Sonn-Tag und Nischen im Dasein

Derzeit scheint mein Leben zum großen Teil aus Pflichten zu bestehen, verbunden mit einer grandiosen Müdigkeit. Wer sich je quasi Berufs-begleitend um seine greisen Eltern gekümmert hat, die zudem nicht gerade nebenan und seit neulich auch getrennt voneinander wohnen, der versteht, was ich meine.

Um so wichtiger sind die Stunden zwischendurch. Ich mag keine klassischen Ausflüge mit dem Auto, Auto fahren bedeutet für mich nur weiteren Stress und wieder ohne Bewegung. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind keine wirkliche Alternative, von ihrem therapeutischen Nutzen in Sachen Menschheitsverständnis und Bewusstseinserweiterung, die eigene Art betreffend, mal abgesehen. Also Schuhe an und raus, dort wo ich lebe.

Die Hardt ist eines meiner Liebelingsziele, wenn auch in diesem Jahr total vertrocknet, wie überall. Ist schon erschreckend zu sehen und es scheint zu unserer neuen Normalität zu gehören. Der Ausblick vom Elisenturm ist dennoch immer wieder schön.

Und weiter geht es, die andere Talseite am Südhang hinauf, hin zum Unterbarmer Friedhof. Dort habe ich vor vielen Jahren mal ausgiebig Bilder gemacht, die leider verschollen sind oder besser aufgrund nicht vorhanden gewesener Datenbank-Zugriffsrechte mit dem ehemaligen blog.de untergegangen sind. Seis drum.

Ein Geschichts-trächtiger Ort und für mich auch ein Ort privater Erinnerungen, liegt er doch in der Nähe einer ehemaligen Wohung aus lange zurückliegenden Zeiten. Es hat etwas verwunschenes dort und ich bin immer wieder gerne hier, klettern und schwitzen Sommertags inbegriffen.

Alles in allem waren das gut 15000 Schritte – ich bin froh und dankbar, mich noch so bewegen zu können. Dass das nicht ewig anhält, sehe ich mit Blick auf meine Eltern gerade nur zu deutlich.

*

9 Gedanken zu „Sonn-Tag und Nischen im Dasein

  1. Pingback: Mittwoch, 220831 | wupperpostille

  2. C Stern

    Von Dir Beschriebenes kenne ich bestens. Daher auch das Sehnen nach anderen Inhalten, Aus- und Einsichten, nach erfreulichen Plätzen, wertschätzenden Menschen, …

    Besonders dann, wenn sich Aussichten auf Weite ergeben, mag ich Aufstiege, Stw. Elisenturm.
    Diese Blicke haben etwas Tröstliches für mich, sie zeigen mir die Dimension meiner eigenen Angelegenheiten besser.
    Ich war auch sehr viel unterwegs in den letzten Tagen, allerdings im Auto, aber als Beifahrerin.
    Schöne Ziele – es war wichtig für mich, eine Woche einmal Abstand zu nehmen von so einigem. Der Erholungswert unterwegs ist enorm, besonders, wenn Wege auch durch Wälder führen. Bäume bedeuten mir viel – wie überhaupt Natur in jeder Form. Ja, dafür spüre ich mich auch sehr dankbar und für die Möglichkeit, zu diesen Ausflügen und Wanderungen in der Lage zu sein. Wie wir wissen, es ist nicht selbstverständlich!
    Ganz liebe Grüße!

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  3. gerlintpetrazamonesh

    Diese schönen, alten, würdigen Friedhöfe muten immer wieder an, als wäre zum einen die Zeit stehengeblieben, zum anderen tatsächlich Friede eingekehrt. Bis einem einfällt, dass in diesen Gräbern ganz offenbar nur die Großkopferten liegen, begeistert gefeiert und geschmückt von ihren Erben, und nicht die gewöhnlichen Menschen, deren alte Gräber man vergeblich sucht.
    Trotzdem, solche Orte suche ich auch gerne heim. Ruhiges Dahinschlendern zwischen englischen Gestalten, der Würde und Patina mit ebensolchen Eigenschaften begegnen, das hat doch was und versuchen kann man’s ja mal!

