Betrug und Verrat

Im Geschäftsleben und in der Politik ist es beinahe alltäglich. Menschen sind so, erfüllt von Egoismus und Gier. Nicht alle, aber gerade unter den Mächtigen eben viele. Sonst wären sie nicht so mächtig geworden.

Anders ist es, wenn ich lese, bei befreundeten Bloggern. Von Verrat, von Ehebruch, von Untreue. Oder wenn ich es höre, im Freundes- und Bekanntenkreis. Es bewegt mich, versetzt mir eine Stich, weil ich mich erinnere, an meine Vergangenheit. Diese ist zwar vergangen, bestimmt aber, ob ich will oder nicht, meine Gegenwart.

Untreue ist ein Seil mit zwei Enden. Mal war ich an dem einen, mal an dem anderen Ende. Ich durfte beide Seiten schmecken, fühlen. Das klingt geläuterter, als es ist. Dahinter steckt aber eine einfache Erkenntnis, die es in sich hat: Ich komme schlicht nicht weg von mir. Mein ganzes Leben war bestimmt von der Suche nach Intensität, nach der Wucht. Nicht nur, um den Moment auszukosten. auch, um diese Leere nicht zu spüren, diese Verlassenheit. Es ist nicht nur der innige Wunsch, niemanden mehr solche Schmerzen zuzufügen. Es ist auch die tiefe Erkenntnis, dass es kein Entrinnen gibt, vor mir selbst. Dass jedes Manöver, das dem Teil in mir mit den losen Nervenenden, dem zeternden kleinen Jungen, kurzfristige Erfüllung vorgaukelt, früher oder später zu Ende geht und mich desolater zurück lässt als zuvor.

Es gibt auch eine andere Form der Intensität. Sie ist leiser, man muss gut hinhören. Zwar hat sie nicht das Potential für den Kick und sie steht auch nicht immer gleichermaßen zur Verfügung, im Alltag. Sie hat etwas mit Liebe zu allen, was lebt, zu tun. Täglich bekomme ich einen Eindruck davon, wenn wir uns daheim aus unseren Tag erzählen. Langsam fange ich an, zu verstehen …

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17 Gedanken zu „Betrug und Verrat

  1. Ananda

    Alles Liebe <3 😉 … sag ich doch immer 😉

    … und ich bin da radikal… mit diesem Männer-Frauen-Dings… und ich spür das schon, dass das – aus meiner Perspektive gesehen – für manche Männer nicht leicht ist … das nicht zu verwechseln… aber da müssen sie durch, das ist dann ausnahmsweise mal nicht mein Problem 🙂
    … und eine "Beziehung" – das mach ich, wenn überhaupt, dann nur noch so, wie es mit meinem Mann war – in Offenheit und Vertrauen, was anderes geht für mich nicht

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  2. Uschi

    Ob es auch etwas damit zu tun hat,
    dass wir schon so manche Erfahrungen gemacht haben und deshalb besser verstehen ?

    Mir würde auf alle Fälle so einiges nicht noch mal passieren
    und das hat nichts mit Vorsicht zu tun 😉

    Vertrauen ist das Zauberwort !!!

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  3. Bisou

    Ich werde meinem Menschen nie mehr wert sein können als ich es mir selber bin.
    Bin ich mir selber untreu, wird er es mir auch sein

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  4. Muschelfinderin

    Die Suche nach der „Wucht“ … oh ja … das ist mir vertraut …
    Mich in den Alltag zu fügen, in ewig gleich Abläufe, Rituale – hat Tröstliches und Schmerzvolles für mich.
    Diese Sehnsucht nach dem Sinn-Vollen überkommt mich noch immer und die Abenteuer-Lust und das Ausbrechen-Mögen …
    Auch das sich nebeneinander Einrichten beschäftigt mich.
    Wie viel Nebeneinander verträgt ein Miteinander?
    Ich bin so gern allein … manchmal lieber das!

