Der Arsch

Genau so und nicht etwa mit seinem richtigen Namen steht er in ihrem Telefonbuch, seit vielen Jahren schon. Er hätte keine Ahnung davon, wenn ihm davon nicht berichtet worden wäre, von gut informierten Kreisen. Nicht etwa nur Arsch oder gar Arschloch, nein, schön mit  dem passenden Artikel dazu. Nicht überliefert hingegen ist, ob er nun unter „D“ oder eher unter „A“ dort verewigt wurde.

Sie pflegt ihren Groll, der irgendwann auch einmal seine Berechtigung hatte, wohl nicht ahnend, das solcher Art Beharrlichkeit auf Dauer sehr ungesund sein kann. Womit weiß Gott keine böse Nachrede gemeint ist, das ist nicht ihr Stil. Eher eisiges Schweigen über die Persona non grata an ihrem Hofe, sobald ein Gespräch die Richtung auf ihn zu nehmen droht. Und eben besagter Register-Eintrag im Telefonbuch, als Relikt einer Zeit, in der der tiefe Groll noch aktive, feurige Wut war.

Ihm kostet es ein Lächeln, heute. Die große Fassungslosigkeit ist schon sehr lange vorüber und wenn alle Jahre wieder einmal die Rede auf besagten Eintrag kommt (er könnte ja doch mal gelöscht werden), dann reicht es auf jeden Fall für allgemeine Heiterkeit. Mit so manchen Titel lässt es sich eben gut leben, heute. Zumal die Zeit schon sehr lange her ist, in der ihm so etwas nahe gegangen ist. Heute weiß er, er ist es nicht, er war es vielleicht einmal. Das macht nichts geschehenes besser, aber zumindest von seiner Seite kommt kein neues Leid hinzu, heute.

Wovon sie wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung hat – er ist ihr in gewisser Weise sogar dankbar. Sie musste damals in sein Leben treten, nicht nur, um dem gemeinsamen Kind das Leben zu geben. Ihr großer Verdienst ihm gegenüber besteht darin, das sie ihm erstmalig die Verzauberung des anderen Geschlechtes genommen hat, sein Bild von der Weiblichkeit ganz allgemein heilsam korrigiert hat, Richtung Realität eben.

Ohne die Erfahrung dieser Zeit würde ihm heute ein Menge fehlen, soviel ist sicher.

~

 

 

7 Gedanken zu „Der Arsch

  1. bisou

    Das geht ja gar nicht!
    Wenn schon, dann doch bitte unter H wie Herr Arsch 😉

    Was der andere in uns sieht sagt mehr über ihn denn über uns. Sie hällt an vergangenem fest – sie kann nicht anders.

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  2. Ananda

    Groll ist Gift.
    Das hatte ich nie, diesen grollenden Groll – Gott sei Dank?
    Nein, Gott sei Dank, das gilt für Veranlagungen.
    Da bin ich eher der Typ, mir Luft zu machen.
    Früher war das regelrechter Jähzorn und dass das sanfter, ein wenig überlegter, geworden ist,
    dafür hab ich auch einiges getan!

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    1. Reiner

      Manchmal dürfen wir Gott auch für etwas dankbar sein, was wir nicht haben.
      Anders herum laden so manche Veranlagungen nicht gerade zur Dankbarkeit ein 😉
      Viele andere schon und es tut gut, sich beizeiten daran zu erinnern…

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  3. Uschi

    Mit solch einem Hass oder Groll kann ich rein gar nicht anfangen lieber Reiner
    und es tut mir sogar weh, so etwas zu lesen.

    Einfach traurig ist es für mich, wenn sich Menschen, die doch irgendwann mal viel für einander empfanden,
    dann so nachtragend sind.
    Eine sehr ungesunde Lebenseinstellung !

    Liebe Grüsse
    Uschi

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