Sie irren traumatisiert und paralysiert als Binnenflüchtlinge durch ihr Land. Verdingen sich auf fremden Feldern für karges Brot und ein armseliges Obdach, mit Glück. Es gibt kein Daheim mehr. Aus den Keller-Löchern schauten sie den Tod, der feurig vom Himmel fiel. Sie schauten den Tod derer, die es wagten, die Machthaber zu kritisieren. Schauten das Schicksal derer, die von den Machthabern zum Dienst an der Waffe gepresst wurden. Das Schicksal derer, die es wagten, sich dem zu entziehen. Das Schicksal derer, die verfolgt, verstümmelt oder ermordet wurden, weil sie selbst oder ein Angehöriger nicht in das Menschenbild der Machthaber passten.
Als die Waffen endlich schweigen, führt der Hunger in den Trümmern das Werk des Todes fort. Wer kann, macht sich davon, vom letzten Geld. Sucht sein Glück in Ländern fernab der Trümmerwüste, die einst sein Zuhause war. Ist auf immer fremd und oft auch verhasst, als Angehöriger seines Stammes, von dem so viel Unheil ausging.
Syrien 2016.
Wuppertal 1944/1945
Zwei Orte und zwei Zeiten. Es gibt unzählige davon. All das ist mir vertraut als Nachkomme zweier Familien, in denen ausnahmslos alles vertreten war. Täter, Opfer, Helden, Mitläufer, die Risse gingen quer durch die beiden Sippen. Vielleicht darum geht es mir nahe, was derzeit um uns herum geschieht.
Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern,
das habt ihr mir getan.
Es steht uns frei, uns danach zu richten. Für mich habe ich klar, das ich einen Preis zu zahlen habe, sollte ich dieses Elend ausblenden, sollte ich mich weiter in die „Werte“ der modernen Zeit flüchten, mir blind die Taschen füllen und sie mir ebenso blind wieder leeren lassen. Der Preis ist meine Menschenwürde.
Frohe Ostern!
*
(Bildquelle: Auswanderermuseum Hamburg)
Berührend …
wir sind die Generation, die mit dem Erzählen der jüngsten Vergangenheit leben musste/muss
und die anders denkt !!!
Du und ich mögen anders denken…bei vielen anderen, auch aus unserer Genration, habe ich so meine Zweifel.
…die Welt ist ein schlimmer Ort, aber eben der, den die Menschen eingerichtet haben und…die Welt ist, ein guter Ort, an dem viel Solidarität und Hilfe geschieht, ein Ort der Hoffnung und der Liebe und ich denke daran, dass wir hier alle auf einer Durchgangsstation sind (ich glaube an Reinkarnation) und damit hoffe ich, lernen alle aus dem, was sie hier erleben und somit findet langsam ein Wandel statt…
…gut, dass Du zu Ostern daran erinnerst, es ist ja das fest der Auferstehung…
liebe Grüße
Ja, ohne die Extreme wüssten wir nicht zu unterscheiden – noch nicht. Es wird sich ändern, ändern müssen, nur aus unserer beschränkten Sicht von Zeit und dem großen Elend können wir uns das schwer vorstellen.
Durchgangsstation – so stelle ich mir das auch vor…
Dir auch lieben Gruß!
Während in der großen Politik und beim kleinen Mann auf der Straße Flüchtlingspolitik und Asylrecht höchst kontrovers diskutiert und dieses Letztere von immer mehr Leuten abgelehnt wird, darunter auch verblüffend viele, die ihre noch keine Generationen zurückliegende Herkunft aus irgend einem Ausland schon sprachlich weder verleugnen können, noch wollen, kamen bei mir Menschen aus fremden Ländern, zahlreich aus Syrien, an, die irgendwann zu erzählen begonnen haben. Zum Beispiel, was des Herrschers Schergen alles mit einer Bohrmaschine, die offenbar auch für Fleisch durchaus geeignet ist,, anstellen können. Was kann man danach noch sagen? Ohne erklärtermaßen ein bösartiger Unmensch zu sein, der gegebenenfalls eher mit der anderen Seite sympathisieren wird?