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    1. Grinsekatz Beitragsautor

      Genau so geht es mir auch, beim wandeln durch die alte Anlage, die ein wenig an einen Park erinnert. Auch, wenn die Grabstätten der einfachen Menschen meist schon in sich versunken sind, strahlt dieser Ort doch Frieden aus.

      Danke für deinen Besuch und liebe Grüße!

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  4. Luxus

    Geliebter Reiner, 🌻
    immer wieder staune ich, wie viele schöne Plätze und Aussichten es in deinem Umfeld gibt. Auch ist es überaus erfreulich, dass du dies mit ganzer Seele genießt. Dankeschön für das Teilen der vielen grünen Anblicke und deiner Gedanken dazu. Ja, du bist wahrhaft beweglich, denn sehe ich nur die Bilder, erscheint mir das Gesehene glatt, wie mindestens eine Tagesreise. Und ich versichere dir, solange du beweglich und offen im Geist bleibst, wird sich das auch nicht ändern. Gott gibt jedem Seinen eigenen Weg – zurück zu Ihm. Seltsamerweise kann man für sich entscheiden, den Weg des Anderen auch als den seinen anzunehmen. Muss man aber nicht und genau gleich, kann es gar nicht sein, in einer einzigartigen Schöpfung. Wenn das Alte geht, ist das Wie – nicht zwangsläufig ein Ausblick in die eigene Zukunft. Zumal du und ich darin vertrauen, dass es den Tod im herkömmlichen Sinne – also alles zu Ende und für immer vorbei – gar nicht gibt.
    Das Folgende schreib ich jetzt wohl für mich. In gewisser Weise geht das Alte, um den Raum für eine neue Zukunft freizugeben. Genau das passiert ja auch beim Sterben (ebenso beim teilweisen im Geist). Die gewohnte Sicht der Welt löst sich auf und mit einmal ist man in einer ganz anderen Welt, die zuvor unvorstellbar dünkte. Jedoch wenn es kein Ende gibt, kann man auch ganz entspannt im Jetzt verweilen und ruhigen Geistes tun, was anliegt. Eine stets greifbare Möglichkeit. Zumal die Bibel mehr als 50mal darauf hinweist, dass es nichts zu fürchten gibt und uns das Leben Selbst – ja wahrlich ungezählte Gelegenheiten schenkte und schenkt, diese Wahrheit anzunehmen. Alles geht vorüber, nur das Leben bleibt – in dir, in mir, in Gott.
    Mein Stiefvater ist Anfang des Jahres gestorben und seitdem hat meine Mutter Angst vor dem Kommenden, da er zum Ende ein Pflegefall mit schwerer Demenz war. Derart verengt sich nun ihr Geist auf die Wahrnehmung von Leiden und übersieht all die Fälle, welche einfach im Schlaf gingen, irgendwo umfielen oder auch sitzenblieben und ähnlich gnadenvolle Akte der Heimkehr. In gewisser Weise zeigt die Mutter mir damit nur meine eigene geistige Lahmheit in anderen Belangen. Wie lieb von ihr. 😊
    Dankeschön, dass du mir hier die Gelegenheit zur eigenen Besinnlichkeit gabst.
    Kraft und Liebe 💫
    Luxus

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    1. Grinsekatz Beitragsautor

      Ja, liebe Luxus, die Bewegung hält lebendig, geistig und körperlich. Mein Vater hat sich körperlich immer beweglich gehalten, das hat ihn so unfassbar alt werden lassen. Die geistige Welt war ihm hingegen gleich und so ist auch das Ende nun. Es ist etwas daran, dass die Art zu leben auch die Art zu sterben bestimmt. Die Übergänge sind verschieden, meine Mutter ist nach wie vor bei klaren Verstand und hat dito Sorge, so zu enden wie der Vater. Es ist, wie es ist, und es ist nur ein Übergang.

      Liebe Grüße und Danke für dein hier-sein!

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