Orientierung

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen“. Mit anderen Worten, wir sollten nicht zuerst nach materiellen Dingen trachten, sondern nach innerer Vervollkommnung, denn dann kommt alles Materielle – um das wir uns bemühen – wie von selbst. Viele Menschen, die zuerst nach materiellen Dingen streben, meinen, sie könnten trotzdem dabei innerlich wachsen. Aber niemand kann Gott und Mammon gleichzeitig dienen. Die ersten Voraussetzungen für ein erfülltes Leben sind innere Qualitäten wie Wahrhaftigkeit, Lauterkeit, Selbstlosigkeit und Liebe. Solange du diese Eigenschaften nicht besitzt, nützt dir die größte Anhäufung von materiellen Gütern wenig.

https://aa-welt.de/store/24stunden/15-5.htm

Ist das so? Hat Mensch nicht erst dann einen freien Kopf, wenn der Kontostand den Erwartungen und Anforderungen entspricht? Ja und Nein, glaube ich. Ohne die mentale Grundhaltung hinter allem Tun und Lassen artet das Tagewerk leicht in einem gnadenlosen Ego-Trip und in die Gier aus. Andererseits führt das schauen der inneren weißen Wand allein auch nicht weiter, wenn es um das bezahlen von Rechnungen geht. Und so halte ich es gerne mit den Benediktinern, die da empfehlen, die Füße fest auf dem Boden zu stellen, den Kopf gen Himmel zu richten und bei alledem nicht vergessen, Kohl anzubauen (Wo ich das gelesen habe – keine Ahnung).

Die praktische Umsetzung im Alltag ist tägliche Übung auf der Basis von Vertrauen. Das meine tun und meiner höheren Macht das ihre zu überlassen, was natürlich nicht nur in materiellen Angelegenheiten gilt. Und so schaffe ich mir zwischendurch immer wieder Zeitfenster zum innehalten, am frühen Morgen mehr, über Tag sind es nur Minuten. Am Abend möchte ich danken, für das Gelungene, aber auch für die noch offenen Herausforderungen. Das alles schwankt stark, je nach Tagesform, aber hilft ungemein, im Leben zu stehen, was für einen Menschen wie mich keine Selbstverständlichkeit ist. Wer wie ich aus der stofflichen Sucht, aus der Angst, Unsicherheit, Verlorenheit und der Kontrollsucht kommt, weiß, wie wichtig das üben in Kontinuität, Beharrlichkeit und vor allem Vertrauen ist.

Was gerade in Zeiten wie diesen gilt…

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10 Gedanken zu „Orientierung

  1. Pingback: Montag, 220516 | wupperpostille

  2. C Stern

    Wunderbare Ge*danken*! Ich lasse sie auf mich wirken.
    Vor Jahren wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass die Fülle des Lebens durch eine dankbare und zuversichtliche Haltung beeinflusst wird. Ich meine, was mein Leben betrifft, letztendlich bis jetzt JA! Auch in finanziell sehr, sehr knappen Jahren war ich nie endgültig gefährdet, auch, wenn die Sorge in den Situationen groß war. Und doch: Es hat sich doch immer alles gefügt.

    Und dann kommen die Zweifel … Demnach besonders hartnäckig, wenn ich sehe, wie es Menschen geht, die gerade spirituell sehr viel gereifter sind als die meisten materiell ausgerichteten Menschen. Viele Angehörige von Naturvölkern haben beispielsweise einen besonderen Draht ins Universum. Und gerade sie müssen oft täglich um ihre Existenzen zittern, ihre Kinder hungern oder verhungern. Ihre Jagd- und Lebensgründe werden zurückgedrängt, usw. Warum leiden sie oft so sehr unter größten existenziellen Katastrophen? Finde ich auch dafür seelische Erklärungen? Ich bin auf der Suche …

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    1. Grinsekatz Beitragsautor

      Die Zweifel gehören zu uns, und sie haben ihre Berechtigung. Ihnen, die wir etwas herablassend „Naturvölker“ nennen, geht es nur darum an die Substanz, weil in Ländern wie unserem die Gier über allem steht, immer in trauter Zusammenarbeit mit den meist korrupten Regierungen der betroffenen Staaten. Sie werden geopfert für Energie, Metalle, seltene Erden und so weiter. Selbst darf ich mich noch nicht einmal zu laut empören, bin ich doch ein Teil dieser Maschinerie, seit weit über 40 Jahren schon.

      Was bleiben sollte, wären mindestens letzte Refugien für diese Menschen, die uns auf ihre Weise weit voraus sind oder waren. Es ist traurig, aber sie zahlen unsere Rechnungen.

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  3. C Stern

    Deine Erklärung ist natürlich auch die meine, auf der materiellen Ebene. Aber es muss noch eine höhere geben …
    Die Erde, auf der Menschen leben, die uns soviel voraushaben (und daher meine Hochachtung für jeden, der mit dem Schritt der Natur lebt!), ist ausgeblutet. So vieles, das der sogenannte zivilisierte Mensch aus der Erde hervorwühlt, nur um arrogant ein sogenanntes besseres Leben zu führen.
    Ganz besonders in diesem Zusammenhang irritiert mich immer wieder, wie bedenkenlos derzeit für E-Mobilität geworben wird – und sich Menschen von Werbung und Prämien lenken lassen. Auch das eine sehr kurzsichtige Art und Weise, wie die Politik Menschen der sogenannten westlichen Welt in falsche Richtungen treibt. Dabei kann es nur sinnvoll sein, darüber nachzudenken, wie wir überhaupt davon wegkommen, für jeden Meter, der bewältigt werden muss, sofort einzeln ins Auto zu springen, anstatt die vorhandenen Alternativen zu wählen … Faulheit, für die andere ihre Leben lassen müssen! Es ist so beschämend, wenn Zusammenhänge nicht als solche erkannt werden wollen!

