Netzwerk – die Diagnose

Gemerkt habe ich nicht viel davon. Ich bin ein Mann und deutlich über 50, da darf es schon mal hier und da ziehen und zwicken. Heraus kam es erst im Rahmen einer Vorsorge-Untersuchung, zu der mich der Doktor meines Vertrauens sozusagen genötigt hatte, erstmalig, nach einer derben Infekt-Folge im Winter. Das volle Programm, ein Stunden-Werk mit vielen tollen Bildern meiner Innereien, die er hocherfreut kommentierte.
(An der Stelle Respekt vor seinen Sachverstand und seiner Begeisterungsfähigkeit!)
Am Ende stand die typische Männer-Runde unten herum, mit sachkundigen Blick, viel Gefühl und wieder Beweis-fähige Bilder, auf denen ich nichts und er alles sah.

Leistenbruch, links, nicht sehr groß, aber eindeutig durch.
„Dat wird nich`von allein, im Gegenteil, wird eher größer mit der Zeit, sollten`se operieren lassen.“

Nach der Abtast-Prozedur tat es auch tatsächlich weh oder zumindest habe ich erstmals bewusst darauf geachtet. Nun bin ich eigentlich richtig gut im abwarten, bis die Dinge sich von allein regeln, was oft genug mit ein wenig Obacht auch gesundheitlich funktioniert. Die überzeugende Ansage des Dok`s und entsprechende Recherchen im Internet meinerseits haben mich aber schnell überzeugt, das es wohl dieses mal wohl nicht der Fall ist.

Der Eingriff selbst – mittlerweile ist wohl seit ein paar Jahren das so genannte minimal-invasive Verfahren mit einem zwischen Bauchdecke und Leisten-Wand platzierten Kunststoffnetz Standard, nur noch in Ausnahmefällen wird klassisch, also offen operiert und genäht. Geht sogar ambulant, aber der Dok meint, ich möge das ruhig stationär machen lassen, zwei Tage Krankenhaus mit einer Übernachtung dort.

Legen`se de Füße hoch, machen`se nix, lassen`se sich bedienen!“ 
(Ein Rat, für den ich ihm noch dankbar sein sollte)

Eine entsprechende Klinik hier in der Stadt war nach Recherche im Bekanntenkreis auch schnell gefunden und der Dok bestärkte mich im meinen Entschluss, mich den Fachärzten dort anzuvertrauen.

Also machen lassen, aber wann? Mir war nicht klar, wie gefährlich das nun real ist, im Netz stehen ja die schlimmsten Sachen, Darm-Schlingen, die sich einquetschen und absterben können bis hin zu akuter Lebensgefahr, Also noch einmal hin zum Doktor, nachgefragt und beruhigt wieder gegangen, nachdem er mir versicherte, das ich das gut und in aller Ruhe planen könne, der Bruch würde keine sofortigen Maßnahmen erfordern. allein diverse Waschmaschinen-Transporte möge ich doch bitte erst einmal anderen überlassen.

Das klang gut, derweil die Sommerferien vor der Tür standen mit den üblichen personellen Engpässen auf Arbeit, ebenso hatte ich keine Lust, die nötige Rekonvaleszenz-Zeit in dem seit langen geplanten, gemeinsamen Urlaub zu erleben bzw. auf die Reise mangels Fitness ganz  verzichten zu müssen. So konnte in Ruhe ein Zeitplan erstellt werden sowie eine Absprache auf Arbeit erfolgen.

*

 

7 Gedanken zu „Netzwerk – die Diagnose

  1. Uschi

    Hallo Reiner,
    nichts kann besser sein, als beruhigende und informative Gespräche, beim Doc seines Vertrauens.

    Ich lese aus deinen Gedanken genau das, was uns wohl alle bewegt, wenn eine OP bevorsteht
    und wir die ganz natürliche Angst, nicht einfach so bei Seite schieben können.

    Ich denke immer noch viel darüber nach, Hüft-OP oder noch warten ?
    Im Moment ist alles gut, kaum mal Schmerzen, aber wenn die kalte Jahreszeit wieder kommt, wird es sich sicher ändern 😉

    Dir auf alle Fälle gute Genesung
    und einen lieben Gruß,

    Uschi

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    1. Reiner

      Danke, Uschi!

      Ja, die Unsicherheiten und die Angst bleiben. Wenn irgendwann die Einschränkungen größer werden als das potentielle Risiko oder die Angst, dann fällt die Entscheidung zumindest etwas leichter. In meinem Fall stand die Aussicht auf langsame Verschlechterung gegen Lebensqualität zum einen und noch weiteren 10 Berufsjahren oder so zum anderen.

      Lieben Gruß auch Dir!

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  2. glumm

    hallo rainer,
    wenn man mal überlegt, wie viele abertausend Krankheiten einen wie aus dem Nichts überfallen und lahm legen können.. sollte man sich beim herrgott eigentlich dafür bedanken, wenn man mit einer oder zwei davokommt..

    hoffe, du bist soweit wieder okay.

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  3. gerlintpetrazamonesh

    So ein Leisten- ist ja eher ein Aus- als ein Einbruch, insofern kein Beinbruch (es müßte denn ein offener Knochenbruch sein). Läßt sich im Normalfall rasch beheben, auch einige Zeit mit Hilfe dieser altertümlichen Scheußlichkeiten, Bruchband genannt, aushalten. Aber erinnert uns daran, wie fragil wir zusammengesetzt sind, wie läppisch leicht wir auseinanderfallen würden, verlören wir auch nur einen Moment zu lange die allzeit geübte Beherrschung. Nicht nur des Geistes, des Verhaltens, sondern auch des Leibes und Leibeswohls. Ich darf das wohl anmerken, hatte auch schon 2 von den unnötigen Dingern!

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