Sinn ?

Oft werde ich daran erinnert – im Freundes- und Bekanntenkreis, oder seien es Beiträge beim blauen Buch oder die meiner Kontakte bei der Wupperpostille. Erfahrungen und Gefühle von Menschen, die irgendwann aus ihrem alten Leben herausgerissen wurden und fortan mit  dauerhaften Erkrankungen klar kommen müssen. Mich machen solche Lebensgeschichten sehr nachdenklich, bin ich doch ein Mensch, der sich zumindest die meiste Zeit in seinem Leben auch durch Leistung definiert hat, zumindest sich gekümmert hat, um die Seinen.

Welchen Sinn mache ich, wenn ich keinen Sinn mehr mache?

Klingt banal, oder ? Natürlich machst Du einen Sinn, tönt es in mir, bist doch ein spirituell suchender und auch ein gläubiger Mensch. Schon so lange auf dem Weg und stellst dir diese Frage immer noch?  Offensichtlich ist das noch nicht gelöst, in mir. Zumindest nicht wirklich. Sich verantwortlich fühlen – das übliche, machen Millionen andere auf ihre Weise ebenso. Kinder, Eltern, enge Freunde. Vielleicht geht mir dieses an sich so selbstverständliche Thema so nahe, weil es eine doch recht lange Zeit gab, in der ich eben nicht verantwortlich war, Für mich nicht und für andere schon gar nicht. Weil mein nicht-verantwortlich-sein-können auch Ursache für die Lebensschwierigkeiten anderer Menschen heute war. Ursache, nicht Schuld. Schuldig wäre ich, hätte ich gegen besseren Wissens so gelebt (Achtung, dies ist wahrscheinlich der leicht ersichtliche Versuch, mir selbst Absolution erteilen zu wollen) Wie auch immer, gefühlt geht mir alles, was Verantwortung anbelangt, immer noch recht nahe.

Eigenverantwortung.

Lebe ich, denke ich zumindest. Achte meinen Körper, nehme mir Zeit für ihn und schenke ihm Aufmerksamkeit, wenn es nicht so will, wie ich es gerne hätte. Meistens jedenfalls. Meine seelische (Für-)Sorge sieht beim näheren Hinsehen nicht ganz so gut aus. Engagement in Sachen Selbsthilfe, mal mit mehr, mal mit weniger Überzeugung, aber schon von Herzen. Andererseits bereiten mir manche Grenzen immer noch Schwierigkeiten. Erschöpfung nehme ich oft erst kurz vor 12 wahr, meist sind dann schon erste Symptome wie zum Beispiel Kopfweh oder dergleichen am Start. Psychische Hygiene allgemein ist immer wieder ein Thema, gerade in meinem mittlerweile nicht mehr ganz so heiß geliebten beruflichen Umfeld. Wobei die Menschen größtenteils austauschbar sind, ihre Namen, ihre Statur, ihre Gesichter sind beliebig, die dahinter stehenden Prinzipien und Herausforderungen für mich sind es nicht.

Seelische Hygiene ist stets gefragt – dazu braucht es Zeiten des Rückzuges, der Ruhe. Was ist so genannte Realität, welcher Teil davon macht Aktion meinerseits erforderlich? Zahlen veranschaulichen, geschätzte 80 % aller Objekte meiner Aufmerksamkeit sind nur in meinem Kopf, gesellen sich dort zum König der Übertreiber, dem alles-bis-in`s-Aschgraue Ausmaler, Gemeinsam spielen sie Theater, vorzugsweise Dramen aller Art. Bis sie merken, dass niemand applaudiert, zumindest nicht von Herzen. Dann kichert der Vorführer leise, die Vorstellung bricht ab, das nicht vorhandene Publikum muss ohne Autogramm heimfahren und wenn der Vorhang gefallen ist, wird es wieder ruhiger im großen Saal.

Heute ist übrigens Sonntag. Im Hinterkopf schwirrt so etwas wie Essen machen und Zeug für Morgen vorbereiten umher. Ich lasse es schwirren, verschiebe all dies auf die dunklen Tagesstunden und beschließe, an die Sonne zu gehen.

Das macht Sinn, jetzt.

 

*

 

 

14 Gedanken zu „Sinn ?

  1. Holda Stern - Sabina

    Sinn? Tja, die Frage haben die größten Weisen aller Zeiten nicht zufriedenstellend beantworten können, sonst würde sich niemand mehr Gedanken dazu machen, oder? Vielleicht ist der Sinn des Lebens, den Sinn zu suchen … vielleicht ist das Leben als solches der Sinn … wichtig für mich war immer, dass ich überhaupt „lebte“, bewusst lebte, also nicht einfach nur so dahinschipperte … Stichworte wie „Kreativität“, „Achtsamkeit im Alltag“ sind neuerdings hinzugekommen. Ich denke spontan an die Frage, die eine(r) am Ende des Lebens gestellt bekommt: „Hast du dein Leben gelebt? Warst du „du“ oder „andere“?

