Angefühlt

Nur das leise Rauschen der Therme ist zu hören, im Duo mit dem Ticken der Wanduhr. Küchenimpressionen, heute ohne die sonst übliche Radio-Berieselung. Gerade komme ich aus dem Bad, unser Vermieter hat dieser Tage am Waschbecken eine neue Mischbatterie einbauen lassen, die alte ging, verkalkt, wie sie war, sehr schwer. Bei der Gelegenheit wurde auch gleich der Durchlauferhitzer getauscht, der altersschwach vor sich hin tröpfelte.

Es ist noch ein wenig fremd, wie sich die neue Mischbatterie anfühlt. Kalt-Warm, und zwei Stufen Wasserdurchfluss, ein smarter Hebel, das ist wohl Standard heute. Funktion, Optik, Akustik, und – Haptik. Wie sich etwas anfühlt. In der Autoindustrie werden Unsummen in die Entwicklung gewisser Materialien gesteckt, die sich ansprechend anfühlen. Gemeinsam mit dem Umstand, das Auto fahren leider keine reine Kopfsache, sondern schwerst emotional aufgeladen ist, werden weitere Unsummen mit dem Ergebnis dieser Entwicklung verdient.

Auch ich bin so ein Mensch, dessen Wahrnehmungszentrum eindeutig das Gefühl ist, allem Ratio zum Trotze. Alles mögliche fasse ich an, um zu fühlen, was oder wie es ist. Eine klemmende Türe wird solcher Art ob ihrer klemmenden Stelle analysiert, ebenso ein Maschinenlauf durch Hand-auflegen und spüren der Vibrationen überwacht. Verschiedenartige Kunststoffe kann ich so unterscheiden, ebenso unsere beiden Kater, unabhängig vom Körperbau der beiden.

Auch Menschen fühlen sich an. Lange konnte ich nur mit Überwindung jemanden in den Arm nehmen, das hat sich Gott sei Dank im Laufe der Zeit gewandelt. Menschen, die mir in irgend einer Weise nahe stehen. Auch der Geruch spielt ein große Rolle. So wurde mir zum Beispiel glaubhaft überliefert, dass meine erste Grundschullehrerin nur auf Grund dessen einen guten Zugang zu mir hatte, weil sie gut roch.

Es ist schon irgendwie irre, wie sehr wir in unserem ach so aufgeklärten Zeitalter immer noch über die uralten Erbgüter unserer Evolution durch`s Leben geführt werden. Gerade Politik wird mit viel Gefühl gemacht, auch, wenn man uns unsere gewählten Vertreter gerne als Sachverständige präsentiert. Das mögen oder sollten sie auch sein, oder sich zumindest dorthin entwickeln. Spielt aber offensichtlich eine zunehmend untergeordnete Rolle, wo welche Talente schlummern. Manch einer wurde ohne einem großen Spektrum an Talenten sogar Staatspräsident… Es reicht den meisten also, berührt zu werden, wie auch immer.

Politik – da wollte ich nicht hin, jetzt, lässt sich aber auch nicht vermeiden, in dem Zusammenhang. Wie auch immer, mein Mittel der Wahl zur Orientierung bleibt das Gefühl, die Intuition, wie immer man das nennen mag. Nichts besonderes? Ich kann versichern, doch. Für mich zumindest, als ein Mensch, der Jahrzehnte Mittel eingesetzt hat, auch, um eben nichts oder zumindest weniger zu fühlen.

Sag`s mit Musik …
Achtung, Geschmackssache 🙂

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10 Gedanken zu „Angefühlt

  1. Anhora

    Das ist eine schöne Beschreibung von Achtsamkeit der Umgebung und sicher auch dem Leben gegenüber. Offenbar nimmst du viele Schwingungen wahr. Ich auch, deshalb weiß ich, dass ein simpler Wasserhahn gespürt werden kann und man fühlt sich ja lebendiger bei all diesen Eindrücken. Auch Situationen z.B. „fühlen sich an“, nicht immer angenehm leider.
    Und ja: Bestimmte Substanzen unterdrücken Empfindungen, darunter auch die unangenehmen. Aber das ist fatal. Es zahlt sich nicht aus.
    Ich wünsche dir einen wunderbaren Tag, mit all seinen Facetten. 🙂

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  2. Aloisia Eibel

    Ja, so ist es . Emotionen sind unsem Wesen gemäß. Sie sind ein großes Potential, sie machen uns zu menschlichen Wesen. Danke, dass es so ist.
    Einen lieben Gruß aus dem Land ob der Enns. Einen schönen Sonntag!

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  3. Erika Müller

    Achtung Geruchssache! Die Evolution hat uns auch noch in Sachen Partnerwahl voll im Griff: der Geruch richtet es auch dort –> ‚Der betörende Duft des Immunsystems“ . Und wenn wir uns den Falschen ausgesucht haben, hatten wir wahrscheinlich gerade Schnupfen

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    1. Reiner Beitragsautor

      Es ist schon lange Zeit her, dass ich Mittel eingesetzt habe … verzichten mag ich nicht mehr auf die Fülle dessen. Auch, wenn es manchmal nicht leicht ist. „Fehler“ – Täuschungen sind inbegriffen, ja.

      Danke für`s hereinschauen!

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