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Mach`s gut, Fidel

Heute früh also bist Du uns also voraus gegangen, wie ich gerade im Radio hörte. Natürlich werden jetzt all die vorgedruckten Nachrufe aus den Schubladen gezogen, weil, so ganz plötzlich und unerwartet hast Du uns ja nicht verlassen, in deinem biblischen Alter von 90 Jahren. Jetzt wird  je nach politischer Ausrichtung eher respektvolles oder mehr kritisches zu lesen sein, warst ja nicht immer fein in der Wahl deiner Mittel.

Einen hätte ich dann auch noch, ganz spontan, ehrlich. Für mich warst Du ein Held. Nicht, weil Du dem großen Bruder nebenan die Stirn dauerhaft geboten hast, auch nicht, weil Du angeblich über 600 (!) Mordanschläge überlebt hast. Sympathisch war mir stets der morbide Charme deiner kleinen Insel, das Improvisationstalent deiner Leute. Widerstand ist eben oft mit Entbehrungen verbunden. Sehr respektabel finde ich in dem Zusammenhang auch das Geschick deiner Landsleute, die Lebensdauer amerikanischer Straßenkreuzer mit Hilfe von russischen Triebwerken in`s Aschgraue zu verlängern.

Nein, der wahre Grund meiner Heldenverehrung ist ein anderer gewesen. Aus deinem schönen Inselreich kam weiland in den 80ern das mit Abstand beste Gras der damals noch geteilten Republik. Dein ganz persönlicher Beitrag zur Zersetzung der Kampfmoral, wenn man so möchte. Was haben wir dir für rauschende Ballnächte gewidmet, die explodierende Samenkörner in den dicken, selbst gedrehten Tüten waren die Gewehrschüsse unserer ganz privaten Revolution, sozusagen.

Bleibt Danke zu sagen, gute Reise, Fidel!

„Jeder glaubte an was anderes, weil keiner etwas verstand.
Viva la Revolution... war leider auch nur Opium.“

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Alte Bilder

Manche Sachen liegen über ein Vierteljahrhundert in Schränken umher, um dann, warum auch immer, hervorgeholt und gesichtet zu werden. So auch dieses Bildchen weiter unten, welches mir vom Eigentümer netterweise zugeschickt wurde.

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Beim Betrachten spult sich ein ganzer Film vor mir ab. 1990 – irgendwann im Sommer vermutlich. Seit 2 Jahren war meine vierjährige Weiterbildung beendet und ich eierte sehr planlos durch mein Leben.

Geliebt habe ich den Maurerporsche auf dem Bild, ein Ford Capri V6 – 2,0 mit satten 90 PS und altbackenem 3-Stufen-Automatikgetriebe, Stadtverbrauch dank Doppelvergaser-Anlage um die 11 Liter, für damals schon nicht übel. Mein Outfit war dem entsprechend, der Nimbus wollte schließlich gepflegt werden. Passend zum Fahrzeug gab es ein paar Fransen-besetzte Wildleder-Boots, von denen zumindest der linke bei schönem Wetter auch schon mal aus dem Fenster hing, dank Automatik-Schaltung kein Problem. Einen Fuchsschwanz gab es übrigens nicht, das habe ich bewußt (Welch ein Wort in dem Zusammenhang!) der Manta-Fraktion überlassen. Dafür schepperten ZZ-TOP und ähnliches aus dem Low-End Blaupunkt Kassetten-Deck.

Die Zeit damals war rückblickend für mich geprägt von Selbstüberschätzung, Planlosigkeit, Überheblichkeit, ein Zustand sehr weit von mir weg, aus heutiger Sicht. Die Woche war gefüllt mit Arbeit, die Wochenenden mit irgendwelchen Partys, wo ordentlich gesoffen und zumindest meinerseits auch gekifft wurde, sehr zum Leidwesen meiner Mitbewohnerin, die dem machtlos gegenüber stand. Immerhin hatte ich damals noch 10 Jahre Alkohol und Dope vor mir, oder, anders gerechnet, 12 Jahre hinter mir. Sozusagen mittendrin. Mein zweites Wohnzimmer damals war das Deja-Vu in Remscheid, welches sich kurz zuvor erfunden hatte und das es wundersamer Weise heute noch gibt. Zwei Brüder, die mit dem neuen Laden kräftig das sagenhafte Remscheider Nachtleben durcheinander brachten und meinesgleichen mit Flensburger, Tequilla und Rock`N Roll versorgten.

Wenige Monate später sollte mein Leben kräftig durchgeschüttelt werden, wovon ich in dem Sommer noch keine Ahnung hatte. Wie weiter oben schon beschrieben, beschränkte sich mein damaliger Bewußtheitsgrad auf gewisse Äußerlichkeiten. Vorläufig war ich mir meiner selbst noch sehr sicher.

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Tunnel-Session

Meine morgendliche Fahrt zur Arbeit mit dem Rad führt mich über eine umfunktionierte, alte Bahnstrecke, unter anderen eben auch durch einen schönen, alten Tunnel, der gerade eben erst für den Rad-Schnellweg Nordbahntrasse saniert wurde. Normalerweise ist um die Uhrzeit früh morgens dort wenig los, außer der eine oder andere Frühaufsteher, der mir entgegenkommt.

Anders heute morgen. Schon von weitem fällt mir ein Licht auf, das da nicht hingehört. Im Tunnel dann kurz hinter dem Portal bietet sich mir ein ausgesprochen schräges Bild: Ein Fahrrad lehnt an der Tunnelwand, ein anderes liegt umher und die dazu gehörenden beiden Freaks sitzen friedlich mitten auf dem Weg. Zwischen den beiden ein Ghettoblaster, aus dem in Zimmerlautstärke, also für die Lokalität passend ein uralter Song der Pink Floyd plärrt. Dazu passend ziehen Schwaden guten Grases ihre Bahn im Tunnel-Durchzug.

Wie geil, denke ich, während ich wortlos langsam vorüber fahre und das Bild auf mich wirken lasse. Und ich geh` jetzt knechten, selbst kiffen kommt nicht mehr in die Tüte, wegen dem ausgeprägten Unvermögen, damit angemessen zu haushalten. In der Tunnelmitte fallen mir die in den ehemaligen Fluchtnischen ansässigen Fledermäuse ein, um die es schon endlos dumme Diskussionen und jahrelange Bau-Verzögerungen gegeben hat. In dem Moment hätte es mich nicht gewundert, das die allmählich entschwindenden Floyd-Passagen von dem einen oder anderen sanften Klatschen unterbrochen worden wären. So ein Geräusch eben, das eine Fledermaus verursacht, die kopfüber bekifft und tiefenentspannt auf dem Boden landet.

Draußen dann in der frischen Luft freue ich mich für die Tierschützer, das das alles nur in meinem Kopf geschah und wünsche den beiden Nachwuchs-Bohème in Gedanken noch einen entspannten Tag.