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    1. Reiner Beitragsautor

      Bewusstheit, Achtsamkeit, Kreativität, ja. Ich möchte irgendwann etwas aus ganzen Herzen, aus Liebe und Überzeugung, nicht aus Pflichtgefühl tun. Für andere und für mich. Erst einmal hänge ich noch im Beruf fest …

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      1. TeggyTiggs

        …aus ganzem Herzen leben, kann man das verschieben?

        …klingt jetzt vielleicht etwas provokativ, aber ich glaube, man kann es nicht verschieben, wer weiß schon, ob es ein „später“ gibt…Kompromisse muss man machen, vor allem, wenn Familie da ist, und trotzdem nicht den Traum verlieren…

        liebe Grüße
        TeggyTiggs

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        1. Reiner Beitragsautor

          Es ist so, dass ich meine Träume oder besser meine Erfüllung, nicht wirklich kenne. Die letzten 40 Jahre bestanden beruflich zumindest nur aus Pflichten … von daher bin ich auf die Zeit angewiesen, die mir hoffentlich noch bleibt.

          Es kommt, wie es kommt … Grüße auch Dir !

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          1. Potenzialtrainer

            Du schreibst von „Die Zeit die dir HOFFENTLICH noch bleibt…“
            Welche Zeit? Dieses messbare Instrument um Verabredungen einhalten zu können? Oder den Moment jede Sekunde die deine Zellen sich bewegen, entwickeln, sich verändern, sterben, sich neu bilden… DAS geschieht immer nur JETZT. Nicht gestern, heute oder morgen. Du entscheidest immer JETZT, jedesmal neu.

            Viele, wenn nicht gar alle Menschen die im Sterben lagen haben selten ihre Taten bereut. Vielmehr haben sie bereut, was sie alles nicht getan haben. LG

  2. Herta Beer

    Ich denke, genau das ist es..etwas aus tiefstem Herzen und voller Leidenschaft zu machen, egal war, ob man seine Kreativität umsetzt oder/und sich um andere Menschen kümmert, oder war auch immer. Der Sinn des Lebens einfach zu leben, Zu Sein! Da zu sein! Für sich. Du schriebst im Beitrag selbst, welchen Sinn das Leben hat, wenn man nicht mehr für andere da sein kann. Ist natürlich ein schöner Gedanke an sich, jedoch nur für andere da zu sein, ist vielleicht für einige die Erfüllung, aber für jeden Menschen der Sinn des Lebens? Ich weiß nicht,..und vielleicht bekommen gerade diese Menschen dadurch die „Chance“ nun endlich für sich selbst da zu sein. Um Nachzudenken, um sich selbst zu pflegen, um Zeit für sich zu finden, zu haben, um zu Ruhe zu kommen. Danke für deine Zeilen – Glg Herta

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    1. Reiner Beitragsautor

      Ich danke Dir – beizeiten werde ich es herausfinden. Bestimmt werde ich mit dem Ende meiner Erwerbstätigkeit nicht mit großen Sprüngen los rennen … zur Ruhe kommen, spüren, was ist, was sein kann, ja.

      Lieben Gruß auch Dir.

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  3. Potenzialtrainer

    Das mit der Verantwortung ging mir genauso. Lange für nichts bzw. mir selbst brauchte es einige Zeit dann als Vater Verantwortung zu übernehmen.
    Verantwortung heißt für mich in erster Linie, verantwortlich für sein eigenes Verhalten zu sein. Man darf und muss Fehler machen (dürfen), jedoch trägt man in sich die Entscheidungsmöglichkeit. Da unsere Gedanken ständig zwischen unseren Gedanken hin und her springen und sich gegenseitig den wahren Glauben schenken wird es für den „Vorführer“ des Kopfkinos bisweilen zu komplex.
    Fängt er an zu reflektieren, fragt er sich nach seinem Sinn, oder er anderen ein Sinnstifter ist.
    Für mich bist du Sinnstifter jeglicher Kategorie und schenkst mir immer wieder Momente in denen ich nachdenken muss oder mich in andere Perspektiven versetzen kann. Für nicht wenige wirst du Hilfe, Nutzen oder Sinn bringen. Ob als Vorbild oder Feind, ohne dich wäre die Welt ärmer.
    Bei so viel Oberflächlichkeit unter zu vielen Menschen freut es mich Menschen wie dir zu begegnen, die ganz tief blicken und in sich tief blicken lassen.
    Schön, dass es dich gibt.
    Für die Sinnfrage bin ich mal auf folgende Antworten gekommen. Sinn entsteht im Austausch mit anderen.
    Insofern kreieren wir hier Sinn, egal wie andere diesen bewerten. Vielleicht sogar sinnlos… 😉 Selbst der ergibt Sinn. *fg

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    1. Reiner Beitragsautor

      Danke, Ralf.
      Es gibt wenige … vor allem wenige Männer, die so sind.
      Zumindest öffentlich.

      Ich freue mich sehr, von Dir zu lesen.
      Macht Sinn, ja 🙂

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  4. Agnes

    Dieser Kommentar bezieht sich auf ein ganz anderen Thema – im weitesten, sehr weiten, Sinne aber doch auch mit Deiner Sinnfrage verwandt.
    Es sind die abc.etüden
    Liebe Grüße

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