Früher

In regelmäßigen Abständen stoße ich im Netz auf Postings meinesgleichen Geburtsjahrgangs, wo sich in epischer Breite darüber ausgelassen wird, das früher alles besser war. Wo sich bitterlich über die Kinder beklagt wird, die doch nur ihren Vorbildern folgen. So wie wir im übrigen damals auch. Was genau geht da in den Köpfen nur vor, frage ich mich immer öfter.

Früher war alles besser?

1. War es nicht, war anders.
2. Zeiten ändern sich.
3. Seid euren Kindern entsprechende Vorbilder.
4. Gerade, was Konsum angeht.
5. Erwartet nicht, das sie euch gleich folgen.

“Früher, hör auf mit früher,
ich will es nicht mehr hör’n.
Damals war es auch nicht anders,
mich kann das alles nicht stör’n.”

(DTH, Damenwahl, anno 1986)

Auch, wenn ich dieses Lied mittlerweile mit gehörigen Abstand „zu früher“ höre, es hat immer noch etwas 🙂

9 Gedanken zu „Früher

  1. Uschi

    Wenn auch gesundheitlich bissel angeschlagen,
    muss ich doch wieder mal bissel nachlesen bei Freunden
    und ich kann dir nur zustimmen Reiner.

    Kann es auch oft nicht mehr hören (lesen), wie da rum gejammert und die Realität völlig verdreht wird !!!

    Jede Zeit hat ihre guten und schlechten Seiten
    und wer davor die Augen verschließt, belügt sich einfach selbst.

    Liebe Grüsse,

    Uschi

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    1. Reiner

      Was mich so nervt, ist der Umstand, das jene, die sich über die Kinder heute empören, von ihnen offensichtlich etwas erwarten, was sie selbst nicht oder besser nicht mehr drauf haben. Sitze ich ständig vor`m PC oder bin mit dem Smartphon beschäftigt, brauche ich mich nicht wirklich wundern, wenn die Kinder es schlicht nachleben.

      Noch einmal gute Besserung Dir!

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  2. aloisia eibel

    Lieber Reiner!
    Dein Blog ist es wert, dass ich immer wieder einmal darin nachschaue und dadurch länger als 5 Minuten surfe.. Liebe Grüße und eine gute Zeit. Luise

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  3. bisou

    „Früher“? Ein Ort an den ich nicht zurück möchte. Klar finde ich mich besser zurecht unter Menschen die mit den gleichen Wehrten und Erfahrungen aufgewachsen sind, mich aber darauf beschrenken wollen wäre Stillstand und Stillstand ist Tod.

    Die Kids, die könnten…, die sollten… was auch immer, nur nicht so sein wie wir 😉

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    1. Reiner

      Genau.
      Selbst brauche ich ebenso den Kontakt mit den Kindern. Unsereins schwimmt ansonsten gern im eigenen Saft. Und was sie könnten und sollten…Haben wir getan, was wir gesollt hätten 🙂
      Im Grunde wiederholt sich vieles. Unter veränderten, äußeren Bedingungen. Manchmal kriege ich den Spagat gut hin, mich gerade zu machen und meinem Sohn „von früher“, also aus meinem Leben zu erzählen. Dann hört er zu, schweigt oder fragt nach. Manchmal nicht. Dann kriege ich entsprechende Antworten 😉

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  4. Potenzialtrainer

    Mit gewissem Abstand merken wir die Unterschiede. Und das was wir vermiss(t)en fällt uns ungleich stärker auf. Das was ich so beobachte ist ein gewisser Verlust an Respekt. Verlust an Respekt bei anderen Menschen, bestimmter Berufsgruppen (Polizei, Feuerwehr, Ärzte, LehrerInnen), der Natur und s.g. Nutztieren. Mein Verdacht: Kaum ein Fehlverhalten hat eine lehrende Konsequenz zur Folge. Das fängt in der Familie an, geht weiter über die Justiz und zieht sich durch die Gesellschaft.
    Früher gab es Zucht und Ordnung, heute gibt es Kuschelpädagogik und Überforderung. Ich mag das Wort „Erziehung“ nicht, deshalb nenne ich es „Orientierung“ geben. In der heutigen grenzenlosen Wahlmöglichkeit scheint mir die zu fehlen.

    Tipp: Zur großen Pause mal den Teenies auf dem Pausenhof zu sehen… Was heute unter den Schülern als „spielen“ verstanden wird, hätte früher min. eine Abmahnung wegen Gewalt bedeutet.

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    1. Reiner

      Unsere Welt war überschaubarer als die heutige, das stimmt. Respektlosigkeit gab es allerdings zu allen Zeiten., mit den jeweils üblichen Konsequenzen. Der Umgang miteinander heute ist in der Tat brutaler als „damals“. Auch die Möglichkeiten, jemanden „fertig“ zu machen, sind im Zeitalter des Netzes um ein vielfaches größer als zu „unserer“ Zeit.

      Herausforderungen nicht nur, aber hauptsächlich für die Kinder, deren Fell erst noch wachsen muss.Wir sollen ihnen beistehen, ihnen helfen, sich zu orientieren, ja.

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  5. gerlintpetrazamonesh

    Was früher war? Ja, von welchem Früher reden wir denn? Von Urzeiten, Massenaussterbeereignissen (=forciertes Artensterben, man wird zukünftig nachrechnen, wie das menschliche Tun in diese Rechnung paßt) oder dergleichen? Von traulichen Zusammenkünftigen gestandener, das Weibsvolk blieb zuhause, wenn nicht gerade Kirchgang angesagt war, Nationalisten und Militaristen beim x-ten Bier? Oder welches Früher ist gemeint?
    Doch, doch, manches war in irgendeinem dieser Früher besser. Etwa, dass sich schlechte Nachrichten (etwa der Ausbruch des Krimkrieges oder der Einschlag eines Metoriten vor Mexiko noch ein bißchen früher) mangels world – wide -web und Nachrichtensatelliten nicht so schnell herumsprachen. Manches war aber auch schlechter. Etwa die noch größere Freude, wenn in Italien die Faschisten regieren, als das heute der Fall ist. Oder auch das „ist doch gar nicht so schlimm, wie erst gedacht,“ der Wohlmeinenden.
    Na ja, es ist nützlich, Zeitenläufe zu vergleichen, aber! Man darf sie nicht verwechseln, nicht gleichsetzen. Sonst begeht man eine Dummheit, die sich auch nicht geraderücken läßt.
    Und so eine Dummheit begeht man auch, wenn man den Jüngeren sagen zu können glaubt, wo’s langgeht. Sie müssen ihren Weg gehen. Entweder kommen sie auf klügere Lösungen. Oder sie wiederholen alte Fehler, aber wann hätte der Mensch und die Menschheit je etwas aus der Vergangenheit und weisen Predigten gelernt?

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