Mach`s gut, Fidel

Heute früh also bist Du uns also voraus gegangen, wie ich gerade im Radio hörte. Natürlich werden jetzt all die vorgedruckten Nachrufe aus den Schubladen gezogen, weil, so ganz plötzlich und unerwartet hast Du uns ja nicht verlassen, in deinem biblischen Alter von 90 Jahren. Jetzt wird  je nach politischer Ausrichtung eher respektvolles oder mehr kritisches zu lesen sein, warst ja nicht immer fein in der Wahl deiner Mittel.

Einen hätte ich dann auch noch, ganz spontan, ehrlich. Für mich warst Du ein Held. Nicht, weil Du dem großen Bruder nebenan die Stirn dauerhaft geboten hast, auch nicht, weil Du angeblich über 600 (!) Mordanschläge überlebt hast. Sympathisch war mir stets der morbide Charme deiner kleinen Insel, das Improvisationstalent deiner Leute. Widerstand ist eben oft mit Entbehrungen verbunden. Sehr respektabel finde ich in dem Zusammenhang auch das Geschick deiner Landsleute, die Lebensdauer amerikanischer Straßenkreuzer mit Hilfe von russischen Triebwerken in`s Aschgraue zu verlängern.

Nein, der wahre Grund meiner Heldenverehrung ist ein anderer gewesen. Aus deinem schönen Inselreich kam weiland in den 80ern das mit Abstand beste Gras der damals noch geteilten Republik. Dein ganz persönlicher Beitrag zur Zersetzung der Kampfmoral, wenn man so möchte. Was haben wir dir für rauschende Ballnächte gewidmet, die explodierende Samenkörner in den dicken, selbst gedrehten Tüten waren die Gewehrschüsse unserer ganz privaten Revolution, sozusagen.

Bleibt Danke zu sagen, gute Reise, Fidel!

„Jeder glaubte an was anderes, weil keiner etwas verstand.
Viva la Revolution... war leider auch nur Opium.“

*

9 Gedanken zu „Mach`s gut, Fidel

  1. Ananda

    Ich konnt ihn auch gut leiden !
    Eindeutig einer, ohne den die Welt ein Stück ärmer gewesen wäre…
    Eine herausragende Persönlichkeit
    Viel Mut, das is immer gut… sich nich unterkriegen lassen…. seinen Weg gehen….schön, dass er so alt geworden ist – was ja auch einiges zu denken gibt über gesunden Lebens-Stil und so…
    Er wird weiter leben in den Herzen vieler Menschen…

    Antworten
  2. Teggy

    …ein schöner persönlicher Nachruf, mit schönem morbiden Charme…die offiziellen Nachrufe können mir gestohlen bleiben…ich mochte ihn auch immer, so standhaft und stark…

    Antworten
  3. Uschi

    Da bin ich sehr nah bei dir und deinen Gedanken zu ihm.

    Habe mir allerdings auch oft meine eigenen Gedanken gemacht, wenn ich die Insel im Urlaub besucht habe.
    Aber viele glückliche Kubaner konnte ich immer erleben 😉

    Antworten
  4. Holda Stern

    Ja, eine herausragende Persönlichkeit, so kann man wohl sagen. Ein Idealist, wenngleich seine Politik in vielen Hinsichten zu diskutieren wäre. Kuba ist ja nicht reich geworden, viele leben nach wie vor in Armut. Hätte er mehr für sein Land tun können? Wer hat ihn daran gehindert noch mehr zu tun? So Gedanken …

    Antworten
  5. gerlintpetrazamonesh

    Immerhin exportierte diese Insel in die (nicht all zu vielen) befreundeten Staaten neben anderem Ärzte. Die muß man erst mal aufwändig heranzüchten (ich glaube, ein paar Cannabispflanzen wachsen lassen, ist grad noch einfacher), ich frage mich immer noch, wie die das gemacht haben!
    Und das mit dem Gras war mir, naiv wie ich bin, neu, ich dachte immer, der Warenexport beschränkt sich auf Rum (was soll man mit dem Zuckerrohr sonst anfangen?) und diese berühmten Zigarren.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Reiner Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert