Matrix

Jahrzehnte dauerte es
für das Kind, das gern verglichen wurde.
von jenen, die ein schönes Bild brauchten.

Bis zur Erkenntnis,
Ich bin nicht Du.

Zwischenzeitliche Fluchten vor dem Ich
in mancherlei Unmaß.
Gier trat dem Flüchtling noch hinterher,
der keine Chance hatte gegen das große Fass ohne Boden.

Leistung lässt sich ebenso trinken wie starker Wein,
so entstand ein Bild für sie,
Ein übermaltes Ich.

Darunter
laute Parallelwelten.
Angst.

Der König kam nur am Wochenende
mal kurz zu Besuch,
aufgebläht, mit großen Gefolge,
um Sonntag Abend den Knecht wieder allein zu lassen.

Bis er dann immer seltener kam,
meist allein.
Mit zerrissenem Rock,
ohne jedes Zeichen der Würde.
Krone und Zepter versetzt.

Irgendwann blieb er ganz aus,
ließ den blutenden Knecht allein.
Der schrie und litt,
bis er endlich bitten konnte.

Erst dann
durfte er sich auf die Suche machen,
nach seinem König.

Bekam Führung.
Fand den Zerlumpten.
Durfte sich mit ihm versöhnen.

Sie schworen sich,
einander nie wieder allein zu lassen.

Konnten beste Freunde werden,
Krone und Zepter auslösen gehen.
Ferne Länder bereisen.

Durch tiefe Täler
über schwindelige Höhen.
Regen und Sonne fühlen.
Sterne zählen.
Ehrfurcht  und Staunen lernen.
Gefährten finden.

Das Bild?

Konnte ihnen zurück gegeben werden,
jenen, denen es einst so wichtig war.
Nicht wie zu vermuten
durch`s Fenster geworfen,
sondern achtsam, aber bestimmt überreicht.

Alles nur
mit einer Bitte.

 

 

 

15 Gedanken zu „Matrix

  1. Potenzialtrainer

    Sehr schön beschrieben. Dieses Chaos ohne Orientierung gepaart mit Sehnsucht… Der Weg zur Selbstzerstörung ohne Hoffnung… Gelebte Hoffnungslosigkeit auf dem Altar der Sinne…
    Vom Suchen zum Finden. Vom Fragen zum Antworten. Solange Fragen existieren wird gesucht werden.
    Und alles gehört dazu. ES verwirklicht sich was zu verwirklichen IST.

    Es ist JETZT – mit Dankbarkeit und Demut sehen, reicht.

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  2. holdastern

    Wow! Das habe ich zweimal lesen müssen, so dicht und bild-reich ist dein Gedicht geschrieben. Deine Erfahrungen mit dem Leben schimmern hindurch, gerade genug, dass jeder etwas daraus ziehen kann. Das macht in meinen Augen einen guten Text aus, dass jeder etwas darin wiedererkennt bzw. zu einer eigenen Erkenntnis kommen kann. Mich interessiert, wie dieser Text zustande gekommen ist.
    Liebe Grüße und eine gute Woche, Holda Stern

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    1. Reiner

      Ich mag Archetypen 🙂

      Und ja, es beschreibt sicherlich mein Leben.
      Der König steht für den inneren Herrscher,
      der Knecht u.a. für das abhängige Kind, welches es (noch) nicht besser weiß.

      Danke und lieben Gruß nach nebenan!

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  3. aja

    Ich bin berührt von Deinen Worten.

    Authentisch seinen Weg in Worte gefasst zur eigenen Erinnerung.
    Gleichzeitig kann jeder daran teil-nehmen, teil-haben und sich erinnern an den eigenen Weg, der so oder ähnlich verlief.
    Beim Lesen entsteht Freude und gleichzeitig ein Gefühl der Nähe

    wie von Gefährten im Geiste – die sich völlig frei lassen.
    Herzlich
    Aja

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    1. Reiner

      Herzlich willkommen hier und Danke für`s nachspüren, für`s mitfühlen !
      Gleiches sucht und findet Gleiches, ich mag Menschen, die sich ebenso auf den Weg gemacht haben, in Richtung Gesundheit, körperlich und seelisch. Für ein besseres, eigenes Leben.

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  4. gerlintpetrazamonesh

    Gewiß. Wir sind immer mehr als einer. Je nach dem, in wessen Spiegel wir schauen, spielen wir wieder eine andere Rolle, vollführen gelernte Zirkuskunststückchen, meist gelingen sie ja, nur selten fällt einer direkt vom Hochseil. – Aber selbst wenn wir nur unseren eigenen Handspiegel nutzen, so sieht uns jedes Mal ein anderes Gesicht entgegen, das verwirrende daran ist, es ist doch immer dasselbe. So dass wir nicht auseinanderhalten können, was echt daran ist, was Maske. So sind wir selbst über uns verwirrt, lassen uns zusätzlich von den Rollenanforderungen verwirren und finden erst – wenn überhaupt – spät zueinander: zu uns.
    Ich gestehe, dass ich schon oft dachte: ah! jetzt hab ichs, jetzt bin ichs. Um dann doch wieder verwirrt zu sein.

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