„Ehren“-Amt

Ein wohltuender Antipol zum gewohnten Besitzstands-Denken, abseits von Haben & Abgrenzen wollen, abseits von Neid & Missgunst, gerade umfassend und beeindruckend dargelegt in WEST ART. Immerhin jeder dritte Deutsche engagiert sich auf die eine oder andere Weise unentgeldlich, was Hoffnung macht, das dieses unsere Land nicht so kalt ist, wie es sich manchmal anfühlt.

Nutzt der Staat ehrenamtliches Engagement aus oder inspirieren Ehrenamtliche den Staat, sich einzuschalten und Verantwortung zu übernehmen? Beides stimmt in Teilen, glaube ich. Auch bin ich davon überzeugt, das die von vielen beschworene Trennung von den Bürgern, den Menschen einerseits und der Politik andererseits ein auf Dauer sehr schädliches Denken ist. Die da oben und wir hier unten stimmt so für mich nicht.

Ich bin politisch, so wie jeder einzelne hier. Somit wünsche ich mir einen Staat, der mehr Verantwortung für Bedürftige übernimmt und bin gern bereit, dafür zu teilen. Veränderung kommt immer von unten und aus dem bestehenden System heraus, sehr selten erfolgreich (und gewaltfrei!) in Opposition dazu. Was Widerstand gegen himmelschreiende Ungerechtigkeiten nicht ausschließt, wenn es sein muss, auch beharrlich und dauerhaft.

Veränderung beginnt immer an der Basis und wird oft aus der Not geboren. Selbst werde ich einerseits weitermachen mit dem, was ich für meinen Teil tue und mir zugleich Gedanken machen über eine Zeit nach dem Beruf. Andererseits werde ich wählen gehen, Zeichen setzen gehen gegen Neo-Liberalismus, Zeichen gegen Prestige-Denken, Zeichen setzen gegen die so oft propagierte  und von vielen verinnerlichte Machtlosigkeit, die so schlicht nicht stimmt und nur ein Erfindung derer ist, die gern unter sich bleiben wollen.

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6 Gedanken zu „„Ehren“-Amt

  1. Uschi

    Menschen, die es sich zur Aufgabe machen, nur die Dankbarkeit als Lohn zu erhalten,
    haben meinen größten RESPEKT !

    Schön zu lesen Reiner und ich kann deinen Gedanken gut folgen.

    Liebe Grüsse
    Uschi

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  2. bisou

    Gar nicht so lange her, da hatte jeder vier bis sieben Geschwister gleich um die Ecke wohnen und immer war irgend eine Art von Hilfe gebraucht.

    Kleinst Familien, geographische Versprengung, es ist Platz für Engagement im „Aussen“ frei geworden.

    Die Menschen sind weder „besser“ noch Hilfsbereiter geworden, es verteilt sich nur anders.

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    1. Reiner

      Ja, das wird so sein…für mich, dessen Eltern Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts damit begonnen haben, des Rest ihres Lebens als Entschädigung für die ihnen gestohlene Kindheit zu betrachten, macht der Dienst am Nächsten, wie immer er auch ausschaut, heute Sinn.

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  3. bisou

    „… damit begonnen haben, des Rest ihres Lebens als Entschädigung für die ihnen gestohlene Kindheit zu betrachten… “

    Es sind solche Sätze die mir dann wieder Bewusst machen, dass ich „Ausländerin“ bin, „vererbte“ Sichtweisen und Erlebnisse auch andere sind.

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    1. Reiner

      Bei Kriegsende waren sie 10 und 11 Jahre alt, traumatisiert und geprägt vom Krieg in Wuppertal und von so genannter Kinderlandverschickung mit anschließender Flucht zurück…in der Folge hatten sie ausschließlich ihr eigenes Wohlergehen im Sinn, Hilfsbereitschaft beschränkte sich, wenn überhaupt, auf dem engsten Kreis. Heute kann ich das ohne Groll sagen, das war nicht immer so.

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