Festplattenfund

Vor ziemlich genau 10 Jahren fragte mich eine Kollegin, ob ich Lust hätte, einige Bilder zu machen. Sie wusste, dass ich seit einiger Zeit einen Weblog betrieb, damals noch bei Blog.de. Der Hintergrund war die anstehende Entrümpelung und Neunutzung der ehemaligen Werkstatt ihres Opas, wie ich ein gelernter Werkzeugmacher, ein Beruf mit langer Tradition hier in der Gegend und auch andernorts.

Das Besondere daran war der Umstand, dass der Opa zu diesem Zeitpunkt bereits gut 20 Jahre verstorben und die Oma ihm kürzlich gefolgt war. Zu ihren Lebzeiten durfte absolut nichts in dieser Werkstatt, ein kleines Hinterhofhäuschen auf den hiesigen Südhöhen, verändert werden, gleich so, als könne ihr verstorbener Mann es sich nochmal überlegen und noch irgend etwas fertig stellen wollen. Sehr wahrscheinlich aber eher, um sein Andenken auf diese Art zu bewahren, aber das ist Spekulation.

Damals gestaltete ich einen hübschen Foto-Eintrag bei Blog.de, eine Plattform, die kurz darauf in der Versenkung verschwand, und mit ihr die (bebilderte) Datenbank, auf die ich keinen Zugriff hatte. In der Folge des Untergangs von blog.de entstand übrigens diese Website hier, die ich selbst hoste. Parallel dazu verschwanden die Fotos in einem falsch benannten Ordner auf einer alten Festplatte, die ich erst gestern nach Ewigkeiten mal wieder gesichtet habe. Gott sei Dank sind sie doch noch da, was mich sehr freut, und so erblicken sie noch einmal das Licht der Öffentlichkeit.

Das Häuschen ist am Hang gebaut und hat 2 Etagen, von denen vorne nur eine sichtbar ist.

Selbst habe ich in den 80ern 10 Jahre in kleinen, Inhaber-geführten Betrieben gearbeitet, darunter auch zwei solcher „kleinen Klitschen“, von denen es damals hier im bergischen Land noch eine Menge gab. Sie steckten in unscheinbaren Hinterhof-Anbauten, Wohnhäusern oder Garagen. Heute gibt es nur noch wenige, die überlebt haben, Zeit ist immer im Wandel. Gesegnet, wer sie kennt, schätzt und seinen Arbeitgeber oder sich selbst zu ihren Kunden machen kann. Mit der typisch deutschen Reglementierungs- und Zertifizierungswut haben so Einzelkämpfer nämlich in der Regel nichts am Hut und der Arbeitsschutz wird auch nicht immer so ganz genau genommen. Die Jahre in dieser Art Firmen haben mir als junger Mann ausgesprochen gut getan, ich durfte unendlich viel dort lernen.

So habe ich unter anderen auch in einer kleinen Schlosserei gearbeitet und kenne noch den Umgang mit sehr alten Maschinen. Mein damaliger Chef war ein großer Freund von Insolvenz-Versteigerungen, dazu kam, dass er einen PKW-Anhänger hatte und ich damals der einzige Mitarbeiter mit Hängerkupplung am Auto war. Darum kam ich bei den Beutezügen ein wenig herum und konnte einige ehemalige altertümliche Werkstellen besichtigen. Die kleine Werkstatt hier im Jahrzehnte langen Dornröschenschlaf hatte es mir darum sehr angetan.

Eine alte Zeitung veranschaulicht die Zeitschiene.

Am Fenster …

Kleinkram …

Hier, nur hier und nur so hat die Kratze Empfang.

Bandsäge

Noch mehr Sägen

Wärme …

Liegengebliebenes

Lagerhaltung und mehr

Eine alte Drehbank und ein Shaping oder Kurzhobler. Solch einen Kurzhobler habe ich mal für besagte Schlosserei in einem 400Kg-ungebremsten Anhänger quer durch Wuppertal gefahren. Mit etwas mehr als Schritttempo … gearbeitet habe ich auf solchen Dingern auch.

Ständerbohrmaschine

Und zum Schluss noch Oppas Hausordnung.

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8 Gedanken zu „Festplattenfund

  1. Pingback: Montag, 230306 | wupperpostille

    1. Grinsekatz Beitragsautor

      Stimmt 🙂 Daran erkenne ich, wie alt ich bin, wenn ich mich an meine beruflichen Anfänge erinnere, die viel mit solchen Werkstätten gemein hatten.

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  2. gerlintpetrazamonesh

    Wenn das Ergebnis all des Werkelns nur – was ich nicht annehme und schon gar nicht hoffe! – ein unangenehmer Schlagring wäre, so kann man nur wünschen, dass all dies eingeht. Und die großen Fabriken – ach, die bauen Panzer? Mist.
    Aber die gar nicht mal so kleine Werkstätte erinnert mich an meinen Schwiegervater, der auch stets am Basteln und Werkeln in den unergründlichen Tiefen seiner Keller (ja, das Haus stand ebenfalls an einem Hang, so dass man ebenerdig über die Garage in diese Räume eindringen konnte) war und hinter dem Haus einen mittelprächtigen Schrottplatz betrieb – kann man alles noch mal brauchen. Tatsächlich lernte ich hier, dass alte Waschmaschineninnereien ausgezeichnete Grundlagen für einen Grill sind und ähnliches.
    Bloß Tapezieren konnte man mit ihm nicht gut. Metaller… Zwischen jenen, denen ein Millimeter eine doch schon recht erhebliche Abweichung wäre und jenen, die (auf Hüfthöhe auf- und abbewegte Hand des Bauarbeiters) „u?fähr a Meter“ sagen können, zwischen denen klaffen Welten.

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  3. Gerhard

    Den Rundstahl könnte ich für meine schnöde Gartenkeramik gut gebrauchen.
    Ansonsten schon beeindruckend, was man alles so braucht/brauchen kann.

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