

Die Liebste stellt Vergleiche an mit gewissen Berliner Vierteln und mir wird einmal mehr bewusst, wie verschieden hier doch die Menschen sind, in Nordrhein-Westfalen, diesem Kunstgebilde der Alliierten. Düsseldorf liegt nur gut 40 Kilometer entfernt von hier und doch ist die Atmosphäre eine ganz andere. Der Schein zählt hier mehr als das Sein, verbunden mit rheinischer Offenheit. Schnelle Kontakte sind möglich, aber ebenso schnell dreht man sich um und geht weiter. Handel, wandel, und gewinne, easy come, easy go.

Was für ein Unterschied doch zu den Menschen hier im bergischen Land, das in der Namensfindung damals allenfalls als  Bindestrich zwischen Rheinland und Westfalen auftaucht. Ein eher zurückhaltender Menschenschlag mit mehr Bodenhaftung. Es dauert, bis man sich einander öffnet, einmal gewonnene Sympathien erweisen sich dann aber auch oft als dauerhaft. Beständigkeit ist die positive Seite der Bodenhaftung, eher düster der verbreitete Hang zur Grübelei hier in den Bergen.

Zeitig, jedenfalls für lokale Verhältnisse, brechen wir am frühen Morgen auf. Ein unterhaltsamer Abend war es jedenfalls und müde, wie wir sind, freuen wir uns wieder daheim zu sein, im stillen Tal der Wupper. Zum Schluss fallen mir noch ein paar berühmte Söhne Düsseldorfs ein…

 

Zum lesen

Jessy und Jim

von Arthur Brühlmeier

Ein faszinierender Roman, eine mystische Geschichte, die ursprünglich ein Kinderbuch werden sollte. Sie basiert auf der Annahme, das unsere Existenz mit dem Tode nicht erlischt, sondern das wir uns danach in einer jenseitigen Welt wiederfinden, deren Landschaften unseren Seelenzustand auf Erden entsprechen. Irdische Naturgesetze haben dort keine Gültigkeit, äußere Veränderungen gehen immer mit inneren Wandel und dem jeweiligen Erkenntnisstand Hand in Hand.

Das alles wird spannend in wechselnden Episoden erzählt, beginnend mit der Ankunft der kleinen Jessy dort, nachdem sie die Erde bei einem Autounfall früh verlassen musste. Ein dickes Buch, das mich derzeit fesselt…

Hier gibt es eine Website zu der Geschichte, auf der auch Vertriebswege verlinkt sind, seit ein paar Tagen gibt es auch das Hörbuch dazu. Ein Zitat aus dem Schlusswort des dazu gehörenden Booklets:

„Die Wahrheit kann man nicht besitzen. Man kann sie nur suchen, und wenn man glaubt, sie gefunden zu haben, entschlüpft sie einem wieder, und man muss weiter suchen, immer weiter. Es ist mit der Wahrheit fast  wie mit einem schillernden Regenbogen: Wie sehr man sich ihm auch nähern will – immer weicht er zurück. Und doch lässt er niemanden unberührt und weckt in allen Menschen die Sehnsucht, in seine wundersame Farbenpracht einzutauchen.“