Szene am Rande einer Feierlichkeit

Ich sitze auf dem Klo der Lokalität zu ebener Erde und lasse die letzten Stunden Revue passieren. Die vielen Menschen, die vielen Eindrücke. Ansprachen, Freude, Gratulationen, Zukunftspläne, ausgetauschte Erinnerungen, viel Lob und nur wenig nett verpackt vorgebrachter Tadel, gute und aufrichtig gemeinte Wünsche für die Zukunft. Applaus, Scherze, Gelächter, kleine, wohl vorbereitete Aufführungen, rührende Augenblicke mit verstohlenen Tränen im Augenwinkel. Eine sehr bewegende Veranstaltung eben, nicht nur für mich.

Toiletten sind irgendwie der einzige Rückzug-Ort auf solch großen Feiern, wo man mal ungestört einen Moment für sich hat, nicht nur zur Erleichterung, sondern auch zum ordnen der Gefühle und Gedanken. Von der anderen Seite des geöffneten Toiletten-Fensters dringt Stimmengewirr zu mir herein, zusammen mit Tabakrauch. Manche sortieren sich eben besser im Rudel.

Zusammenhang- und gedankenlos lasse ich einen kräftigen und gut geführten Wind wehen, woraufhin mir das Verstummen des Gemurmels da draußen auffällt. Vielleicht hätte man den Gemeinschaft-Aschenbecher doch woanders parken sollen, unpassend, das. Warte ich eben einen kleinen verschämten Augenblick, bis der nächste Gast unter den neugierigen Blicken und leisen Getuschel des Publikums die Örtlichkeit verlässt und folge ihm freundlich lächelnd. Contenance, ein wenig Charme und wohl sortierte Kleidung hat schon ganz andere Situationen gerettet…

5 Gedanken zu „Szene am Rande einer Feierlichkeit

      1. bisou

        Hach, ich komme einfach nochmal wieder dir zu erzählen warum ich hier so zu sagen „doppelt“ schmunzeln darf.
        „Contenance, … hat schon ganz andere Situationen gerettet…“ und hier bist du bei „Fassung“ und in Gedanken bin ich bei der zweiten Bedeutung: Fassungsvermögen… ein grösseres hätte dich erst gar nicht in diese Situation gebracht 😉

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  1. gerlintpetrazamonesh

    Wind, weh! – Wohl dem, der seine Winde streichen lassen kann. Und so falsch ist der Aschenbecher nicht: nach alteingebürgerter Sitte war die einzige andere Rückzugs- und Fluchtmöglichkeit die rasche Zigarette (ich habe mich schon einige Male gefragt, ob nicht Gesundheits- sondern Stechuhrgründe für die Verteufelung des fraglos giftigen Rauchzeugs geführt haben).

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