November

Den Monat, den keiner braucht. So hörte ich dieser Tage einen Kollegen. Und doch hat er seinen Platz im Übergang der Jahreszeiten, auch, wenn mir diese Stimmung manchmal auf die Nerven geht. Verbunden mit der Aussicht, das diese triste Dunkelheit nun wieder einige Monate anhält.

Einerseits ist Rückzug angebracht, in die vier Wände. Mich daheim fühlen, warm sowie mit allem ausgestattet, was man so zum überwintern braucht. Ab und zu Freunde treffen, sofern die Zeit reicht. Wenig öffentliche Gesellschaft, die freie Zeit wird eher genutzt, sich vom mitunter kräftezehrenden Alltag zu regenerieren.

Mit der zunehmenden Stille da draußen gibt es auch andere Tage. So Tage, an denen die Luft dünner zu sein scheint. An denen ich in mir selbst ruhe, wenig nach außen gebe, scheinbar im inneren Rückzug lebe. Dennoch, oder vielleicht gerade darum erreichen mich die Stimmungen und Zustände anderer Menschen um so klarer und intensiver. Deutlich spürbare Schwingungen, die mich bewegen. Obwohl ich oft so unterwegs bin, staune ich über die Intensität mancher Wahrnehmung in diesen Tagen.

Unterwegs – ein Mittel gegen dunkle Stimmungen ist Bewegung. Der Zerstreuung wegen, aus reinem Zeitvertreib allerdings eher selten, da viel zu tun ist. Aktivitäten körperlicher Art sollten also eher zum Alltag passen und sich da gut unterbringen lassen. Ein Besuch in der Fahrrad-Werkstatt meiner Wahl und ich war stolzer Besitzer eines 20 Jahre alten, gut erhaltenen Cross-Rades für kleines Geld. Ein Zweit-Rad sozusagen, so eine echte Winter-Schlampe, der all den Dreck auf den Wegen nichts ausmacht. Minimalistisch ausgestattet, aber sportlich zu fahren, da bretthart. Nix für längere Touren, aber genau richtig für die täglichen Wege zur Arbeit und zum einkaufen.

Cross-Rad

 Vielleicht rüste ich das Ding noch mit Winter-Reifen auf, mal sehen, wie sich das im Schnee anlässt. Solange es geht, spüre ich so trotz Schweiß und Regen täglich meinen Körper, das Wetter, die Luft, die Veränderungen. Freue mich, wenn ich auf meinem Heimweg Abends die Autobahn unterquere, auf der sich die Autos im Schritt-Tempo fort bewegen. Freue mich, so dem täglichen Stau und den zahllosen Rotznasen in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu entrinnen.

Ein Geschenk, gesund sein zu dürfen.

~

15 Gedanken zu „November

    1. Reiner

      Hallo Ralli,

      HIER kannst Du dir ein eigenes Avatar an eine Mail-Adresse binden. Ist problemlos und schnell erledigt. Wo immer Du dann mit dieser Adresse schreibst (kommentierst) erscheint dann dein Bildchen.

      L.G., Reiner

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  1. Conchi

    Hallo Reiner,

    der November ist wirklich ein spezieller MOnat, der oft sehr ungemütlich und trist ist,
    aber teilweise ist es hier auch sehr schön, wenn ich über dem Neben in der Sonne bin,
    und es sieht immer irre aus, wenn sich der nebel dann hebt, und ich langsam darin
    eintauche, bis er sich dann langsam aufgelöst hat. Diese Stimmung finde ich manchmal
    wirklich schön, aber die Kälte ist so gar nicht mein Ding, da bin ich froh, den Ofen zu haben.

