Archiv für den Monat: Juni 2016

Nachgerufen

Bist erlöst, Langer.
Danke für die Zeit.
R.I.P.

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Nachtrag: Heute, am 24.6., war deine Beisetzung. Der Pastor hat das gut gemacht, seine Rede über dein Leben war absolut passend. Ein Satz ist mir allerdings derart angekommen, das es mir und auch meinem Nachbarn, Du weiß schon, wem, ein Grinsen in`s Gesicht zauberte:
Er war dem Hardrock zugeneigt…Das hatte Klasse und ich bin mir absolut sicher, wo immer Du jetzt bist, Dir haben die Ohren geklingelt.

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Kein ausweichen möglich

Wenn mich etwas traurig stimmt, gebe ich mich dem hin, so lange es sein muss. Das ist, kommt ganz darauf an, worum es geht, mal kürzer und mal länger. Traurigkeit hat die Eigenschaft, zu bremsen. Früher ging ich darum um die Trauer herum und wurde lieber zornig. Mit der Welt, mit meinem Gegenüber, mit mir selbst, mit Gott, mit allem. Mit Wut im Bauch schafft man viel, jedenfalls mehr als mit der Trauer. Allerdings lässt sich die Trauer nicht betrügen. Sie kommt zurück, ungefragt, wann sie gerade will, und dann mit voller Wucht, zum Ausgleich für den versuchten Betrug vielleicht.

Hast`e jetz`davon, nehm`mich gefälligst ernst!

Also lass`ich die Traurigkeit dort, wo sie gerade sein möchte. Um nicht in ihr zu versinken, mache ich irgend etwas profanes. Das Fahrrad reparieren zum Beispiel. Oder Essen zubereiten. Staub saugen, Abwaschen, kleine Blog-Einträge wie diesen hier schreiben. Solche Sachen. Kleine, simple Notwendigkeiten und Beschäftigungen, die nicht das Potential haben, mich von mir selbst abzulenken. Beschäftigungen, die mich allerdings geerdet bleiben lassen.

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xxx

(Hamburger Hafen, irgendwann.)

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27

Es ist jedes Jahr das gleiche, seit 27 Jahren. Der Erzähler lässt sich feiern und im Radio kommt jedes Jahr die gleiche Meldung, an diesem Tag. So wie heute wieder. Vor 27 Jahren erstickte das chinesische Regime Proteste ihrer Bevölkerung gegen Korruption, Machtmissbrauch und Willkür im Keime, indem sie auf ihr eigenes Volk schießen ließ, Panzer in Menschenmengen fahren ließ. Bis heute hat es keine Gerechtigkeit für die vielen Opfer dieses Tages gegeben. In China ist es verboten, über die Ereignisse nur zu sprechen, geschweige denn zu demonstrieren, wenn man von Hongkong mal absieht, wo öffentliche Erinnerung in gewissen Rahmen zumindest geduldet wird.

An dieser Stelle ist es mir ein Bedürfnis, zu betonen, das ich mich für die Doppelmoral der Regierung meines Landes tief schäme, die einerseits keine Skrupel hat, mit dem Land der Schlächter des 4. Juni glänzende Geschäfte zu machen. Andererseits da, wo es Geo-politisch opportun erscheint, einseitiges, lautstarkes Getöse vernehmen lässt, gerade dann, wenn es sich dabei um Russland handelt.

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Gar nicht so leicht, jetzt an dieser Stelle die Kurve zu kriegen, von der Schwere der Geschichte  hin zur Leichtigkeit dieses Tages, für mich persönlich. Multipliziert man 27 mit zwei, ergibt das heute das Lebensalter des Erzählers, der sich an der Stelle freut, dieses so kritische Alter schon verdoppelt haben zu dürfen.

Janis hat das nicht geschafft, ist in den ersten 27 hängen geblieben. Ein Lied von ihr freut die deutsche Krämerseele bis zu heutigen Tag…

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