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    1. Reiner

      Rituale geben Sicherheit, sofern man ihnen nicht zuviel Raum gibt. Dann ersticken sie, Sinn-entleert. Manchmal sage ich scherzhaft, das Leben ist 50% Plan und Struktur, und 50% Chaos. Idealer Weise, weil es immer Zeiten gibt, in denen das eine oder das andere überwiegt.

      Sinn-voll … ich hatte Kollegen, die nach schmerzhaften Erfahrungen ihren Beruf verlassen haben, mit dem Preis der materiellen Unsicherheit. Dazu fehlte mir bislang der Mut und der Umstand, das ich zum einen nicht gerne von Mitteln lebe, die ich nicht selbst erwirtschaftet habe und zum anderen noch für mein großes Kind Verantwortung trage. Dennoch kann ich mir heute die Erfüllung meiner Tage auch ganz anders vorstellen.

      Miteinander und Nebeneinander – der Satz ist nicht von mir, aber ich könnte ihn unterschreiben:
      Ich musste lernen, mich von meinen Vorstellungen zu verabschieden.

      Wie viel verträgt sich … solche Fragen habe ich mir auch schon gestellt. Jedes mal denke ich dann, im Grunde ist es die falsche Frage. Sie analysiert den Mangel und nicht das Haben, die Fülle, das, was trägt. Wir teilen nicht viel Zeit miteinander, weil ein jeder sehr gut mit seinen eigenen Dingen beschäftigt ist. Dennoch ist die wenige, gemeinsame Zeit gefüllt mit einem Austausch, der uns beiden gut tut.
      Es war und ist ein Versprechen …

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    1. Reiner

      Habe ich auch mal mit kokettiert. Das ist ganz praktisch, weil, wenn ich es dann dennoch wagte, war das Versagen sozusagen mit eingepreist 😉 Heute glaube ich, dass es nur sehr wenige, wirklich „Beziehungs-Unfähige“ gibt.

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  5. Gerhard

    Das klingt sehr gut.
    Ich suche auch die Wucht – oder besser die Intensität. meine Antwort darauf: Ich habe vieles schleifen lassen und zu eindimensional gelebt. So empfinde ich es. Ob sich dahinter auch eine Flucht verbirgt, wäre zu prüfen.

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    1. Reiner

      Hallo Gerhard,

      es ist der so genannte „Alltag“, der uns oft die Sinne für die leisen Töne raubt und uns „eindimensional“ leben lässt. Meine Kompensation dessen ist, so oft es geht, draußen sein, in der freien Natur. Deinem Blog entnehme ich, dass Du das ähnlich hältst 🙂

      Grüße !

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  6. gerlintpetrazamonesh

    Nein, ich war auch nicht immer nur nett und so brav, wie es mein Selbstbild verlangt hätte. Gleichwohl durfte ich von derlei drastischeren Stricken immer nur das eine Seilende halten, das des Passiven, was ja nn mal leidend heißt (keine Frage, falls man mich nach meinen Gedankengängen und manchmal auch Wunschphantasien fragte, käme anderes heraus). Macht keinen Spaß. Aber auch das andere wollte ich nicht in Händen halten und so handhaben, dass es nicht als Peitsche dient, wohl fühlte ich mich nicht dabei. Wie sehr tue ich dem anderen weh? Rucke ich spürbar oder halte ich das Seil so sacht, dass er nichts merkt? Beides würde ich nicht wollen. Nein.
    Werde ich das Seil halten? Werde ich es loslassen? An welchem Ende werde ich eines Tages noch stehen? Weiß ichs? Nein. Ich weiß es nicht und traue mir auch Ungutes zu. Sind wir doch Menschen, die sehr leicht dazu neigen, etwas zu tun, was sie unbedingt anderntags bereuen. Im Selbstbelügen ist unsere Art einfach unübertroffen. Das braucht man manchmal, um überhaupt über die nächste Runde zu kommen. Gleichzeitig ist es aber der Fluch der Welt.

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