    Ich wusste gar nicht, dass es für Fahrräder Winterreifen gibt,
    hätte aber sowieso keine Lust bei dem Wetter Rad zu fahren. 😉

    LG an dich
    und alles Gute für dich
    Conchi

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    1. Reiner

      Lange habe ich nebenan in Remscheid gewohnt, über 300m hoch. Der Nebel dort im Winter, man ist dann sehr „für sich“, wie die Eingeborenen dort sagen 😉

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      1. Conchi

        Ohh, dann kennst du das ja auch, ich wohne hier zwar noch ein wenig höher,
        aber das macht sicher keinen großen Unterschied. Ich habe auch einige tolle
        Fotos gemacht von dem Neben, der sich ein wenig lichtet, auf denen man dann
        die Kirche im Nachbardorf andeutungsweise erahnen kann.

        Aber Sonne und Licht sind mir doch lieber und tun gut!!

        Alles Liebe und Gute dir
        und herzliche Grüße an dich
        Conchi

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  2. Uschi H.

    Das hast du wieder mal wunderbar in Worte gefasst lieber Reiner
    und den oft ungeliebten November, doch ein wenig liebenswerter gemacht.

    Ich kann leider durch mein Schultergelenk nicht mehr radeln und bedaure das oft sehr.

    Heute ist für mich wieder so ein Tag des *Zurückziehens
    und er tut mir unendlich gut.

    Noch einen entspannten Restsonntag und liebe Grüsse
    Uschi

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  3. QuerVerbindung

    …ich mag diese Zeit so zwischendrin, noch nicht wirklich Winter, obwohl der Herbst schon vorbei…grau und sterbend schaut die Landschaft, alles zeigt Rückzug und verkriecht sich in sich selbst…

    LG Heide

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    1. Reiner

      Mögen wäre übertrieben, aber eine Wahl haben wir ja nicht. Da bin ich (einmal mehr) gefordert, mich zu arrangieren mit dem Unabänderlichen…

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  4. Bisou

    November… ja, der dunkelste Monat, aber braucht es nicht erst diese Dunkelheit um sich an den Weihnachtslichter zu erfreuen?

    Und wenn es ihn nicht gäbe? Ein unbenanntes Loch, langer Oktober oder elf verlängerte? … alles verlör seinen Rhythmus.

    Ordnung muss sein 😉

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  5. Holda Stern

    Hallo Reiner, November als eine Zeit des Rückzugs. So handhabe ich das erst seit einigen Jahren (solange Kinder bzw. Jugendliche im Haus sind, ist das schwierig), ich nehme nur ungern irgendwelche Termine an, es lässt sich zwar nicht immer gänzlich vermeiden. Es ist die Zeit, in der ich darüber nachdenke, wie ich Weihnachten gestalten will, damit meine ich nicht nur Geschenke, sondern das ganze Drumherum. Spätestens im November kaufe ich das Material für die Weihnachtsgeschenke, die ich selbst herstellen will, und beginne gemütlich, eins nach dem andern, herzustellen. So bekommen diese und andere Vorbereitungen einen fast meditativen Aspekt: Ich vergesse die Welt um mich herum, höre die Nähmaschine rattern oder die Nadeln klappern oder höre den Pinsel über die Leinwand streichen, wie auch immer, die fünf Sinne werden in Anspruch genommen, und ich weiß wieder, dass das Leben sich lohnt.

    Ein guter Beitrag, den Du da geschrieben hast! Danke!

    Liebe Grüße, Holda Stern (hier bei WordPress flickerl)

    P.S. Dieses Jahr ist es allerdings nicht so ruhig, wir werden bald umziehen (Wie lange schreibe ich das schon? Die Dinge ziehen sich quälend langsam dahin auf dem Bau.)

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    1. Reiner

      Schön diese Zeit so nutzen zu können! Leider geht bei mir das Tagesgeschäft unvermindert weiter, zum Jahres-Ende eher noch hektischer als sonst. Aber damit bin ich nicht allein…

      Lieben Gruß & noch einmal gutes Gelingen auf der Baustelle!

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  6. grasoli

    Jo,

    der November legt sich über das Land. Es wird spürsam ruhiger, da draussen im Wald und im Felde. Es ist die Zeit der Sehnsüchte, die sich zwischen den Tagen melden.

    Danek, für die einfühlsamen Worte.
    LG grasoli

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