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    1. Grinsekatz Beitragsautor

      Was kann jeder einzelne tun, was kann ich tun? Nicht jeder hat in dieser Zeit die Möglichkeit der kurzen Wege zur Arbeit. Mobilität bleibt ein Dauerthema, selbst bei mir, mit einer weit verstreut lebenden Sippe. Selbst meine Eltern wohnen hinter den sieben Bergen. Als sie noch nicht so gebrechlich waren, hatte ich zeitweise gar kein Auto, bin Rad gefahren oder Zug, das ging auch, wenn letzteres auch nicht gut (teuer, langwierig und unzuverlässig). Nun fahre ich einen Kleinstwagen, der mit wenig Energie klar kommt und wenig Platz beansprucht. Ein Traum von mir wäre eine Art dörfliches Leben, wo auch die Arbeit gleich nebenan ist. Nicht realistisch, das.

      E-Mobilität – im Nahverkehr mag das gehen, für diejenigen, welche ein Eigenheim besitzen, mit Wallbox zum laden. Ausnahme mag Tesla sein, die kommen dem Vernehmen nach mittlerweile weiter, interessant für Leute, die ab 45000€ für ein Auto ausgeben möchten. Selbst lebe ich in einem Altbau-Kiez, hier ist man froh über jede Lücke, vom laden eines Stromers ganz zu schweigen. Für mich gibt es keine Alternative zum Verbrenner, derzeit, allein schon aus Zeitgründen, der Tag hat ja nur 24 Stunden. Und ja – auch Stromer verbrauchen Rohstoffe und Energie, das nicht zu knapp. Auf Dauer wird (grüner) Wasserstoff das Rennen machen, wobei eine erschwingliche Serienreife noch viele Jahre dauern wird.

      Die höhere Ebene – wir hier im Westen kommen nicht um eine Sinnsuche herum, das wird langsam aber sicher immer mehr Menschen klar, auch wenn die „Amtskirchen“ sich leeren. Taschen füllen und blanker Hedonismus allein erfüllen eben nicht dauerhaft und führen zu den bekannten Auswüchsen. Für mich ist weniger oft mehr, gebraucht oft besser als neu. Ein wenig hat das jeder selbst in der Hand.

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  4. Aloisia+Eibel

    Ja, da stimme ich Dir zu. Mein Weg geht über das Gebet. Ich finde sehr viel Kraft und Trost darin, einerseits. Andererseits schmerzt es mich bis ins Innerste, wenn ich der Zerstörung der Natur hilflos zuschauen muss. Die Verbauung, die Schottergärten, die Verschwendung des Wassers. Ich versuche verantwortungsvoll zu leben, doch diesen Auswüchsen bin ich ausgeliefert.
    Liebe Grüße

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    1. Grinsekatz Beitragsautor

      Wir können nur für uns selbst schauen, dass wir es ein wenig besser machen. Auch mir fällt es bisweilen schwer, die zahllosen Widersprüche und Polaritäten unseres Lebens auszuhalten. Und ja, ohne das tägliche Innehalten, Gebet, mich mit meiner höheren Macht immer wieder neu zu verbinden, ohne alledem würde ich an so vielen verzweifeln, das ist sicher.

      Liebe Grüße auch dir 🙂

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  5. gerlintpetrazamonesh

    Das Igelbild ist sehr schön. Ob es zur Nachahmung einlädt? Weniger, dem Igel fehlt es an diesweltlicher Voraussicht zwischen den brausenden Fortschrittsrasern. Aber seine innere Haltung, sein Lächeln, sein freilich entgegengesetzter Weg, das rührt doch an! Ließ er die Seinen hinter sich? Oder war er nie eine ungewollte, ungeliebte Verpflichtung eingegangen? Wir, die wir Sorgen, können nicht gutheißen, dass sich einer vor seiner Verantwortung gegenüber den Anderen drückt. Aber sehen wir doch wenigstens, dass er die Verantwortung für sich selbst im Sinne des berühmten Hans im Glück, also in einem der bestmöglichen Sinne, wahrnimmt! Ich kenne meinen Weg, denn ich gehe ihn gerade, und mein Säckel am Wanderstab, es ist noch da – über was sollte ich mir Sorgen machen?

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  6. gerlintpetrazamonesh

    Eine gewisse materielle Absicherung tut gut (frei nach dem Motto: Geld macht nicht glücklich. Aber kein Geld macht unglücklich!), insbesondere die Sicheheit, in existenzieller Not nicht allein gelassen zu werden.
    Aber darüber hinaus braucht der Mensch, der nicht nur vom Brot alleine lebt, natürlich noch jenes andere Futter. Das für Seele und Geist. Und sucht danach.
    Fatal ist, dass es nur all zu menschlich ist, diese verschiedenen Bedürfnisse/brotsorten manchmal durcheinandergebracht werden und das eine fürs andere genügen muß.

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