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Sail

Manchmal verfeuere ich alles, um weiter zu kommen.
Manchmal verfeuere ich, weil ich etwas verfeuern will.
Manchmal werfe ich Schatzkisten Außenbords.
Manchmal finde ich überraschend Schlüssel,
lasse dem großen Vogel die Freiheit.
Manchmal steuere ich selbst, so gut ich kann.
Manchmal vertäue ich das Steuer.

Autopilot.

 

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Zwerghamster

Regelrecht vernarrt war sie, in die beiden possierlichen, kleinen Nager, so genannte Roborowski-Zwerghamster. Zwei von diesen Mini`s hatte sie in der Tierhandlung erstanden und ein alter Käfig war auch noch vorhanden. Die Sache mit der Geschlechter-Bestimmung war zunächst unklar „Das sehn`se schon, kann man nun noch nich`sagen…“ hat sich auch relativ schnell aufgeklärt, mit einsetzender Geschlechts-Reife der beiden Schönen, dem Treiben nach eindeutig Männlein und Weiblein.

Bedacht hatte sie lediglich nicht, das der Käfig ursprünglich mal für die größeren Artgenossen gedacht war, mit entsprechenden Gitterstäben-Abstand. Irgendwann kam dann, was kommen sollte, ein Blick in den Käfig früh morgens und, ohje, der Herr des Hauses war abgehauen. Irgendwie hatte der sich dermaßen lang gemacht, das er zwischen die Stäbe passte und das Weite gesucht.

Nächte lang habe ich auf dem Fußboden gehockt und auf den Ausreißer gewartet, um ihn zu fangen. Ein langweiliges und letztendlich vergebliches Unterfangen, trotz öffentlich zur Schau gestellter Leckereien und viel Geduld meinerseits. Ein paar Mal hatte ich ihn sogar dicht vor mir, aber immer war der kleine Kerl schneller als ich. Wie der sich im übrigen die Zeit tot schlug, was an den Spuren auf dem Boden unschwer zu erkennen. Langsam, aber sicher fraß der sich genussvoll durch das Mobiliar, während seine Gattin überhaupt nicht auf die Idee kam, es ihm gleich zu tun und schön in ihrem Zuhause blieb.

Es war zum verzweifeln. Wirklich nichts schien zu helfen, die ersten Gedanken an einen Kammerjäger kamen uns damals schon. Bis eines Morgens der kleine Drecksack fröhlich rammelnd wieder bei seiner Liebsten zu sehen war. Einfach so, ganz ohne unser Zutun hatte der sich auf vertrautem Wege zurück in den Käfig gequetscht, die Triebe ließen grüßen. Die Aufzucht des zahllosen Nachwuchses und das weitere Familienleben fand im übrigen in mehreren, Zweck-entfremdeten Aquarien statt.

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Ein paar Dinge habe ich von der Geschichte damals gelernt. Zunächst sollten sich die Machthaber, wenn schon eingesperrt wird, des Gefängnisses nicht zu sicher sein. Dann scheint es offensichtlich so zu sein, das zumindest junge Männer für tollen Sex ihre Freiheit aufgeben und selbst gutes Essen stehen lassen. Obwohl ich da von manchen älteren Geschlechtsgenossen auch schon gegenteiliges gehört habe, von wegen Essen und Trinken sei die Erotik des Alters und so.

Das Wichtigste allerdings, und das ist auch der Grund, warum mir diese schräge Episode manchmal heute noch einfällt, ist der Umstand, das sich vieles im Leben auch ganz ohne mein Zutun selbst regelt, vorausgesetzt, ich bringe die nötige Geduld zum warten auf. Was mich heute oft genug davon abhält, da und dort Kräfte-zehrend zu intervenieren, mich einzumischen in anderer Menschen Belange. Sicherlich tut das mitunter Not, aber weiß Gott nicht so häufig, wie ich früher mal geglaubt  habe.

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